Stand: 08.01.2011 11:30 Uhr

Als Legionär auf Feldzug

Jeder Legionär trug allein dreißig Kilo Rüstung und Waffen mit sich. Die Soldaten mussten ihre Ausrüstung selbst bezahlen, ein Teil ihres Soldes wurde dafür zurückbehalten. Ein wichtiges und teures Kleidungsstück waren die Schuhe - Caligae, an deren Unterseite sich so etwas wie Stollen, ähnlich denen unter heutigen Fußballschuhen, befanden. Sowohl Sandalen als auch geschlossene Schuhe und Stiefel waren mit bis zu einhundert Nägeln präpariert. Und wer Nägel verlor, musste sie auf eigene Kosten ersetzen.

"Für die Legionäre, die in Germanien unterwegs waren, entstanden häufig Mehrkosten, da sie, wenn sie über Fels marschiert sind, sehr, sehr viele Schuhnägel verloren haben und die Schuhe immer wieder neu genagelt werden mussten", erklärt der Archäologe Prof. Günter Moosbauer von der Universität Osnabrück. Die Legionäre verloren ihre Schuhnägel aber nicht nur beim Marschieren, sondern auch beim Kampf. Für die Forscher am Harzhorn sind sie ein Segen, denn sie verraten in welche Richtung die römischen Legionäre marschierten.

Jeden Tag ein neues Zeltlager

Restaurierte Pionierschaufel © Looks Film
Restaurierte Pionierschaufel

"Auf ihren Feldzügen marschierten die Römer circa 20 Kilometer am Tag. Und am Ende jedes Tages musste ein Lager aufgeschlagen werden, um die Übernachtungsstation zu sichern", erklärt Prof. Günther Moosbauer weiter. "Dazu legte man normalerweise sogenannte Marschlager an, die durch einen Wall und Graben befestigt waren." Auch die Römer vom Harzhorn hatten entsprechendes Werkzeug, wie beispielsweise Pionierschaufeln und Zeltheringe, dabei. Die Stärke eines römischen Heeres im Feindesland konnte 10.000 bis 30.000 Mann betragen, so die Einschätzung des Archäologen. Im römischen Heer kämpften auch Hilfstruppen aus allen Teilen des römischen Reiches, die sogenannten Auxiliares. Darunter gab es auch Germanen. Sie benutzen ihre eigenen Bögen und Pfeile.

Verpflegung und Steinmühlen im Gepäck

Die Zelte der Lager waren immer genau gleich angeordnet. So wusste jeder Legionär genau, wo sein Zelt stand, dass er sich mit fünf anderen teilte. Essen gab es erst, wenn alles fertig war. Prof. Moosbauer: "Jeder Soldat hatte das Recht auf eine bestimmte Ration Getreide. Das heißt, die Armee musste Tonnen von Nachschub mitführen, um ihre Heere zu versorgen." Da das Getreide ungemahlen verteilt wurde, mussten die Truppen auch Handmühlen aus Stein mitführen. Zur täglichen Portion Getreide gab es zwar auch Fleisch oder Käse, abwechslungsreich war die Marschverpflegung allerdings nicht.

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