NDR und DJV verurteilen Attacke auf Fernseh-Team in Rastede
Nach dem Übergriff eines Schrankenwärters auf einen Reporter in Rastede behält sich der NDR rechtliche Schritte vor. Der Journalist war von dem Mann geschlagen worden. Eine Kamera ging zu Bruch.
Die Direktorin des NDR Landesfunkhauses Niedersachsen, Andrea Lütke, verurteilte den Vorfall. Sie sei erschrocken und entsetzt, dass NDR Mitarbeiter bei vermeintlich ungefährlichen Dreharbeiten solcher Aggression und Gewalt ausgesetzt seien. Dies sei nicht akzeptabel. Der NDR behalte sich deshalb rechtliche Schritte vor. Ähnlich äußerte sich NDR Chefredakteur Ludger Vielemeier am Donnerstag in Hannover. Der Fall müsse geahndet und alles unternommen werden, damit sich so etwas nicht wiederhole.
DJV: Übergriff in Rastede hat neue Qualität
Klare Worte kamen auch vom Deutschen Journalisten-Verband (DJV) in Niedersachsen. Geschäftsführerin Christiane Eickmann sprach von einem "Übergriff neuer Qualität". Verbale Bedrohungen von Journalistinnen und Journalisten etwa bei Demonstrationen beklage der Verband seit Jahren. Der aktuelle Fall gebe Anlass zur Sorge. Motiv und Hintergründe müssten aufgeklärt werden. Die Pressefreiheit sei auch in Niedersachsen zunehmend gefährdet, sagte Eickmann.
Polizei: Schrankenwärter wollte nicht gefilmt werden
Wegen Bauarbeiten muss die Schranke im Ortsteil Liethe teils von Hand bedient werden. Zuständig dafür ist ein von der Deutschen Bahn beauftragtes Unternehmen. Als der NDR Reporter am Mittwoch den Bahnübergang für einen Beitrag filmen wollte, kam es zum Streit mit dem diensthabenden Schrankenwärter. Dieser sei mit den Filmaufnahmen offenbar nicht einverstanden gewesen, sagte der Oldenburger Polizeisprecher Stephan Klatte. "Er wollte selbst nicht mit auf das Bild - und die Aussage, dass das Bild verpixelt wird, hat ihm offenbar auch nicht gereicht."
Wärter greift Reporter und Interviewpartner an
In der Folge habe der 36-jährige Schrankenwärter dem 48-jährigen NDR Mitarbeiter mehrfach mit der Faust ins Gesicht und gegen den Hinterkopf geschlagen, teilte die Polizei am Mittwoch mit. Ein 40 Jahre alter Interviewpartner des Reporters habe schlichten wollen. Dabei sei auch er von dem Schrankenwärter geschlagen worden. Danach habe dieser eine auf einem Stativ befestigte Fernsehkamera umgestoßen und erheblich beschädigt. Der Reporter und der Interviewpartner mussten im Krankenhaus behandelt werden. Die Polizei leitete Ermittlungen wegen Körperverletzung und Sachbeschädigung ein.
Bahn prüft rechtliche Konsequenzen nach Vorfall in Rastede
Die Bahn reagierte umgehend auf den Angriff auf den Reporter und den Interviewpartner. "Dieser Vorfall schockiert uns und macht uns sehr betroffen", sagte DB Netz-Vorstand Jens Bergmann am Mittwoch. "Das gewalttätige Handeln des Mitarbeiters unseres Subunternehmens können wir nicht dulden, es ist absolut inakzeptabel." Es würden nun rechtliche Konsequenzen geprüft. Am Freitag gab die Bahn bekannt, dass die Sicherungsarbeiten ab nächster Woche von einem anderen Unternehmen übernommen werden.
Ermittlungen zu tödlichem Unfall am selben Bahnübergang
An dem Bahnübergang im Ortsteil Liethe hatte es Anfang August einen tödlichen Unfall gegeben. Ein Lkw war auf den Gleisen von einem Zug erfasst worden. Der 52-jährige Lkw-Fahrer starb. Die Polizei geht auch der Frage nach, wie der Bahnübergang zum Zeitpunkt des Unfalls gesichert war. Die Ermittlungen könnten noch Wochen oder Monate dauern, sagte Polizeisprecher Klatte am Donnerstag auf Nachfrage. Insgesamt wurden an drei Bahnübergängen in Rastede in den vergangenen Wochen sieben Vorfälle registriert. Zuletzt am Donnerstag, als an einem ebenfalls von Hand gesicherten Übergang ein Auto beinahe mit einer Lok kollidierte. Nach Angaben der Insassen war nicht klar zu erkennen, ob der Übergang frei oder geschlossen war.