Kündigung von Tierwohl-Verträgen: "Falsches Signal"
Dass Schlachtbetriebe wie Tönnies Lieferverträge mit Schweinehaltenden kündigen, sorgt für Ärger. Aber auch die Initiative Tierwohl (ITW) steht in der Kritik.
"Der dringend notwendige Umbau der Tierhaltung braucht verlässliche Partner entlang der gesamten Wertschöpfungskette", sagte Susanne Grestner, Landesvorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), dem NDR in Niedersachsen. Dafür müssten auch Schlachtunternehmen und Verbraucherinnen und Verbraucher in die Pflicht genommen werden.
BUND fordert nächste Landesregierung zum Handeln auf
Das ist nicht Grestners einzige Forderung: Landwirtinnen und Landwirte, die bereit seien, in Tierwohl zu investieren, müssten auch durch angemessene Preise honoriert werden. Zudem brauche es langfristige Planungssicherheit. Der BUND fordert deshalb die künftige niedersächsische Landesregierung auf, den Umbau der Branche voranzutreiben - dabei gehe es auch darum, dass vermehrt Lebensmittel aus tiergerechter Haltung in den Supermarktregalen landen, machte Grestner klar. "Deutlich wird am aktuellen Beispiel: Für einen erfolgreichen Umbau der Tierhaltung muss auch die Ernährungsindustrie einen Strukturwandel durchlaufen."
Tierschutzbund fordert Pflicht statt freiwilliger Labels
Der Geschäftsführer des Deutschen Tierschutzbundes in Niedersachsen, Dieter Ruhnke, erneuert derweil seine Forderung nach einem gesetzlichen Tierwohl-Label. Freiwillige Vorgaben genügten nicht. Dass Tönnies die ITW-Verträge gekündigt habe, liege auch daran, dass die Haltungssysteme überholt seien und so vor die Wand gefahren würden. Er sieht die Schuld auch bei der Initiative Tierwohl - also dem Label, das es künftig nur noch eingeschränkt in die Supermärkte schaffen könnte. Es sei nicht gelungen, dass das Label für nachhaltigen Tierschutz stehe, sagte Ruhnke dem NDR. Der Tierschutzbund habe immer wieder auf Transparenz, Verantwortung und eine verbesserte Tierhaltung gedrängt. "Die ITW hat jedoch deutlich gezeigt, dass ihre Priorität nicht bei der Verbesserung der Tierhaltung liegt. Vielmehr ging es darum, vielen Betrieben möglichst billig 'Tierwohl' per Audit zu bescheinigen."
Worum geht es?
Grund für den Ärger ist die Tatsache, dass mehrere Schlachtbetriebe - allen voran das Unternehmen Tönnies - Halterinnen und Haltern von Tierwohl-Schweinen die Lieferverträge gekündigt haben. Das Fleisch mit dem ITW-Label sei weniger nachgefragt, argumentierten die Betriebe.