Von "Padua" zu "Kruzenshtern": Letzte Zeugin einer Epoche
Im Juni 1926 läuft die Viermastbark "Padua" in Bremerhaven vom Stapel. Sie ist das letzte frachtfahrende Segelschiff der Welt, das ganz ohne Motor gebaut wird. Nach dem Krieg benennen die Russen das Schiff in "Kruzenshtern" um.
Wie ihre bekannten Schwesterschiffe "Pamir" und "Passat" gehört sie zu den legendären Flying-P-Linern, gebaut für die renommierte Hamburger Reederei F. Laeisz. Zwischenzeitlich umbenannt in "Kruzenshtern" ist sie die einzige Bark aus der Reihe, die heute auf See im Einsatz ist. Nach ihrem Stapellauf unternimmt die "Padua" Fahrten nach Chile und Australien, von wo sie Weizen und Salpeter transportiert.
Die "Padua" im Film

Schon früh wird das Schiff für Filmaufnahmen genutzt: So segelt die "Padua" 1935 nach Madeira und Casablanca und wirkt dort in dem Film "Die Meuterei auf der Elsinore" mit. 1940 stehen Filmaufnahmen in Stettin auf dem Programm, 1943 ist die Bark Kulisse in dem Hans-Albers-Streifen "Große Freiheit Nr. 7". Neben ihren Filmauftritten unternimmt die "Padua" während des Zweiten Weltkriegs hauptsächlich Ausbildungsfahrten auf der Ostsee. 1943 rüsten die Deutschen das Schiff unbestätigten Berichten zufolge sogar mit einer Kanone aus. Die Feinderkennung funktioniert jedoch nicht wirklich gut. Der einzige zu vermeldende "Erfolg" der Umbauaktion ist angeblich der versehentliche Abschuss eines deutschen Flugzeuges. Außerdem soll die "Padua" - ebenfalls aus Versehen - ein deutsches U-Boot gerammt haben.
Aus "Padua" wird "Kruzenshtern"
Zum Ende des Zweiten Weltkriegs liegt das Schiff im Hafen von Flensburg. Von dort geht es später weiter über Hamburg, Kiel und Lübeck nach Swinemünde. Im Januar 1946 wird das Schiff als Reparationszahlung den sowjetischen Behörden übergeben. Die schleppen es nach Kronstadt nahe Leningrad, überholen die Viermastbark und geben ihr einen neuen Namen: "Kruzenshtern". Namenspatron ist der deutsch-baltische Marineadmiral Adam Johann Baron von Krusenstern, der für Russland zwischen 1803 und 1806 das erste Mal die Welt umsegelte.
Die "Kruzenshtern": Vom Forschungs- zum Schulschiff
Bis 1961 bleibt die "Kruzenshtern" im Hafen. Dort erhält sie auch ihren ersten Dieselmotor. Als ozeanografisches Forschungsschiff kommt sie dann in den Dienst des Hydrografischen Instituts und unternimmt Fahrten in den Atlantik, in die Karibik und ins Mittelmeer. Zu diesem Zeitpunkt hat sie noch nicht den heute bekannten Anstrich mit den angedeuteten Geschützklappen. Zwischen 1968 und 1971 erfolgen weitere Umbauten und Modernisierungen. Die "Kruzenshtern" ist nun ein reines Schulschiff für Kadetten.
Bei Regatten vorn dabei: Rekord beim "Columbus 1992"
Seit 1974 nimmt die "Kruzenshtern" regelmäßig an Regatten auf der ganzen Welt teil. Neben vielen Preisen und Auszeichnungen sticht ein Rekord besonders hervor: Auf dem "Columbus 1992", einem Transatlantik-Rennen von Boston nach Liverpool anlässlich des 500. Jubiläums der Entdeckung Amerikas, erreicht das Schiff eine Spitzengeschwindigkeit von 17,4 Knoten, rund 32 Kilometer pro Stunde. Damit macht die "Kruzenshtern" ihrem legendären Status noch einmal alle Ehre. Noch immer gehört die Viermastbark zu den schnellsten existierenden alten Rahseglern.
Mitsegeln auf der "Kruzenshtern"
Interessierte Privatleute können heute auf der "Kruzenshtern" mitsegeln, sowohl als Passagiere bei Tagesfahrten als auch als Trainees auf längeren Törns zusammen mit russischen Kadetten. Die "Kruzenshtern" ist außerdem regelmäßig zu Gast bei Großseglertreffen, so etwa bei der Hanse Sail in Rostock und beim Hamburger Hafengeburtstag. Auch bei diesen Ereignissen nimmt sie zahlende Gäste mit an Bord.
