Bei einer Demonstration in Hannover von "Fridays for Future" halten Demonstrierende ein Protestplakat mit der Aufschrift "There is no Planet B" in die Luft. © NDR Foto: Julius Matuschik

Klimawandel für junge Menschen in Europa größte Bedrohung

Stand: 07.07.2022 11:20 Uhr

Für junge Menschen in Europa ist der Klimawandel die größte Bedrohung. Insgesamt bewerten sie ihre Zukunftsaussichten so negativ wie noch nie, hat eine Studie der TUI-Stiftung herausgefunden.

An der Studie, die am Donnerstag vorgestellt wurde, beteiligten sich im April mehr als 6.000 Menschen zwischen 16 und 26 Jahren in Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Spanien, Italien, Griechenland und Polen. 76 Prozent der Teilnehmenden haben laut Stiftung angegeben, sich etwas oder stark durch den Klimawandel bedroht zu fühlen. Und mehr als jeder Zweite (52 Prozent) wolle, dass die EU-Länder den Kampf gegen den Klimawandel höher priorisieren sollten als Energieunabhängigkeit. Für 39 Prozent ist der Kampf gegen den Klimawandel wichtiger als Maßnahmen für mehr Wirtschaftswachstum. Allerdings sind diese Zahlen in fast allen Ländern zurückgegangen, heißt es in der Studie. So haben etwa in Deutschland im vergangenen Jahr noch 47 Prozent der Befragten dem Klimawandel den Vorrang gegeben, nun täten dies nur noch 36 Prozent.

Im Süden und Osten Europas Arbeitslosigkeit ein wichtiges Thema

Laut dem Sozialwissenschaftler Marcus Spittler von der Humboldt-Universität Berlin spielten bei der Priorisierung der Klimaschutzmaßnahmen weder Geschlecht, Bildungsstand, Wohnort noch Lebensstandard eine Rolle. "Junge Europäerinnen und Europäer sind sich der Dringlichkeit bewusst, mit der Lösungen für das Klima gefunden werden müssen", sagte er. Es geben jedoch Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern: In Spanien, Polen, Italien und Griechenland seien Themen wie Arbeitslosigkeit und Sozialpolitik für junge Menschen deutlich wichtiger.

Zwei Drittel würden Geflüchtete aufnehmen

Den Krieg in der Ukraine nahmen demnach 64 Prozent der vom Meinungsforschungsinstitut YouGov Befragten als Bedrohung war, 60 Prozent sehen die Invasion russischer Truppen gar als "Zeitenwende", also als einen grundlegenden Einschnitt, bei dem sich die Ordnung der Welt verändert. Vor allem in Polen, Italien, Griechenland und Deutschland empfänden die Befragten den Überfall Russlands auf die Ukraine als persönliche Bedrohung. Junge Europäer zeigen laut der Stiftung eine hohe Bereitschaft für persönliches und staatliches Engagement, um die humanitäre Lage zu verbessern. So würden zwei Drittel der Befragten Geflüchtete im eigenen Land aufnehmen. Etwas mehr als die Hälfte würde akzeptieren, dass ihr Land anderen Ländern Waffen liefert, um dort Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen zu stoppen. Höhere Kosten für Benzin (35 Prozent), Lebensmittel (35 Prozent) sowie Wärme und Strom (34 Prozent) wollen hingegen weniger der Befragten in Kauf nehmen.

Nur in Spanien und Italien Zahl der Optimisten gestiegen

Geringer als Klimawandel und Krieg ist demnach die gefühlte Bedrohung durch die Corona-Pandemie. 50 Prozent fühlten sich etwas oder stark durch das Virus und seine Folgen bedroht. Die Zahl derjenigen, die pessimistisch in die Zukunft blickten, ist insgesamt gestiegen. In Deutschland lag der Wert im Jahr 2017 noch bei 29 Prozent und ist nun auf 35 Prozent gestiegen. Ähnliche Entwicklungen gebe es in den meisten anderen untersuchten Ländern. Einzig in Spanien und Italien sei die Zahl der Optimisten gestiegen.

 

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 07.07.2022 | 11:00 Uhr

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