Neue Forschung: Antibiotika aus dem Boden
Sie sind mikroskopisch klein und kommen millionenfach im Erdboden vor: Bakterien, die ein ganzes Arsenal von Antibiotika produzieren. Forscher der Universität Tübingen sind in der Lage, diese Bodenbakterien so zu verändern, dass sich aus ihnen neue antibiotische Substanzen herstellen lassen. Diese Wirkstoffe werden in der Medizin dringend benötigt, denn gegen die bekannten Antibiotika bilden immer mehr gefährliche Krankheitskeime Resistenzen.
Wirkung der gängigen Antibiotika nimmt ab
Bei Lungenentzündungen sind die gängigen Antibiotika zum Beispiel schon wirkungslos. Hier hilft nur noch ein Notfallantibiotikum, das erhebliche Nebenwirkungen hat. Jetzt gelang es den Tübinger Forschern, aus ihren Bodenbakterien ein neues Antibiotikum zu isolieren, das genau die problematischen Krankheitserreger der Lungenentzündung bekämpft. Bis ein gefundenes Antibiotikum wirklich für die Patienten zur Verfügung steht, dauert es allerdings mindestens noch 10 bis 15 Jahre.
Bakterien produzieren Antibiotika, um Konkurrenz zu bekämpfen
Im Tübinger Institut für Pharmazie werden Bodenbakterien gezüchtet. Im Konkurrenzkampf kann sich ein Bakterium am besten behaupten, wenn es biologisch aktive Stoffe bildet, die dem Mitbewerber Nährstoffe wegnehmen oder ihn angreifen: Antibiotika. Welche Antibiotika sie produzieren, ist in den Genen der Bakterien festgelegt. Nach denen suchen die Forscher weltweit in Gendatenbanken. Finden sie ein Bakterium mit dem Antibiotika-Gen, wird es im Labor gezüchtet und die Wirksamkeit des Antibiotikums auf Krankheitserreger getestet.
Mittlerweile sind die Forscher in der Lage, die genetischen Baupläne der Bakterien genau zu verstehen und daraus abzuleiten, welche Antibiotika es bildet. Durch Eingriffe in deren Erbsubstanz bringen sie sogar altbekannte Bakterien dazu, völlig neue Antibiotika zu produzieren - zum Beispiel gegen Tuberkulose oder Eitererreger.
