Die zur Restaurierung eingerüstete Kirche in Oldenswort © NDR Foto: Oliver Kring

Kirchensanierungen: 20 Millionen Euro - doch das Geld wird knapp

Stand: 14.08.2022 11:31 Uhr

Insgesamt 16 Kirchen müssen auf Eiderstedt im Kreis Nordfriesland saniert werden. Die Finanzierung stand zunächst, doch es tauchen zunehmend neue Schäden auf. Die Preissteigerungen verstärken die Problematik.

von Oliver Kring

Die Sanierungen waren bereits in der Planung komplex und aufwendig: Sechs Jahre nahmen die Bau-Experten und externe Planungsbüros des Kirchkreises Nordfriesland die Schäden an den Eidestedter Kirchen auf und planten die Reparaturen vor allem an den Dächern und den Mauern. Dazu gehören vor allem Schäden durch statische Probleme, durchgegammelte Balken, Risse im Mauerwerk, fehlende oder abgeplatzte Steine, marode Dachziegel, beschädigte Maueranker, die die Wände zusammenhalten. Das alles soll in der vorgesehenen Mammut-Sanierung der 16 Kirchen in Ordnung gebracht werden. Doch jetzt kommt es schlimmer.

Kirche Tönning: Komplettes Dach muss saniert werden

Während der Bauarbeiten entdeckten die Fachleute nämlich immer mehr teure Schäden. Beispielsweise in Tönning: Dort muss nun das gesamte Dach saniert werden, weil dort oben vieles morsch ist. Ursprünglich war nur ein Teil im Plan. "Wir bearbeiten diese Schäden jetzt. Hier und da finden wir natürlich auch noch weitere Schäden, weil man sie von unten nicht sehen kann, sondern erst wenn man auf die Baustelle kommt", sagt die Planerin des Kirchenkreises, Anna Sax.

Kirche Oldenswort: Neben Gewölbe nun auch Statik-Probleme am Turm

In Oldenswort waren schon während der Planung extrem heftige Schäden bekannt: Risse im Mauerwerk, Schäden im Gewölbe, fehlende Steine und defekten Fugen an weiten Teilen der Wände. Jetzt kommen gravierende Schäden neu hinzu: Die Bauleute müssen jetzt auch noch das Ständerwerk des Kirchturms austauschen. Die Balken sind im Kern faul, ein Maueranker ist gebrochen. Das sind massive Eisenstangen. Sie reichen quer durch den Turm und sollen die Wände zusammenhalten. Es droht langfristig der Einsturz, wenn die Schäden nicht behoben werden.

Kirche Osterhever: Gemälde gefunden, aber kein Geld zur Restaurierung

Malereien auf Dachbalken im Dachgeschoss einer Kirche © NDR Foto: Oliver Kring
In Osterhever haben die Bauleute verborgene Malereien freigelegt. Für eine sofortige Restaurierung ist aber momentan kein Geld da.

Und in der Kirche in Osterhever gab es eine eigentlich sehr schöne Überraschung: "Während der Dachsanierung legten die Bauleute verborgene historische Malereien auf einer Holzdecke frei. Doch aufgrund des Kostendrucks können diese nicht gleich mit saniert werden", sagt Pastor Michael Goltz. Jetzt werden die Hölzer herausgenommen und gelagert, bis Geld da ist, um die Werke zu rekonstruieren und zu restaurieren - irgendwann einmal.

Material teils 400 Prozent teurer

Die enormen Kostensteigerungen für Material, Energie und Löhne setzen die Planer zudem unter Druck. Extrembeispiel: Stahl ist in den vergangenen zwei Jahren um 400 Prozent im Preis gestiegen. Die fast schon typischen Kostensteigerungen von ungefähr 15 bis 20 Prozent zwischen Planung und Ausführung wurden dagegen nach Angaben von Architektin Sax bei den Planungen berücksichtigt. Aber die Finanzierungslücke bleibt. Jetzt müssen sie bei allen neuen Schäden umplanen, Kosten neu prüfen und Einsparpotenziale finden.

Nur noch das Notwendigste

"Um alles weiter wie geplant zu machen - dafür reicht das Geld nicht mehr", bekräftigt Pastor Goltz. Um die Gesamtsanierung nicht zu gefährden, wird jetzt in Tönning das komplette Dach saniert, aber dafür der Innenraum nicht. "Das würde sonst bedeuten, dass man dann an den anderen Kirchen, die ja im nächsten Jahr auch noch kommen oder im übernächsten Jahr, wieder was weglassen müsste. Und das hieße, wir haben am Ende nur fünf Kirchen gemacht und die anderen nicht – das wollen wir natürlich nicht."

Fest mit Gauklern und Clowns auf Bau-Gerüsten

Die Kirchengemeinden begegnen den drastischen Kostensteigerungen unter anderem auch mit kreativen Aktionen und erhoffen sich so deutlich mehr Spenden: "Wir wollen mehr Leute auf und an die Baustellen bringen, mit Baustellen-Konzerten, mit Gemeindefesten, mit Führungen. Also - Ende September gibt's ein Kleinkunstfestival, wo Clowns und Akrobaten auf den Baugerüsten auftreten, zum Beispiel. Hier entsteht etwas ganz Tolles und da wollen wir möglichst viele Menschen mit reinbringen und beteiligen und Lust drauf machen," so Pastor Goltz.

Außerdem will der Kirchenkreis jetzt unter den veränderten Bedingungen beim Bund, dem Land und der Nordkirche um weitere Mittel bitten, denn die hatten weite Teile der Finanzierung schon von Anfang an zugesagt.

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 14.08.2022 | 19:30 Uhr

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