Kündigung von Tierwohl-Verträgen: "Falsches Signal"

Stand: 19.08.2022 16:37 Uhr

Dass Schlachtbetriebe wie Tönnies Lieferverträge mit Schweinehaltenden kündigen, sorgt für Ärger. Aber auch die Initiative Tierwohl (ITW) steht in der Kritik.

von Mandy Sarti

"Der dringend notwendige Umbau der Tierhaltung braucht verlässliche Partner entlang der gesamten Wertschöpfungskette", sagte Susanne Grestner, Landesvorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), dem NDR in Niedersachsen. Dafür müssten auch Schlachtunternehmen und Verbraucherinnen und Verbraucher in die Pflicht genommen werden.

BUND fordert nächste Landesregierung zum Handeln auf

Das ist nicht Grestners einzige Forderung: Landwirtinnen und Landwirte, die bereit seien, in Tierwohl zu investieren, müssten auch durch angemessene Preise honoriert werden. Zudem brauche es langfristige Planungssicherheit. Der BUND fordert deshalb die künftige niedersächsische Landesregierung auf, den Umbau der Branche voranzutreiben - dabei gehe es auch darum, dass vermehrt Lebensmittel aus tiergerechter Haltung in den Supermarktregalen landen, machte Grestner klar. "Deutlich wird am aktuellen Beispiel: Für einen erfolgreichen Umbau der Tierhaltung muss auch die Ernährungsindustrie einen Strukturwandel durchlaufen."

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Worum geht es?

Grund für den Ärger ist die Tatsache, dass mehrere Schlachtbetriebe - allen voran das Unternehmen Tönnies - Halterinnen und Haltern von Tierwohl-Schweinen die Lieferverträge gekündigt haben. Das Fleisch mit dem ITW-Label sei weniger nachgefragt, argumentierten die Betriebe.

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Hallo Niedersachsen | 18.08.2022 | 19:30 Uhr

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