Stand: 26.09.2018 17:56 Uhr
Wie teuer wird der Moorbrand?
Alleine am Dienstag waren 695 zivile Feuerwehrleute beim Moorbrand im Einsatz. Wer zahlt dafür?
Noch immer brennt das Moor auf dem Bundeswehrgelände der WTD 91 bei Meppen. Die Kosten für den Moorbrand können noch nicht genau beziffert werden. Sowohl bei der Frage nach der Höhe der Kosten, als auch bei der geschätzten Größe des entstandenen Schadens, halten sich sämtliche Behörden zurück. Klar ist jedoch: Der Schaden wird in Millionenhöhe liegen und am Ende zahlt der Steuerzahler.
50.000 Euro für 140 Feuerwehrleute
Mehr als 1.500 Helfer sind auch am Mittwoch im Einsatz und damit beschäftigt, den Brand zu löschen. Ein Großteil der Einsatzkräfte kommt von zivilen Feuerwehren. In der vergangenen Woche hatte die Bundeswehr ein Amtshilfeersuchen an das niedersächsische Innenministerium gerichtet, um auch Hilfe von benachbarten Feuerwehren zu bekommen. Daraufhin waren Feuerwehren aus den Nachbarkreisen nach Meppen ausgerückt. Aus der Grafschaft Bentheim kamen beispielsweise 140 Feuerwehrleute. Die Freiwilligen müssen von ihren Arbeitgebern freigestellt werden. Die Arbeitgeber bekommen die Kosten wiederum von den Trägern der Kreisfeuerwehren erstattet - also dem Landkreis. "Das dürfte allein für drei Tage für unsere 140 Leute Kosten von 50.000 Euro ausmachen", sagte Thomas Heinrich, Leiter der Abteilung Ordnung beim Landkreis Grafschaft Bentheim.
Kosten für Feuerwehren individuell
Das Problem bei der Berechnung der Kosten ist, dass jede Feuerwehrfrau und jeder Feuerwehrmann einzeln abgerechnet werden müssen, wenn sie von der Arbeit freigestellt werden. Denn die genauen Kosten hängen vom Arbeitsentgeld der oder des Einzelnen ab, wie ein Sprecher des Innenministeriums in Hannover NDR.de erklärte: "Private Arbeitgeber haben für ehrenamtlich eingesetzte Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr einen Anspruch auf Erstattung des fortgezahlten Arbeitsentgelts, der Arbeitgeberanteile der Beiträge zur Sozialversicherung und der Beiträge zur Bundesagentur für Arbeit. Die Höhe des Anspruchs richtet sich daher nach der Höhe des individuellen Gehalts." Allein am Dienstag waren auf dem Bundeswehrgelände 695 zivile Feuerwehrleute im Einsatz. Am Mittwoch waren es noch 522.
Bei Sachkosten allein 22.000 Euro für neue Schläuche
Auch die Berechnung der Kosten für das nötige Material zum Löschen des Brandes ist noch unklar. Laut Innenministerium in Hannover variieren die Kosten für Löschfahrzeuge und Helikopter, weshalb noch keine pauschalen Aussagen gemacht werden können, wie hoch die Sachkosten insgesamt werden. Thomas Heinrich vom Landkreis Grafschaft Bentheim hat jedoch bereits angekündigt, dass der Landkreis bereits für 22.000 Euro neue Schläuche bestellt habe. Um die Brandflächen mit Wasser besprühen zu können, mussten die Feuerwehrleute Löcher in die Schläuche stechen. Das Material muss nun erneuert werden. Neben Löschfahrzeugen, Helikoptern und neuen Schläuchen werden durch den Moorbrand aber auch Kosten für Pumpen, andere Löschausrüstung oder Luftmessungen anfallen.
Moorbrand bei Meppen: Mammutaufgabe für Helfer
Im Emsland konnte ein wenig Ruhe erlangt werden: Einige der unterirdischen Glutnester konnten eingedämmt werden. Aber ...
... Entwarnung gibt es auch an Tag 24 des Brandes nicht. Deshalb sind noch immer viele Einsatzkräfte vor Ort.
Der Katastrophenfall ist nach knapp einer Woche aufgehoben worden.
Hubschrauber der Bundeswehr helfen beim Löschen des Moorbrandes auf dem Gelände nahe Meppen.
Auch Panzer sind im Einsatz.
Drohnen sollen aus der Luft einen Überblick über das Ausmaß des Brandes geben.
Aus einem Becken wird über Pumpen Wasser an die Schläuche der Feuerwehr weitergegeben.
Ein Soldat sucht mit einem Metalldetektor nach Munitionsresten.
Das Luftbild lässt das Ausmaß des Moorbrandes erahnen. Zwischenzeitlich brennt es auf etwa zwölf Quadratkilometern Fläche. Offene Feuer gibt es mittlerweile - nach etwa drei Wochen - nicht mehr.
Seit dem Wochenende regnet es immer wieder über dem Moor. Das entspannt die Situation ein wenig.
Unterdessen fliegt ein Tornado-Jet der Bundeswehr am Sonnabend und noch einmal am Dienstag für Wärmebildaufnahmen über das Gelände. Damit sollen Glutnester gefunden werden.
