Stand: 04.09.2017 15:19 Uhr

Krebs durch Viren: HPV-Impfung für Männer?

Das Humane Papilloma Virus (HPV) ist bekannt als Auslöser von Gebärmutterhalskrebs. Der Erreger wird vor allem beim Geschlechtsverkehr übertragen. Eine Impfung gegen HPV wird Mädchen im Alter zwischen 9 und 14 empfohlen, möglichst vor dem ersten Sexualkontakt. Die Krankenkassen bezahlen die Impfung für junge Frauen bis zum 18. Lebensjahr. Doch das Konzept zur Krebsvorsorge greift nach Ansicht von Experten zu kurz. Denn auch ältere Frauen und Männer können an HPV-bedingten Krebsleiden erkranken und sterben. Um das Risiko zu senken, müssten viel mehr Menschen gegen HPV geimpft werden als bisher.

Infektion verläuft meist unbemerkt

Mehr als 140 verschiedene Subtypen der Humanen Papilloma Viren sind bisher entdeckt. Übertragen werden sie beim Geschlechtsverkehr über kleinste Verletzungen in der Schleimhaut. Die meisten Betroffenen bemerken davon nichts, denn die HPV-Infektion bereitet keine Schmerzen, juckt nicht und brennt nicht. In der Regel wird das Immunsystem allein mit der Infektion fertig. Doch manchmal schaffen es die Viren, ihre Erbsubstanz in Körperzellen einzubauen und sich dadurch ungehindert zu vermehren. Im schlimmsten Fall entstehen bösartige Krebsgeschwulste, häufig im Gebärmutterhals.

Viren befallen nicht nur den Gebärmutterhals

Doch HPV verursacht nicht nur Gebärmutterhalskrebs, sondern auch Karzinome im Hals-Rachen-Raum, an Penis und Anus. Von Krebserkrankungen durch HPV sind also beide Geschlechter betroffen. Experten kritisieren, dass trotzdem in den meisten deutschen Bundesländern (bis auf Sachsen) nur Mädchen geimpft werden - aus Kostengründen. In anderen Ländern wie Australien, Kanada oder auch Österreich wird die HPV-Impfung auch Jungen empfohlen und kostenlos angeboten.

Impfung unabhängig von Geschlecht und Alter

Neue Studien zeigen, dass selbst ältere Frauen und Männer, die bereits eine HPV-Infektion durchgemacht haben, in hohem Maß von einer Impfung profitieren können. Experten halten deshalb eine Impfung für jeden sexuell aktiven Menschen für sinnvoll, unabhängig von Alter und Geschlecht.

Neue Regeln für die Vorsorge

Doch in Deutschland setzt man vor allem auf Krebsvorsorgeuntersuchungen. Ab 2018 soll Frauen ab dem 35. Lebensjahr eine Kombinationsuntersuchung aus dem bisher jährlichen Pap-Abstrich und einem HPV-Test angeboten werden - allerdings nur alle drei Jahre. Frauenärzte kritisieren das als Rückschritt, da die Regelmäßigkeit der jährlichen Vorsorge verloren gehe. Zudem seien engmaschige Kontrollen wichtig, um bösartige Veränderungen von Zellstrukturen im Gebärmutterhals früh genug zu erkennen und zu entfernen.

Impfung auch nach Tumor-OP sinnvoll

Auch wenn die bösartigen Veränderungen entfernt sind, bleibt das Risiko, dass im Körper verbliebene Viren nach einiger Zeit die gleichen Schäden erneut hervorrufen. Um das Risiko zu senken, raten Experten auch nach der Entfernung eines durch HPV verursachten Tumors zu einer Impfung.

Impfung auf eigenes Risiko und eigene Kosten möglich

Auch ohne vorliegende Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) kann jeder Arzt im Rahmen der Zulassung auch Jungen und Ältere gegen HPV impfen. Alle verfügbaren Impfstoffe sind für Mädchen und Jungen ab einem Alter von neun Jahren zugelassen. Allerdings können ohne offizielle Empfehlung bei einem Impfschaden keine Ansprüche an das Versorgungsamt geltend gemacht werden. Ob die Krankenkasse die Kosten von knapp 500 Euro übernimmt, sollte vorab geklärt werden.

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Visite | 05.09.2017 | 20:15 Uhr

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