Ein Wegweiser auf dem Boden zu einem Kreissaal. © IMAGO Foto: Lars Berg

Hebammen: Geburtshilfe im Land muss Chefsache werden

Stand: 05.05.2022 18:08 Uhr

In Schleswig-Holstein werden immer mehr Kreißsäle geschlossen - das kann gefährliche Konsequenzen für Schwangere haben, die es nicht mehr rechtzeitig zur weit entfernten Klinik schaffen.

Geburtsstationen schließen, die Wege für Schwangere in die Kreißsäle werden immer länger. Das birgt ein hohes Risiko für die werdenden Mütter. Deshalb hat der Hebammenverband Schleswig-Holstein den "Internationalen Tag der Hebammen" zum Anlass genommen, erneut auf die - so wörtlich - katastrophale Situation der Geburtshilfe im Land aufmerksam zu machen. Die Forderung: Der künftige Ministerpräsident solle die Geburtshilfe zur Chefsache machen.

14 von 32 Kreißsälen wurden geschlossen

"In dieser Legislaturperiode ist nicht genug für die Hebammen und die werdenden Mütter getan worden", sagte die Verbandsvorsitzende Anke Bertram. Seit dem Jahr 2000 wurden den Angaben zufolge 14 von damals 32 Kreißsälen geschlossen - zuletzt etwa in Eckernförde und in Ratzeburg. Nach Ansicht der Hebammen bedeute dies für Frauen weitere Wege, längere Fahrtzeiten, eine Gefährdung in Notfallsituationen sowie eine schlechtere Versorgung.

"Man sieht nicht, was dahinter steckt"

Die Vorsitzende des Hebammenverbands erklärt: "Meldungen über Geburten in Autos, Rettungswagen oder sogar auf dem Seenotrettungskreuzer hören sich zunächst an wie nette Anekdoten, man sieht aber nicht, was dahinter steckt." Irgendwann würden sich solche Fälle häufen und dann vielleicht nicht mehr gut ausgehen, befürchtet sie. "Ich selbst habe es in sechs Monaten drei Mal erlebt, dass Frauen es nicht mehr rechtzeitig ins Krankenhaus schafften und ihr Kind zuhause bekommen mussten." Obwohl alles gut gegangen sei, sei es für die Frauen eine extrem schockierende und überfordernde Situationen gewesen.

Der Verband fordert daher eine Kehrtwende in der Geburtshilfe-Politik. Diese müsse Teil der medizinischen Grundversorgung und vom Land aus koordiniert werden.

3.000 Stimmen für Bürgerbegehren

Unterdessen läuft ein Bürgerbegehren zum Erhalt der Geburtsstation der Imland-Kliniken am Standort Eckernförde. Nach aktuellen Angaben sind dabei inzwischen mehr als 3.000 Unterschriften gesammelt worden - das sind ein Drittel der benötigten Stimmen. Sollten sich ausreichend Menschen für das Bürgerbegehren aussprechen, könnte es zu einem Bürgerentscheid kommen. Die Menschen könnten also über die Zukunft der Imland-Kliniken abstimmen - vorausgesetzt, das Innenministerium gibt sein OK.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 05.05.2022 | 14:00 Uhr

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