Ludwig Koopmann ist Initiator einer Facebook-Gruppe, die die Einsatzkräfte rund um den Moorbrand auf dem Bundeswehrgelände mit Alltäglichem unterstützt. Ob Zahnpasta, Cola oder Klopapier - die Menschen aus der Region spenden und verteilen, was gebraucht wird.
Neben der Facebook-Gruppe "Moorbrand 2018 - Wir helfen!" sind auch die Landfrauen mit selbst gebackenem Kuchen im Einsatz. Außerdem danken die Anwohner ihren Helfern am Sonntag mit einem Gottesdienst und Grillen auf dem Marktplatz in Meppen.
Im Lagezentrum koordinieren Technisches Hilfswerk, Feuerwehr, Bundeswehr und Landkreis die Einsätze.
Noch am Sonnabend sind 1.442 Helfer vor Ort: Davon gehören 795 zu zivilen Feuerwehren, 67 zur Bundeswehrfeuerwehr und 444 zum THW. 136 Einsatzkräfte sind laut Bundeswehr sogenannte Spezialpioniere.
Ein Ziel ist weiterhin, ein Ausbreiten des Brandes zu verhindern.
Dazu legen die Feuerwehrleute Schläuche, die den trockenen Boden rund um das Brandgebiet wässern.
Unterstützung bei der Untersuchung der Gase, die beim Moorbrand im Emsland entstehen, kommt aus Nordrhein-Westfalen: Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) stellt ein mobiles Labor zu Verfügung, in dem Brandrückstände analysiert werden können.
Für die Menschen nahe dem brennenden Bundeswehrgelände bei Meppen verschärft sich am Freitag die - gefühlte - Lage: Der Landkreis Emsland ruft den Katastrophenfall aus.
Konkret bedeutet das, dass die Orte Klein Stavern und Groß Stavern evakuiert werden, sollte sich der Brand weiter ausbreiten. Seit Anfang der Woche scheint diese Gefahr aber gebannt zu sein.
In Groß Stavern haben die Helfer des THW ein Becken für Löschwasser aufgebaut.
Die Bundeswehr prüft mithilfe von eigenen Spezialkräften, wie man so viel Wasser heranschaffen kann, um das Moor zu fluten.
Die Rauchfahne des Moorbrandes ist sogar aus dem All zu sehen. Hier eine Satellitenaufnahme aus 824 Kilometern Höhe.
Aber auch aus einem Flugzeug ist die Rauchsäule über dem Naturschutzgebiet "Tinner Dose" nördlich von Meppen weithin zu sehen.
Die Rauchschwaden ziehen zwischenzeitlich bis nach Bremen und Oldenburg, Anwohner müssen Türen und Fenster geschlossen halten.
Seit 1877 ist das Moorgebiet ein militärisch genutztes Terrain. Und aus diesem Grund ist dort niemals der leicht brennbare Torf abgestochen worden.
Anfang September wird das dem Schutzgebiet zum Verhängnis: Ein Raketenabschuss bei einer Schießübung aus einem Hubschrauber löst den Großbrand im Moor aus.
Umweltschäden in Millionenhöhe
Am schwersten dürften die Umweltschäden sein, die durch den Moorbrand entstanden sind. Experten schätzen, dass bei dem Brand zwischen einer und anderthalb Millionen Tonnen des Klimagases CO2 freigesetzt werden. Einem Berechnungsmodell des Umweltbundesamtes zufolge liegen die Umweltschadenskosten zwischen 80 und 120 Millionen Euro. Dies sagte Moorexpertin Franziska Tanneberger vom Moorzentrum der Universität Greifswald. Die Kosten der Umweltschäden trage die Allgemeinheit, so Tanneberger, denn die die Rechnung zahlt hier weder die Bundeswehr, noch der Hubschrauberhersteller Airbus.
Am Ende zahlt der Steuerzahler
Der Bund hat zugesagt, dass er die Kosten für jene Helfer übernimmt, die im Rahmen der Amtshilfe angefordert wurden. Für jene Einsatzkräfte, die aufgrund des Katastrophenalarms zum Einsatz kommen, müssten eigentlich das Land Niedersachsen bzw. der Landkreis Emsland zahlen. Aber hier habe die Bundeswehr bereits signalisiert, für die Kosten aufzukommen, erklärte ein Sprecher des Innenministeriums in Hannover NDR.de. Aber: Ob nun der Bund oder das Land den Einsatz bezahlt - am Ende tragen die Steuerzahler die Last.
Weitere Informationen
Am 3. September ist auf einem Bundeswehrgelände bei Meppen ein Feuer ausgebrochen. Am 10. Oktober erklärt die Truppe den Brand für gelöscht. Alles Wichtige zum Brand in der Übersicht.
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Auf dem Bundeswehr-Testgelände bei Meppen brennt seit Anfang September das Moor. Regengüsse brachten zuletzt etwas Entspannung. Die Anwohner helfen bei der Versorgung der Einsatzkräfte.
Bildergalerie
Seit Wochen schwelt der Moorbrand bei Meppen. Tausende Helfer sind im Einsatz, Tausende Anwohner von der Lage betroffen. Hier beantworten wir die wichtigsten Fragen zum Brand.
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26.09.2018 | 19:30 Uhr