Niedersachsen feiert 75. Geburtstag mit großem Festakt
Niedersachsen hat am Montag offiziell seinen 75. Geburtstag gefeiert. Der Festakt im Kuppelsaal des Hannover Congress Centrums war der Höhepunkt des Feier-Marathons. Die Festrede hielt Navid Kermani.
Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) begrüßte die 2.000 geladenen Gäste mit den Worten: "Liebe Freundinnen und Freunde des schönsten aller 16 Bundesländer." In seiner Begrüßungsrede ging er unter anderem auf die Landesgeschichte und die Tugenden der Niedersächsinnen und Niedersachsen ein, zu denen Weil auch den Zusammenhalt zählt. Die Menschen hierzulande hätten bewiesen, dass sie sich verändern können, wenn es Not tut. Diese Kraft hätten die Menschen auch, um die Herausforderungen der Zukunft, etwa den Klimawandel, miteinander bewältigen zu können, so Weil.
Landtagspräsidentin Andretta dankt den Briten
Auch Landtagspräsidentin Gabriele Andretta hielt eine Rede zum Landes-Geburtstag. Darin ging es um die Demokratie und wie die Briten sie in Niedersachsen ermöglichten. "Für die Hilfe im ersten Nachkriegsjahrzehnt sind wir Großbritannien und dem britischen Volk für immer dankbar", sagte Andretta. Angesichts der von den Deutschen begangenen Verbrechen gegen die Menschlichkeit sei der Vertrauensvorschuss der Briten dabei "ganz und gar nicht verständlich" gewesen. Zu Wort kamen beim Festakt auch eine gebürtige Niedersächsin, die ihre Lebensgeschichte schilderte und ein Syrer, der in Niedersachsen ein neues Zuhause gefunden hat. Zwei Schülerinnen hoben die Bedeutung von Niedersachsen als Wissenschaftsstandort hervor, indem sie Kurz-Interviews mit hiesigen Forscherinnen und Forschern führten.
Navid Kermani erinnert an Schicksal von Afghanistan
Die Festrede hielt der Schriftsteller Navid Kermani. Er griff das Thema Afghanistan und den Sinn von Auslands-Einsätzen der Bundeswehr und des Westens auf. Die Gründung Niedersachsens sei durch eine Besatzungsmacht erfolgt, so Kermani. "Wir feiern heute den phänomenalen Erfolg einer militärischen Intervention." In Afghanistan sei jetzt zwar der Krieg beendet, aber anstatt dass etwas besser geworden wäre, sei nun auch das wenige Gute zunichte gemacht, was der westliche Einsatz ermöglicht habe, so Kermani. Auch künftig werde die Frage nicht verschwinden, ob der Westen, Europa oder ganz konkret die Bundeswehr militärisch in einen Konflikt eingreifen soll. "An einem Tag wie diesem, den fremde Soldaten für uns erkämpft haben, sollte man sich die Antwort nicht zu einfach machen", sagte Kermani. Es sei die Aufgabe der Politik, nach Lösungen zu suchen, wo eine Lage aussichtslos erscheint. "Wir können unseren eigenen Frieden und Wohlstand nicht bewahren, wenn in weiten Teilen der Welt Not herrscht", sagte Kermani.
Bischof Bode warnt vor Spaltung zwischen Arm und Reich
Vor dem Festakt im Hannover Congress Centrum hatten die Repräsentanten aus Politik, Kirche und Gesellschaft in einem ökumenischen Gottesdienst in der Marktkirche in Hannover auf die Landesgeschichte zurückgeblickt. Darin rief der katholische Bischof Franz-Josef Bode aus Osnabrück zum gesellschaftlichen Zusammenhalt auf. Die Verantwortlichen des öffentlichen Lebens müssten für jene Menschen eintreten, die am Rande stünden und in der Wohlstandsgesellschaft durch die Maschen fielen, so Bode. Er warnte von einer übermäßigen Ökonomisierung aller Lebensbereiche "bis in unser Denken und Fühlen hinein" und vor einer immer größeren Spaltung zwischen Arm und Reich.
"Unser Schatz": Hunderte beteiligen sich
Der NDR in Niedersachsen hatte die Vorbereitungen auf den 75. Geburtstag des Landes mit zahlreichen Dokumentationen, bunten Geschichten und den Niedersachsen-Momenten von Bürgerinnen und Bürgern begleitet. An dem multimedialen NDR Projekt "Unser Schatz für Niedersachsen" beteiligten sich Hunderte Menschen. Anfang Oktober eröffnete Ministerpräsident Weil die Ausstellung mit den gesammelten Schätzen der Niedersächsinnen und Niedersachsen im Landesmuseum Hannover.
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