Therapeutisches Bogenschießen für Mental Health

Stand: 05.05.2025 10:03 Uhr

Sie kommen zur Ruhe. Schalten den Kopf aus. Kursleiter Frank Schrader hilft seinen Klientinnen und Klienten beim therapeutischen Bogenschießen besser mit ihren Problemen klarzukommen.

von Jan Bockemüller

Stephanie Beyer steht an einem sonnigen Frühlingstag im April auf einem Bogenschießplatz in Laatzen (Region Hannover). Die Sehne des Bogens ist bis zum Mundwinkel gespannt. Nach kurzer Zeit lässt sie die Sehne los. Der Pfeil trifft das Ziel. Obwohl ihre Augen verbunden sind. Kein Kunststück, sondern eine Vertrauensübung. Kursleiter Frank Schrader hat sie dabei angeleitet.

Mentale Gesundheit

Trainer Frank Schrader leitet zwei Bogenschützinne auf seinem Trainingsplatz in Hannover an. © NDR Foto: Marcel Seemann
Kursteilnehmerin Ulrike Lange schöpft Kraft aus dem Bogensport.

"Wenn ich mit dem Bogen schieße, kann ich alles um mich herum ausblenden", sagt Stephanie Beyer, die seit Jahren mit wiederkehrenden Depressionen zu kämpfen hat. Der Bogensport hat ihr geholfen, genau wie ihrem Kursleiter Frank Schrader. Er hat auch Erfahrungen mit Depressionen. Seit gut zehn Jahren begleitet der zertifizierte Trainer Menschen auf ihren persönlichen Wegen, etwa 25 haben bei ihm einen Kurs im therapeutischen Bogenschießen gemacht. Bevor er einen Kurs beginnt, führt er Vorgespräche. Wichtig ist ihm zu vermitteln, dass das therapeutische Bogenschießen nur eine Ergänzung zu einer Psychotherapie sein kann und diese niemals ersetzt.

Therapeutisches Bogenschießen hilft

Kursteilnehmerin ist noch fokussiert kurz nachdem sie einen Pfeil abgefeuert hat in der Bowhunter World Hannover. © NDR Foto: Marcel Seemann
Kurz nach dem Schuss: Stephanie Beyer kriegt den Kopf frei beim Bogenschießen.

Das bestätigt auch Psychotherapeutin Christina Schüle. Sie ist Mitglied in der Deutschen Psychotherapeuten Vereinigung, das Bogenschießen könne die Achtsamkeits- und Wahrnehmungsfähigkeit stärken, innere Unruhe senken, Grübeln verringern und Konzentration fördern. Generell sagt sie: "Durch sportliche Betätigungen werden Endorphine, unsere Glückshormone, ausgeschüttet, wodurch auf natürliche Weise die Stimmung angehoben wird und gleichzeitig werden die Stresshormone Adrenalin und Cortisol abgebaut, was zusätzlich zu mehr Wohlbefinden führt."

Nicht jeder sollte schießen

Aber es sei wichtig, dass das therapeutische Bogenschießen auch zum allgemeinen Therapieziel passt. Ebenso, dass die Person auch in der Lage ist, einen Bogen zu führen. "Insbesondere bei schweren Ausprägungen einer psychischen Erkrankung, sowie akuten psychotischen und Derealisationszuständen ist davon abzuraten", so Schüle weiter. Generell gelte, dass neben regelmäßiger Bewegung eine gesunde Ernährung, genügend Schlaf, regelmäßige soziale Kontakte als auch ein geregelter Alltag begünstigende Faktoren seien, für eine körperliche, als auch psychische Gesundheit.

Mit Metaphern positiv nach vorne blicken

Kursteilnehmerin zielt mit Pfeil und Bogen, Trainer Frank Schrader beobachtet sie dabei auf seinem Trainingplatz in Hannover. © NDR Foto: Marcel Seemann
Bogenschießen bringt sie voran: "Ich brauche nicht nach hinten zu gucken."

Zurück auf den Übungsplatz. Frank Schrader arbeitet bei seinen Kursen viel mit Bildern: "Weil Bilder sich besser abspeichern als Sprache, wenn ich Bilder im Kopf habe, die kann ich auch in einer schwierigen Situation mal abrufen", sagt er. Seine Klientin Ulrike Lange stand kurz vorm Burnout, bevor sie mit dem Kurs begonnen hat. Sie hat die Metaphern verinnerlicht: "Man sagt so sinnbildlich: der Pfeil wird nach vorne geschossen. Ich kann den Pfeil nicht rückwärts schießen. Ich brauche nicht nach hinten zu gucken." Beide Frauen haben nach ihren Kursen mit dem Bogenschießen weiter gemacht.

 

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Dieses Thema im Programm:

Hallo Niedersachsen | 05.05.2025 | 19:30 Uhr

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