Corona: Eltern fordern Lolli-Tests für Kitas - Land lehnt das ab
Um die Art der Tests in Kindertagesstätten ist erneut eine Diskussion entfacht. Träger und Landeselternvertretung fordern Lolli-Tests. Das Sozialministerium begründet seine ablehnende Haltung.
Wie geht das wohl praktisch? Einem einjährigen Kind ein Stäbchen tief in die Nase stecken und prüfen, ob es Corona hat? "Das ist eine Tortur", sagt der Co-Vorsitzende der Landeselternvertretung der Kitas, Axel Briege. Und er kritisiert: Noch immer - nach so vielen Monaten - gibt es keine kleinkindgerechten Corona-Tests in den Einrichtungen, also zum Beispiel Lolli-Tests.
Die Folge: Das Angebot, zweimal in der Woche einen kostenlosen Stäbchentest für die Nase mitzunehmen, wird häufig ausgeschlagen. Die Antigen-Schnelltests werden so in manchen Kitas zu Ladenhütern.
DRK: Verständnis für ablehnende Haltung mancher Eltern
Manche würden für ihre ganz kleinen Kinder auch aus eigener Tasche Lolli- oder Spucktests kaufen, hört Briege von anderen Eltern. Auch das Deutsche Rote Kreuz (DRK) als Träger bestätigt: Viele Eltern sind alles andere als begeistert von den jetzigen Testmöglichkeiten.
"Sie sind eine Zumutung für die ganz Kleinen", sagt Andrea Strämke, politische Vertretung für die Kitas beim DRK-Landesverband. "Die Tests werden in den Kitas an die Eltern verteilt, aber wir können auch gut verstehen, wenn sie sagen: 'Nein danke.'" Immer wieder habe man vom Land gefordert, dass Lolli-Tests kommen sollen. In einigen anderen Bundesländern gibt es sie in Kitas - zumindest testweise.
AWO: Interesse der Eltern je nach Ort unterschiedlich
Auch der Träger Arbeiterwohlfahrt (AWO) bestätigt: In manchen Kreisen, wie etwa in Plön, bleiben die Kitas quasi auf den Tests sitzen. In Städten wie Lübeck oder Neumünster, wo auch schon häufiger höhere Inzidenzzahlen waren, werden sie dagegen schon aus den Kindergärten mitgenommen. "Alle wünschen sich Lolli-Tests, aber wir wissen nicht, wann wir sie kriegen", sagt Gesa Kitschke, operative Geschäftsführerin beim AWO-Landesverband.
Land: Lolli-Tests sind laut RKI nicht klinisch validiert
Das Sozialministerium in Kiel verweist auf Anfrage von NDR Schleswig-Holstein auf Aussagen des Robert Koch-Instituts (RKI). "Lolli-Tests und Spuck-Tests werden nicht verteilt durch das Land. Denn: Unter anderem die Selbstentnahme von Speichelproben - wie sie bei einem Lolli-Test oder Spuck-Test notwendig ist - ist derzeit für Antigen-Schnelltests für Kleinkinder nicht klinisch validiert." Speichel eigne sich laut RKI nicht für die Untersuchung im Antigentest, da er nur unzureichende Ergebnisse liefert. Auch bestehe die Gefahr, dass kleine Kinder den Speichelsammler beim Lutschen oder Beißen verschlucken könnten.
Axel Briege hofft, dass Eltern nun trotzdem auf die Nasen-Stäbchen-Tests zurückgreifen. "Wir müssen vor allen Dingen in den Kitas jetzt dazu übergehen, dass wir die Eltern erreichen und ihnen die Tests direkt in die Hand drücken - mit der Bitte, sie zu nutzen."
Gleichzeitig will er mit der Landeselternvertretung mehr Druck machen, dass doch bald Kleinkind-gerechte Tests geordert und in den Kitas verteilt werden. Er befürchtet, dass sich in naher Zukunft immer mehr kleine Kinder mit Corona infizieren - und so wie er hätten viele Eltern Angst vor möglichen Long-Covid-Folgen, so Briege.
