Titelblatt des Programmhefts vom Lessing Theater zum Stück "Cyankali" von Friedrich Wolf, 1929 © picture-alliance / akg-images | akg-images Foto: akg-images

Ein Fanal gegen den Paragraphen 218

Sendung: ZeitZeichen | 06.09.2014 | 19:05 Uhr | von Soltau, Heide
15 Min | Verfügbar bis 31.12.2099

Mit tosenden, minutenlangen "Applaussalven" geht am 6. September 1929 die Uraufführung von "Cyankali" über die Bühne des Lessingtheaters in Berlin. Nieder mit dem Paragraphen 218 skandieren Zuschauer auf den Rängen. Autor des Stücks ist der Arzt und Schriftsteller Friedrich Wolf.

Der überzeugte Kommunist prangert darin die Zustände in Deutschland an, die jährlich 800.000 Mütter zu Verbrechern machen und die mehr als 10.000 von ihnen mit dem Leben bezahlen. "Cyankali" löst eine breite Diskussion im In- und Ausland aus.

1932 wird Wolf wegen gewerbsmäßiger Abtreibung verhaftet, kommt aber aufgrund von Massenprotesten bald wieder frei. Nach dem Zweiten Weltkrieg graben Dramaturgen in Stuttgart das Stück wieder aus, als in der Bundesrepublik Mitte der 70er Jahre über den Paragraphen 218 gestritten wird.

Als Diskussionsgrundlage funktioniert es immer noch.

Autorin: Heide Soltau
Redaktion: Hildegard Schulte