Stand: 08.01.2011 11:30 Uhr

"Ausgrabungen sind etwas ganz Großes"

NDR.de: Sind Sie und Ihr Team live dabei gewesen, als die Archäologen neue Stücke gefunden haben?

Dedio: Wir haben die Archäologen bei den Ausgrabungen über drei Monate begleitet und waren natürlich oft dabei, als Funde gemacht wurden. Die meisten "großen" Funde wurden vorher von den Grabungstechnikern mit ihren Metallsonden gemacht. Aber viele für die Schlacht entscheidende Funde - wie die Spuren der Sandalennägel, die römischen und germanischen Pfeilspitzen, die Katapultbolzen am Hang und die Pferdeknochen, haben wir sozusagen live bei den Grabungen gefilmt.

NDR.de: Hat Ihnen eines der Fundstücke besonders gefallen? Hätten Sie vielleicht gerne eine römische Speerspitze zuhause?

Einsatz der Zügelführung eines römischen Wagens © Looks Film
Einsatz der Zügelführung eines römischen Wagens

Dedio: Das für den szenischen Dreh nachgebaute Wagenteil ruht in meinem Regal zusammen mit anderen Andenken an Filmprojekte. Darauf bin ich sehr stolz. Natürlich hätte ich auch gerne eine der sehr gut erhaltenen Silbermünzen, aber letztendlich ist das nachgebaute Wagenteil für mich das Schönste, was ich von dem Film mit nach Hause nehmen konnte.

NDR.de: Was war der spannendste Moment während der Dreharbeiten?

Dedio: Es ist jedes Mal spannend, wenn der Metalldetektor ausschlägt, weil man nie weiß, was nun zu Tage kommen wird. Am spannendsten war mit Sicherheit aber die C-14-Datierung der Pferdeknochen. Vor Ort dachten alle, dass es sich bestimmt um ein Pferd aus dem 2. Weltkrieg handeln würde, denn 1945 hatte sich hier im Wald eine deutsche Einheit aufgelöst. Als dann die Meldung kam, dass der Pferdeknochen vermutlich aus der Zeit der römischen Schlacht datiert, war das für die Archäologen wie für uns ein großer Moment und wir sind gleich aufgebrochen Richtung Poznan, um die Untersuchungen zu filmen.

NDR.de: Es handelt sich bei "Rätsel Römerschlacht" um einen sehr aufwendigen Film. Wie lange hat die Produktion insgesamt gedauert?

Dedio: Der Film startete sehr schnell, da ich erst Ende Mai von den Ausgrabungen erfuhr und wir bereits im Juni drehten. Dann nahm der Film über sieben Monate Gestalt an. Insgesamt habe ich ein knappes Jahr daran gearbeitet.

NDR.de: Gab es Schwierigkeiten, mit denen Sie nicht gerechnet hatten?

Dedio: Eigentlich nicht. Durch die sehr gute Kooperation mit den Archäologen, dem Kreis- und dem Landesamt, sowie den Universitäten konnten wir uns gut auf alles vorbereiten.

NDR.de: Sie haben für den NDR bereits einige Beiträge zu historischen Themen produziert. Was reizt Sie daran?

Dedio: Geschichte hat mich schon immer sehr fasziniert - und wenn man, wie hier, Teil davon sein kann, wenn etwas völlig Neues zum ersten Mal das Licht der Welt erblickt, dann ist das etwas ganz Großes. Außerdem hat mich die Herangehensweise als "archäologischer Krimi" sehr gereizt, denn hier verbinden sich dramaturgische Elemente aus ganz unterschiedlichen Genres.

NDR.de: Wäre Grabungstechniker eine berufliche Alternative für Sie?

Dedio: Eher nicht, denn ich glaube, ich hätte Probleme mit der Abgeschiedenheit, damit den ganzen Tag im Wald zu sein.

Das Interview führte Ulla Brauer.

Dieses Thema im Programm:

NDR Story | 27.04.2013 | 11:30 Uhr

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