Ostsee: G7-Gipfel-Treffen, Klassenfahrt und 85. Geburtstag
Es ist noch Nebensaison im Ferienpark Weißenhäuser Strand in Ostholstein, daher ist die Zahl der Touristen noch überschaubar. Nicht so die Zahl der Polizeiwagen, die wegen des am Donnerstag gestarteten Treffens der G7-Außenminister auf dem Schlossgut Weissenhaus zu Hunderten da sind.
Es ist der erste Urlaub von Anne und Horst Damp aus Marburg (Hessen) an der Ostsee überhaupt. Wir treffen das Ehepaar auf dem Deich von Weißenhäuser Strand, rechts von uns die Ostsee - durch den mäßigen Wind bietet das Meer ziemlich perfekte Bedingungen für Surfer. Sie dürfen nur gerade nicht hier sein - wegen des Treffens der Außenministerinnen und -minister ist auch die Ostsee in einem Radius von 2,5 Kilometern gesperrt. Das ist dem Ehepaar Damp relativ egal, nicht aber, dass auch der Strand- und Deichabschnitt für sie gleich endet. Denn dann beginnt der Sicherheitsbereich an Land. Und was die beiden daran besonders nervt: Dass sie sich nicht frei bewegen können. "Wir fühlen uns massiv beeinträchtigt. Aber hallo! Wir wohnen quasi in einer Polizeikaserne", schimpft Anne Damp.
Sie haben Urlaub bis Sonntag gebucht - in einem Hotel direkt im Zentrum des Ferienparks Weißenhäuser Strand, mit direkter Nähe zum Souvenirshop, Supermarkt und natürlich der Strandpromenade. Das sei auch alles schön, nur fühlt sich das Ehepaar nach eigener Aussage ständig beobachtet, bei der ganzen Polizei im Ort und in ihrer Unterkunft. "Das Hotel hätte blockiert werden müssen", finden die beiden. Sie hätten sich gewünscht, vom Hotel vorab informiert worden zu sein. Der G7-Gipfel, der seit heute läuft, interessiert die beiden nicht. Sie wollten lieber entspannt zum ersten Mal die Ostsee genießen.
"Wir haben noch nie so viel Polizei auf einmal gesehen"
Ein weiteres Ehepaar, das wir auf dem Deich treffen, ist ganz überrascht von dem Ärger der Damps. Christa und Horst von Aschwege urlauben zurzeit in Oldenburg in Holstein und kriegen dort von dem Trubel kaum etwas mit. Sie erzählen, dass sie eigentlich zum Schlossgut Weissenhaus laufen wollten. Weil aber genau da die Außenministerinnen und -minister tagen, kommt da niemand hin. Auch ihren gewohnten Parkplatz konnten sie dieses Mal nicht nutzen. "Das ist aber nicht weiter gravierend, wir sind davon nicht eingeschränkt", betont Christa von Aschwege. "Wir haben nur noch nie so viel Polizei auf einmal gesehen." Die beiden kommen aus Bonn, haben dort früher genügend Politiker aus der Nähe gesehen, erzählen sie. Daher interessiert sie die Nähe zur Weltpolitik eher weniger.
Klassenfahrt mit Blick auf die Absperrungen
Auf dem Weg vom Deich zum Strand staunen wir nicht schlecht. Zum einen geht es links nur noch wenige Meter weiter, bis ein weißes Zelt den weiteren Weg versperrt: Polizeizone. Zum anderen hüpfen bei zwölf Grad Wassertemperatur drei ziemlich abgehärtete Jugendliche in die Ostsee. Hier geht das, wenn auch der Ausblick besonders ist - ein großes Schiff der Wasserschutzpolizei hat in etwa 200 Metern Entfernung alles im Blick. Diese Jugendlichen gehören zu einer ganzen Schulklasse. "Wir haben hier Klassenfahrt", erzählen die nicht ganz so kälteerprobten Mitschüler am Strand. Der G7-Gipfel interessiere sie eher nicht. Und Einschränkungen? Gäbe es auch nicht.
Weißenhaus für G7 besser als Hamburg
Vom Strand über den Deich zurück Richtung Fußgängerzone kommen uns zwei sehr entspannt wirkende Frauen entgegen. Und der Eindruck bestätigt sich. Eiken und Kathrin aus Hamburg finden hier "alles ganz chillig". Vor allem, weil sie die Erfahrung des G20-Gipfels aus Hamburg kennen, mit Randale und Ausschreitungen 2017. Das sei schlimm gewesen, aber hier sei alles - eben chillig. Mit den vielen Polizisten in ihrem Hotel hätten sie auch schon viel geschnackt, erzählen die beiden Hamburgerinnen. Es seien viele, aber auch die seien sehr entspannt.
85. Geburtstag mit Polizeibewachung

Dass mit der vielen Polizei findet Gerda Künder gar nicht so schlecht. Sie feiert zusammen mit der ganzen Familie im Ferienpark Weißenhäuser Strand ihren 85. Geburtstag. "So sind wir doch richtig sicher", lacht das glücklich wirkende Geburtstagskind, das wir auf dem kleinen Platz zwischen Schwimmbad und Supermarkt unterhalb der Strandpromenade treffen. Bänke, Bäume und ein (geschlossener) Biergarten bieten hier ein idyllisches Ferienbild. In dieser Idylle feiert Gerda Künder mit 16 Familienmitgliedern ihren Ehrentag. "Für die Kinder ist das sehr schön hier", nur vom G7-Gipfel wussten sie vorher nichts. Der Trubel störe aber die ganze Familie nicht. Unisono sagen sie: "Das Essen schmeckt." Und das ist doch meist im Urlaub das Wichtigste.
