Werner-Erfinder "Brösel" wird 70: Wat nu?!
von Andrea Schmidt
"Moin ihr Knalltüten, bereit für neue Abenteuer?" Das sagt Werner am Anfang in "Brösels" neuestem Comic "Wat nu!?", lässig posierend mit einer Flasche Bölkstoff in der Hand. Das Gleiche könnte man auch Rötger "Brösel" Feldmann fragen - jetzt, wo er 70 wird. Bei dem Pressegespräch, zu dem er wenige Tage vor seinem Geburtstag am Dienstag (17. März) in den legendären Club 68 in Kiel eingeladen hat, hält er zwar nur eine langweilige Tasse Tee in der Hand. Aber den Schalk im Nacken, den hat "Brösel", der in Travemünde geboren wurde, immer noch. Und spannende Pläne und Projekte. Nicht schlecht für einen 70-Jährigen.
Ein Unterhalter durch und durch
Mit Schiebermütze, cooler Bikerjacke, Röhrenjeans und typischer Nickelbrille sieht Rötger Feldmann eigentlich eher wie ein - sagen wir mal - 45-Jähriger aus. Schlank und rank sitzt er da und unterhält sein Presse-Publikum mit Sprüchen am laufenden Band: "Was soll ich denn meinen Geburtstag feiern? Es geht doch jedes Jahr bergab. Am besten ist es doch im Bett zuhause - schön Pastewka gucken im Fernsehen."
Auch zum Coronavirus fällt dem Werner-Erfinder so Einiges ein. "Kennt ihr das Lied 'Oh Corona, ick heb' di inne Köök Krabbenpulen seh'n’?' Das könnte Torfrock doch jetzt wirklich mal so umändern." Seine Frau, die es schon 20 Jahre mit dem Werner-Erfinder "aushält", bekommt viele nette Komplimente: "Sie macht das toll. Ich kriege jeden Morgen Frühstück. Manche sagen, ich sitze da wie eine Made im Speck."
Das alte Werner-Buch neu aufgelegt
Doch "Brösel" kann auch etwas ernster. Und er erzählt, wie er und seine Frau finanziell richtig zu kämpfen hatten, als der Achterbahn-Verlag Insolvenz angemeldet hatte. "Das war schwer, aber wir haben es geschafft." Inzwischen haben er und seine Frau seit 2019 den eigenen Verlag "Bröseline" am Start. Vom ehemaligen Verlag wurden den Feldmanns keine Daten ausgehändigt. Und so machten sich das Duo daran, alle zwölf Werner-Bände zu digitalisieren, zu überarbeiten und im High-Definition-Offset zu drucken.
Ein bisschen fehlt noch, dann gibt es wieder alle Werner-Werke auf dem Buchmarkt. "Das dauert echt lange und kostet Nerven", sagt Petra Feldmann. "Brösel" wirkt auch leicht erledigt von der vielen Computerarbeit: "Ich sitze nur zu Hause in meiner Burg und mache meine Pixelquälerei."
"Workshops beim Meister" im Kultschuppen
Geht es nach den Feldmanns, soll schon bald auf dem Gutshof nahe Bordesholm (Kreis Rendsburg-Eckernförde), dem schönen Zuhause des Comic-Paars, "Werners Kultschuppen" entstehen. Was das werden soll? So eine Art Galerie, meint "Brösel". "Auf jeden Fall kein Museum - das klingt ja wie Mausoleum." Vielleicht ein Ort, an dem Kinder oder auch Studenten "Workshops beim Meister" nehmen können.
Die Zeichnung der Kultfigur geht dem 70-Jährigen nämlich immer noch locker von der Hand: Große Augen, noch größere Nase, Hasenzähne - unverkennbar Werner! Der geplante Kultschuppen steckt allerdings gerade noch ein bisschen im Bürokratie-Wirrwarr. Es kann also noch dauern.
Streaming: Auch "Brösel" geht mit der Zeit
Einen neuen Werner-Film soll es nicht geben. Dafür wird im Hause "Brösel" aber momentan an Drehbüchern für eine potentielle Werner-Streaming-Serie gearbeitet. "Ins Kino geht ja keiner mehr, man muss halt mit der Zeit gehen", grinst der Comiczeichner. Auch eine Fernseh-Dokumentation von 2018 und 2019 soll fortgesetzt werden.
Kesselt’s wieder beim Werner-Rennen?
Bleibt noch das Werner-Rennen. Das erste fand 1988 auf dem Flugplatz Hartenholm in Hasenmoor (Kreis Segeberg) statt. "Brösel" gegen den Kieler Gastwirt und Inhaber der Galerie 68 "Holgi" - oder besser gesagt: ein von vier Horex-Motoren selbstgebautes Motorrad gegen einen roten Porsche 911. 2018 gab's die Neuauflage, jubelnd verfolgt von einem Wahnsinns-Publikum. Nun sei eine "kreative Pause" in Sachen Werner-Rennen angesagt, sagen die beiden Fahrer.
Werner: Auf ewig jung
Ein neues Buch vielleicht? Auch da wieder die Antwort: "Mal sehen." Und ob Werner dann vielleicht mal als Erwachsener dargestellt wird - wo doch nächstes Jahr der 40. Geburtstag von Werner ist? "So'n alter Mecker-Werner wäre nicht schlecht - stimmt", meint Rötger Feldmann. Obwohl: Irgendwie bleibt Werner doch immer jung, findet "Brösel". Frech, witzig, norddeutsch und sprücheklopfend - eben genau so wie sein Erfinder.
