Boris Pistorius: Umfrage-König von Berlin bleibt Verteidigungsminister
Nach der Union hat nun auch die SPD die Ministerinnen und Minister für das neue Bundeskabinett vorgestellt. Mit Lars Klingbeil und Boris Pistorius sind darunter zwei Niedersachsen vertreten.
Insgesamt hat die SPD sechs Frauen und drei Männer für ihre neun Positionen nominiert. Mit Pistorius behält nur der Verteidigungsminister seinen Posten.
Pistorius seit 2023 Verteidigungsminister
Nicht selten endet der Landespolitiker, der als Tiger startet, als Bettvorleger auf dem bundespolitischen Parkett - scheitert im Haifischbecken der politischen Berliner Konkurrenz, wird niedergetrampelt von einer gnadenlosen Hauptstadtpresse. Nicht so Boris Pistorius, als er 2023 die glücklose Christine Lambrecht (SPD) als Bundesverteidigungsminister ablöste. Er kam, sah und siegte - über die Herzen der Journalisten und selbst vieler Soldatinnen und Soldaten. Und gewann er nicht ihre Herzen, so gewann er zumindest ihren Respekt.
Trifft (fast) immer den richtigen Ton
Seine klaren Worte, sein entschiedenes Auftreten - das traf gleich zu Beginn seiner Amtszeit den Nerv und stand im wohltuenden Gegensatz zum zerstrittenen Geschwurbel der übrigen Ampelminister. Selbst die ebenso gefürchteten wie unvermeidlichen Beschaffungsskandale der Bundeswehr konnte Pistorius geschickt an sich vorbeilaufen lassen - Stichwort: digitale Funkgeräte, die sich nicht verwenden lassen. Nur mit seiner Wortwahl "kriegstüchtig", wie Deutschland seiner Ansicht nach werden sollte, galoppierte der SPD-Mann kurzzeitig in die falsche Richtung, wiederholte diese Formulierung dann aber nicht mehr.
Die Diskussion um die Kanzlerkandidatur
Den vorläufigen Höhepunkt seiner Beliebtheit erreichte Pistorius, als er sich im vergangenen Herbst dazu hinreißen ließ, die Diskussion, er solle Scholz als Kanzlerkandidat ablösen, nicht zu stoppen. Stattdessen ließ er sie durch zweideutige Aussagen laufen, sodass der Parteisoldat, wie er sich selbst gerne nennt, dann eben doch illoyal wurde. Aber auch diesen Galopp stoppte er gerade noch rechtzeitig und reihte sich wieder ein. Und da aus dem langjährigen niedersächsischen Innenminister ein so starker Bundesverteidigungsminister geworden ist, hat sich auch die Union nicht getraut, der SPD das traditionelle Ressort der Konservativen streitig zu machen.
Klingbeil ist dabei, Heil nicht mehr
Ein anderer Niedersachse ist in der neuen Bundesregierung bereits gesetzt: SPD-Chef Lars Klingbeil wird nach einem Beschluss des SPD-Parteipräsidiums neuer Vizekanzler und Finanzminister. Der 47-Jährige aus dem niedersächsischen Heidekreis hat damit die Wahlschlappe seiner Partei offenbar unbeschadet überstanden. Der langjährige Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) wird hingegen nicht mehr in der Regierung vertreten sein. Am Sonntag machte er zudem deutlich, nicht für den Vorsitz der SPD-Bundestagsfraktion kandidieren zu wollen. Als Grund nannte Heil mangelnde Unterstützung der Parteispitze.
Matthias Miersch soll Fraktionsvorsitzender werden
Das Amt des Fraktionsvorsitzender soll stattdessen der Niedersachse Matthias Miersch übernehmen, wie die Nachrichtenagentur dpa aus Fraktionskreisen erfuhr. Der Hannoveraner ist derzeit kommissarischer Generalsekretär und stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion.
