Abstieg! Holstein Kiel versinkt im Tal der Tränen
Für Holstein Kiel wird das Abenteuer Fußball-Bundesliga nach einer Saison wieder beendet sein. Die Schleswig-Holsteiner stehen nach der 1:2 (1:1)-Niederlage gegen den SC Freiburg bereits vor dem Saisonfinale am kommenden Wochenende als Absteiger fest, weil der 1. FC Heidenheim gleichzeitig mit 3:0 bei Union Berlin siegte und mindestens Relegationsplatz 16 sicher hat.
Die achtminütige Nachspielzeit war am frühen Samstagabend bereits abgelaufen, da bot sich Shuto Machino mit einem Freistoß aus 25 Metern doch noch die Chance auf den 2:2-Ausgleichstreffer. Kiels Top-Torschütze lief an, beförderte das Spielgerät jedoch ins Fangnetz hinter dem Freiburger Gehäuse. Kurz darauf ertönte der Schlusspfiff im Holstein-Stadion. Viele KSV-Akteure sanken wie vom Blitz getroffen zu Boden. Andere standen zunächst einfach nur da und starrten ins Leere.
"Vom Gefühl ist es so, als wenn du einem kleinen Kind an Weihnachten die Geschenke wegnimmst." KSV-Keeper Thomas Dähne
Der Traum von Klassenerhalt und damit der Traum, als einer der größten Außenseiter in der Bundesliga-Historie in der Eliteklasse zu bestehen, war geplatzt. Verteidiger Timo Becker und Mittelfeldmann Lewis Holtby heulten wie die Schlosshunde. Für die beiden Aufstiegshelden des vergangenen Jahres war es das letzte Heimspiel für Holstein. Beide werden den Club verlassen. Auch andere Akteure wie besagter Machino dürften für die KSV schwer zu halten sein.
Dähne: "Das schlimmste Gefühl, das du haben kannst"
"Ich fühle mich sehr leer. Alle Beteiligten haben die ganze Zeit über alles gegeben. Am Ende hat es nicht gereicht. Trotzdem ist es ein unfassbar bitteres Gefühl", sagte Routinier Steven Skrzybski dem NDR. Keeper Thomas Dähne war ebenfalls untröstlich. "Vom Gefühl ist es so, als wenn du einem kleinen Kind an Weihnachten die Geschenke wegnimmst. Es ist brutal. Ich bin noch nie abgestiegen. Es ist das schlimmste Gefühl, das du haben kannst", erklärte der Schlussmann, der beim Gegentreffer zum 1:1 gepatzt hatte.
Fans feiern Holstein - Freiburg mit toller Geste
Zusammenbrechen aber wird am nördlichsten Bundesliga-Standort trotz des verpassten Klassenerhalts nichts. Zu vernünftig sind die Verantwortlichen an der Waterkant. Zu eng ist das Band mit den Fans, die das Team trotz des feststehenden Abstiegs nach dem Schlusspfiff minutenlang mit lauten Sprechchören feierten. Auch Coach Marcel Rapp versuchte, seine Schützlinge mit einer emotionalen Ansprache im Mannschaftskreis aufzurichten.
"Ich bin traurig und stolz. Traurig, weil wir abgestiegen sind und stolz über die Art, wie wir heute Fußball gespielt haben. Das stand, glaube ich, sinnbildlich für die ganze Saison. Alle erkennen an, dass die Mannschaft in jeder Woche am Anschlag gespielt hat", sagte Rapp dem NDR.
"Jetzt gilt es für uns, das ab morgen nüchtern zu analysieren und den Blick nach vorne zu richten." Holstein-Sportchef Olaf Rebbe
Als sich der Teamknäuel aufgelöst hatte und die Kieler in Richtung Kabine gingen, erhielten sie auch von den Freiburger Akteuren, die geschlossen vor ihrer Ersatzbank standen, Applaus. Eine tolle Geste der Gäste, die von ihrem Feingefühl und im Profifußball viel zu selten gezeigten Anstand zeugte.
Rosenboom lässt Holstein vom dritten Sieg in Folge träumen
Der Erfolg der Mannschaft von Julian Schuster in einem ereignisreichen Spiel war verdient. Der Sportclub zeigte die reifere Spielanlage und hatte die qualitativ deutlich besseren Chancen. Dennoch sah es nach dem Treffer von Lasse Rosenboom zunächst so aus, als ob Holstein den dritten Sieg in Serie würde feiern können. Der Rechtsverteidiger vollendete einen perfekt vorgetragenen Konter zum 1:0 (24.).
Manzambi und Höler besiegeln Kieler Abstieg
Freiburg ließ sich durch den Rückstand aber nicht aus dem Konzept bringen. Die Gäste agierten weiter geduldig und kamen noch vor der Pause durch Johan Manzambi zum Ausgleich (45.+2). Vorausgegangen war ein Einwurf, den Dähne nicht festhalten konnte. Nach dem Seitenwechsel war Lucas Höler dann per Kopf für die Schuster-Elf erfolgreich (58.). Kiel stemmte sich zwar noch gegen die drohende Pleite und den damit verbundenen Abstieg. Alles Anrennen führte jedoch nicht zum Erfolg.
Der Rest waren Tränen und die große Leere nach einem Abstieg, mit dem alle KSV-Protagonisten vor Saisonbeginn hatten rechnen müssen. Zu gering war im Vergleich zu nahezu allen Konkurrenten der Etat. Träumen von einem Wunder war aber natürlich dennoch bei den Norddeutschen erlaubt gewesen. Nun wurde Holstein Kiel jäh aus diesen Träumen gerissen.
"Wir haben keine so schlechte Saison gespielt, es aber nicht geschafft, über einen längeren Zeitraum unsere Leistung zu bringen. Aber es ist nicht so einfach, in der Bundesliga Spiele zu gewinnen", analysierte Keeper Dähne treffend.
