SPD-Basis will nach Wahldebakel in SH keine Schnellschüsse
Nach ihrem desaströsen Ergebnis bei der Landtagswahl sucht die SPD in Schleswig-Holstein nach Veränderungen. Dafür wollen sich auch die Kreisverbände Zeit nehmen und begrüßen, dass wichtige Entscheidungen vertagt werden.
Der Schock sitzt auch ein paar Tage nach der Landtagswahl in Schleswig-Holstein bei vielen Genossinnen und Genossen tief: Die SPD hat nur 16 Prozent erreichen können. Nach so einem Ergebnis werden schnell personelle Konsequenzen gefordert, doch die Sozialdemokraten in Schleswig-Holstein wollen sich Zeit für Veränderungen nehmen.
Erste personelle Entscheidungen - wie die Wahl einer neuen Fraktionsspitze - haben die Landeschefin und bisherige Amtsinhaberin Serpil Midyatli sowie Spitzenkandidat Thomas Losse-Müller kurzerhand verschoben. Da sich der neu gewählte Landtag erst Anfang Juni konstituiert, besteht auch kein zeitlicher Druck. Zunächst will man in einer Klausurtagung das Ergebnis besprechen und tiefer analysieren, sagt Midyatli.
SPD-Basis begrüßt langsame Aufarbeitung
Dass nun keine Schnellschüsse folgen, sondern die Partei zunächst den Wahlkampf und die Wahlergebnisse analysieren will, kommt bei der Basis im Land gut an. Bei einer Umfrage von NDR Schleswig-Holstein unter den Kreisverbänden, forderte niemand einen sofortigen Rücktritt von Landeschefin Midyatli oder Spitzenkandidat Losse-Müller.
"Wir finden es richtig, dass man jetzt nicht überstürzt irgendwie etwas macht, sondern erst mal zur Ruhe kommt und guckt, wie man diese Partei neu aufstellen kann", sagt Mehmet Dalkilinç vom SPD-Kreisverband Stormarn. Ähnliche Töne kommen auch aus Ostholstein. "Das Ergebnis ist katastrophal, keine Frage, aber der Reflex, den Misserfolg nun auf einzelne Personen zu beziehen, ist falsch", sagt Niclas Dürbrook vom Kreisverband Ostholstein.
Blick auf die Kommunalwahlen 2023
Die SPD-Kreisverbände in Steinburg, Plön oder Dithmarschen wollen bei kommenden Sitzungen eine gemeinsame Haltung zur Lage finden. Die Landespartei hätte dazu auch Gespräche angeboten, sagt Manfred Börner aus der Kreisverband Herzogtum Lauenburg: "Ich möchte so schnell wie möglich persönlich mit Serpil sprechen, bevor ich meine Meinung dazu kundtue." In Lübeck ist man noch zurückhaltend. Die Kreis-Vorsitzende Sophia Schiebe sagte, es sei gut, dass die Partei sich jetzt Zeit nimmt: "Ich bin davon überzeugt, dass wir da nächste Woche eine gute Wahl treffen werden."
Der Kreisverband Nordfriesland spricht sich jedenfalls offen dafür aus, dass Losse-Müller den Fraktionsvorsitz erhalten soll. Laut dem Vorsitzenden der SPD Nordfriesland, Truels Reichardt, besitzt der gescheiterte Spitzenkandidat trotzdem großen Rückhalt im Verband. "Darüber hinaus spricht die nahende Kommunalwahl im nächsten Jahr für eine Trennung von Landes- und Fraktionsvorsitz." Denn dann könnte die Landesvorsitzende Midyatli ihr Hauptaugenmerk auf die anstehende Kommunalwahl richten.
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