Zahlreiche Reisende kommen am Bahnhof Norddeich Mole an. © Sina Schuldt/dpa Foto: Sina Schuldt

Pfingsten mit Neun-Euro-Ticket: "Extreme Situation" für alle

Stand: 07.06.2022 14:55 Uhr

Viele Niedersachsen haben für einen Kurztrip über das lange Pfingstwochenende das Neun-Euro-Ticket genutzt. Das führte auf einigen Strecken zu überfüllten Zügen und verärgerten Reisenden.

Besonders groß war der Ansturm am Hauptbahnhof Hannover. Das Eisenbahnunternehmen Erixx fährt von hier aus in den Harz, die Metronom-Züge steuern Hamburg an. Diese Strecken waren bei Reisenden für einen Ausflug sehr beliebt - ebenso wie jene in Richtung Nordsee. Bis zu einer halben Stunde hätten sich die Abfahrten verzögert, weil so viele Menschen mitfahren wollten, sagte die Sprecherin der Metronom-Eisenbahngesellschaft, Miriam Fehsenfeld. Das Bahnpersonal habe Reisende sogar in einigen Fällen darum bitten müssen, auszusteigen und den nächsten Zug zu nehmen. Das Pfingstwochenende sei für alle eine "extreme Situation" gewesen, so Fehsenfeld.

Ärger wegen Fahrradmitnahme-Verbot ins Wendland

Vor allem auf der Strecke nach Lüneburg führte das Fahrradmitnahmeverbot im Metronom zu Problemen. Denn im Wendland fand die Kulturelle Landpartie mit vielen Angeboten für Radfahrende statt. Einige Fahrgäste seien daraufhin ausfallend gegenüber den Zugbegleitenden geworden, sagte Fehsenfeld. Das Eisenbahnunternehmen hatte schon im Vorfeld empfohlen, Fahrräder auf den Strecken von Metronom, Enno und Erixx nicht mitzunehmen und Räder, wenn möglich, am Zielort zu leihen. Dass nicht einfach zusätzliche Waggons an die Züge gehängt wurden, begründete Fehsenfeld damit, dass dafür die Bahnsteige zu kurz seien.

Fahrgastverband Pro Bahn spricht von Erfolgsstory

Das Bahnsystem sei zu Pfingsten zwar nicht kollabiert, bilanzierte Dirk Artwig von der Landesnahverkehrsgesellschaft. Aber so wolle doch keiner reisen, sagte er. Er fordert deshalb den Bund auf, Geld in den Strecken- und Bahnhofsausbau zu investieren. Gerd Aschoff vom Fahrgastverband Pro Bahn Südniedersachsen spricht nach dem ersten Wochenende mit dem Neun-Euro-Ticket von einer Erfolgsstory. Zwar habe es einige überfüllte Züge gegeben, aber auch viele sehr entspannte Zugfahrten. Für die Zukunft fordert der Fahrgastverband, kleinteilige Tarifgrenzen abzuschaffen, damit alles, was jetzt mit dem Neun-Euro-Ticket möglich ist, auch künftig möglich sein wird. Denn wie Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) jüngst gesagt hatte, lebten Menschen nicht in Tarifzonen, sondern wollten einfach von A nach B.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 07.06.2022 | 14:00 Uhr

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Bahnverkehr

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