Eine Drohne steht auf einer grünen Wiese.  Foto: Hauke Bülow

Schiffsabgase: "Schnüffeldrohne" kontrolliert Grenzwerte

Stand: 27.04.2022 20:46 Uhr

Deutsche und europäische Behörden haben zum ersten Mal Schiffsabgase über der Ostsee mit einer Spezialdrohne gemessen. Und der Einsatz geht in den kommenden Wochen zwischen Fehmarn und dem Darß weiter.

von Hauke Bülow

In der Schifffahrt gelten strenge Regeln für Kraftstoffe. International ist seit vergangenem Jahr nur noch ein Schwefelgehalt von 0,5 Prozent erlaubt. In Nord- und Ostsee gelten sogar noch strengere Grenzwerte, hier dürfen es seit 2015 nur noch 0,1 Prozent sein. In deutschen Häfen wie Kiel, Bremerhaven oder Hamburg werden diese Grenzwerte mit Messstationen an Land überwacht. In den kommenden drei Monaten setzt das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie zusätzlich eine Drohne ein, die durch die Abgasfahnen der Schiffe auf der Ostsee fliegen und Messdaten direkt an die Behörden liefern kann.

Basisstation auf Fehmarn

Zur Verfügung gestellt wird die "Schnüffeldrohne" von der Europäischen Agentur für die Sicherheit des Schiffsverkehrs EMSA. Europaweit ist sie bereits zum Einsatz gekommen, nun auch über der Ostsee. Im vergangenen Jahr sind auf den europäischen Schifffahrtsstraßen laut EMSA 780 solcher Messungen durchgeführt worden. 96 Schiffe verstießen gegen die Grenzwerte, das entspricht einem Anteil von rund zwölf Prozent. Bei den Messungen an Land dagegen stellte das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie BSH nur bei einem Prozent der Schiffe Verstöße fest. "Das zeigt, wie wichtig es ist, dass wir auch auf See kontrollieren", erklärt Carolin Abromeit vom BSH. Von der Bundeswehr-Radarstation Staberhuk (Kreis Ostholstein) aus fliegt die Messdrohne nun zwei Mal täglich zweieinhalb Stunden über den Fehmarnbelt bis zum Darß (Mecklenburg-Vorpommern) und misst den Schwefeldioxidanteil in den Abgasen.

Flug per Fernsteuerung

Die knapp drei Meter lange und rund 200 Kilogramm schwere Drohne wird aus einem Container an Land gesteuert. Einer der beiden Piloten ist der Kanadier Victor Giroux. An seinen Monitoren hat er alle wichtigen Flugparameter im Blick: Position, Höhe, Geschwindigkeit sowie ein Livebild aus der eingebauten Kamera. Seine Aufgabe: Die Drohne direkt an die Schiffe heranfliegen. Dabei muss er einen Sicherheitsabstand von 100 Metern einhalten und die Drohne direkt in die Abgasfahne lenken. "Das ist die kniffligste Angelegenheit bei diesem Job", sagt der 54-Jährige und lacht. Aber er habe sich schnell daran gewöhnt und es bringe ihm Spaß.

Die Wetterbedingungen an diesem Tag: perfekt. Kaum Wind, gute Sicht. Schon nach wenigen Minuten entdeckt der Drohnenpilot einen schwedischen Frachter, setzt zum Sinkflug an und lässt die Drohne durch den Rauch schweben. Nach wenigen Minuten ist die Auswertung da: 0,017 Prozent Schwefelgehalt und damit deutlich unter dem Grenzwert.

Hohe Strafen bei Verstößen

Dieser Schiffsführer hat also keinerlei Konsequenzen zu erwarten. Anders sieht es aus, wenn die "Schnüffeldrohne" Verstöße feststellen sollte. Denn die Messergebnisse werden über ein von der EMSA betriebenes Informationssystem allen europäischen Kontrollbehörden in Echtzeit zur Verfügung gestellt. Fährt ein Schiff also mit zu viel Schwefel im Treibstoff und wird erwischt, haben es die Behörden im Zielhafen in der Hand, weitere Kontrollen durchzuführen. "Die nehmen dann Kraftstoffproben, die im Labor ausgewertet werden", erläutert Carolin Abromeit vom BSH. Und Verstöße können teuer werden. "In Deutschland reicht der Bußgeldkatalog von 6.000 Euro bis 22.000 Euro bei fahrlässiger Begehung, 50.000 Euro bei Vorsatz", so Abromeit.

Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 27.04.2022 | 19:30 Uhr

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