Tierpark Hagenbeck: Eine Zoo-Attraktion mit Schattenseiten
Naturnahe Landschaften und Freigehege: Am 7. Mai 1907 eröffnet Carl Hagenbeck in Hamburg den weltweit ersten gitterlosen Zoo. Der Tierpark bleibt eine Attraktion, hat aber auch dunkle Flecken in der Geschichte.
Die perfekte Illusion einer Abenteuerreise durch die Wildnis - diese Idee schwebt Carl Hagenbeck vor, als er mit den Planungen zu einer modernen Form des Zoos beginnt. Der ehemalige Fischhändler, der sein Geld ab den 1860er-Jahren mit Tiervorführungen und Tierhandel gemacht hat, träumt von einem Zoo mit Parklandschaften, in dem die Besucher den Tieren in einer möglichst natürlichen Umgebung ohne störende Gitter begegnen können.
7. Mai 1907: Erster gitterloser Zoo eröffnet

Am 7. Mai 1907 verwirklicht Carl Hagenbecks seinen Traum: In dem damals noch nicht zum Hamburger Stadtgebiet gehörenden Stellingen eröffnet der Tierpark Hagenbeck als erster gitterloser Zoo der Welt. Das Konzept der Tierhaltung in naturnahen Umgebungen lässt sich Hagenbeck patentieren. Schon bald übernehmen es zahlreiche Zoos.
In Hagenbeck leben die Tiere in sogenannten Panorama-Anlagen. Anstatt durch Gitterstäbe sind sie von den Besuchern nur durch Trocken- und Wassergräben getrennt. Aus dem Eröffnungsjahr bis heute erhalten sind unter anderem der Affenfelsen, auf dem heute die Paviane herumtollen, sowie das sogenannte Afrika-Panorama mit Löwenschlucht und einer künstlichen Felslandschaft, in der verschiedene Huftiere leben.
Carl Hagenbecks diskriminierende "Völkerschauen"

Tiere sind allerdings nicht das einzige, was Carl Hagenbeck ausstellt. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wird Europa als Folge des Kolonialismus von eine Faszination des Fremden und Exotischen gepackt. So lässt Hagenbeck ab Mitte der 1870er-Jahre bei den damals beliebten "Völkerschauen" unter anderem Samen, Inuit, Massai, Singhalesen und Nubier auftreten - zuerst noch auf dem Neuen Pferdemarkt, wo er seine ersten Schauen abhält, später auch im Tierpark in Stellingen. Das neugierige Hamburger Publikum kommt in Scharen, um die ausgestellten Fremden zu "besichtigen". Von ihnen kommt ein Großteil vermutlich freiwillig und verdient mit den Auftritten Geld, um danach wieder nach Hause zu reisen.
Hunderte Tiere sterben im Bombenhagel des Weltkriegs
Carl Hagenbecks Söhne führen nach dessen Tod 1913 die Arbeit ihres Vaters fort, erweitern den Tierpark stetig. 1937 eröffnet eine großzügige Anlage für die Elefanten. Doch der Zweite Weltkrieg zieht auch am Tierpark nicht spurlos vorüber. Mehrere Hundert Tiere sterben im Bombenhagel und große Teile des Parks, darunter etwa die Eismeer-Anlage, werden beschädigt oder zerstört. Doch die Familie Hagenbeck schafft es mit vielen Helfern, die Anlage wieder aufzubauen.
Exotik und Erlebnis in Tierpark und Tropen-Aquarium
Bis heute ist der Tierpark in privater Hand. Carl Hagenbecks Nachfahren verfolgen weiter die Ziele des Gründers: Hagenbeck soll eine Erlebniswelt sein, Exotik und Abenteuer bieten. 2007, 100 Jahre nach der Eröffnung, erhält er mit dem rund 7.000 Quadratmeter großen Tropen-Aquarium eine weitere Attraktion. In einer fantasievollen Kulissenwelt beherbergt das Gebäude Tausende exotische Tiere, darunter Haie, Muränen, Nilkrokodile, giftige Schlangen, Fledermäuse, Höhlenfische sowie Skorpione.
Eismeer: Seit 2012 Heimat von Walrossen und Eisbären
Im Sommer 2012 eröffnet mit dem Eismeer ein weiterer Neubau. Er ist Nachfolger des Nordland-Panoramas, das bereits 1907 von Carl Hagenbeck eingeweiht wurde. In der 8.000 Quadratmeter großen Anlage sind Eisbären, Pinguine, Kegelrobben und Seebären zu Hause. Außerdem sind dort erstmals seit dem Tod des NDR Maskottchens Antje wieder Walrosse zu sehen. Die Anlage ist begehbar: Im Inneren können Besucher die Tiere durch gläserne Panorama-Scheiben auch unter Wasser beim Tauchen beobachten.
