Land will Biotonnen-Pflicht in Schleswig-Holstein verschärfen

Stand: 08.05.2025 20:13 Uhr

Schleswig-Holstein produziert zu viel Restmüll – und vieles aus der Restmülltonne gehört in den Biomüll. Das Land will gegensteuern mit einem neuen Abfallwirtschaftsplan und womöglich einer neuen Mülltonne.

von Vinetta Richter

Gesammelte Günabfälle und Inhalte aus braunen Tonnen auf einer Deponie © NDR Foto: Vinetta Richter
Viel zu oft landet Plastik im Biomüll. Das erschwert die Kompostierung.

173 Kilogramm Restmüll pro Kopf - so viel landet in Schleswig-Holstein pro Jahr in der schwarzen Tonne. Das sind etwa 20 Kilo mehr als der bundesweiten Durchschnitt. Zu viel, findet Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne). Deshalb setzt das neue Abfallrahmenkonzept des Landes vor allem auf eine bessere Mülltrennung - und auf mehr Wiederverwendung. Seit Mai 2025 gelten neue Regeln für die Entsorgung von Biomüll, wer seinen Müll falsch sortiert, der kann auch die Wiederverwertung kompliziert machen.

Viel zu viel Biomüll landet in der Restmülltonne

Im Fokus steht die schwarze Tonne. Denn was dort landet, gehört oft nicht dort hinein: Laut Umweltministerium bestehen etwa 40 Prozent des Restmülls aus Bioabfällen, 27 Prozent aus Wertstoffen wie kleinen Elektrogeräten. Restmüll wird meistens verbrannt und das ist gerade bei Bioabfällen eine Verschwendung: Aus ihnen kann Biogas gewonnen werden, das fossiles Erdgas ersetzen kann. Oder sie werden zu Kompost – ein nachhaltiger Dünger für die Landwirtschaft.

Pflicht zur Biotonne soll strenger kontrolliert werden

Schleswig-Holsteins Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) vor einer Mülldeponie © NDR Foto: Vinetta Richter
Umweltminister Tobias Goldschmidt will, dass der Müll besser getrennt wird in Schleswig-Holstein.

Schon jetzt gilt: Die Biotonne ist in Schleswig-Holstein Pflicht. Doch viele Haushalte nutzen kulante Regelungen. Wer seinen Grünschnitt und Bioabfälle kompostiert, ist mancherorts von der Biotonnen-Pflicht befreit. Küchenabfälle landen aber häufig dennoch in der Restmülltonne. Diese Ausnahmen sollen daher künftig eingeschränkt und die Pflicht zur Biotonne stärker kontrolliert werden. Lebensmittelabfälle gehören laut Umweltministerium in die Biotonne - am besten in Papier verpackt. Denn:

„Jedes Fitzelchen Plastik in der Biotonne landet auch wieder auf den Äckern.“ Tovbias Goldschmidt, Umweltminister Schleswig-Holstein

Kommt die Wertstofftonne in ganz Schleswig-Holstein?

Um die Menge an recycelbarem Abfall im Restmüll zu senken, prüft das Land derzeit die Einführung einer Wertstofftonne. In Dänemark gibt es sie bereits, in Schleswig-Holstein in manchen Kreisen auch - Stormarn, Herzogtum Lauenburg und Dithmarschen gehören dazu. Dort kostet die Tonne etwa zwei Euro pro Haushalt und Monat. Eine Einführung ist freiwillig für die Kreise – könnte aber das Recycling deutlich verbessern.

Was ist eine Wertstofftonne?

Immer mehr Kreise und Kommunen stellen auf die gelbe Wertstofftonne um. Seit 2020 gibt es sie im Kreis Stormarn und im Herzogtum Lauenburg, 2024 folgte der Kreis Dithmarschen.

Was darf rein?

  • Alle Verpackungen aus Kunststoff, Metall oder Verbundstoffen (z.B. Plastikfolien, Becher, Flaschen, Tetrapaks, Getränkedosen)
  • Geschäumte Kunststoffe (z.B. Styropor-Obstschalen) und Verbundverpackungen aus Materialmix (z.B. Getränkekartons)
  • Hauhaltsübliche Gegenstände aus Plastik oder Metall wie Plastikeimer, Gießkannen, Töpfe, Pfannen, Siebe, Schüsseln, Schalen, Werkzeuge, Kinderspielzeug, Duschvorhänge, Kleiderbügel, Faltkisten, Blumentöpfe, Plastiktüten, Folien usw.

Nicht rein darf
Glas, Papier/Pappe, Bio- oder Restmüll, Elektrogeräte, Textilien oder andere Abfälle

Besseres Recycling möglich: Neue Deponien geplant

Eine Grafik zeigt Standorte und Kapazitäten der in Betrieb befindlichen Deponien im Land
Schleswig-Holstein © Land Schleswig-Holstein Foto: Land Schleswig-Holstein
Noch ist nicht klar wo genau neue Mülldeponien entstehen sollen.

Was nach der Müllverbrennung übrig bleibt und nicht weiterverwertet werden kann, muss deponiert werden. Doch die Kapazitäten in Schleswig-Holstein reichen nicht mehr aus. Das Land plant deshalb Erweiterungen bestehender Deponien, etwa in Grossenaspe, Balzersen und Wiershop. Wo und wann neue Deponien gebaut werden, ist noch offen. Klar ist aber: Seit diesem Jahr gelten bundesweit neue Recyclingziele. Mindestens 55 Prozent aller Siedlungsabfälle sollen recycelt oder wiederverwendet werden – bis 2035 sogar 65 Prozent.

Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 08.05.2025 | 19:30 Uhr

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