Ein Piktogramm zeigt eine stilisierte Frau umgeben von stilisierten Männern. © picture alliance | Christian Ohde / CHROMORANGE Foto: Christian Ohde

Frauen in Führungspositionen: Niedersachsen hat Aufholbedarf

Stand: 10.05.2022 16:00 Uhr

Das niedersächsische Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung hat eine Studie zum Frauenanteil in Führungspositionen in den 103 bedeutendsten Unternehmen des Landes in Auftrag gegeben.

Die Ergebnisse dieser Studie sind am Dienstag in Wolfsburg vorgestellt worden. Der sogenannte Women-on-Board-Index (WoB-Index) Niedersachsen ist ein Ranking öffentlicher und privatwirtschaftlicher Unternehmen nach dem Anteil von Frauen in Führungspositionen. Demnach haben die Unternehmen in Niedersachsen bei der gleichberechtigten Teilhabe hohen Nachholbedarf: Der Frauenanteil in den Aufsichtsgremien der 103 größten öffentlichen und privatwirtschaftlichen Unternehmen im Land liegt mit 26,7 Prozent deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. Hier liegt der Anteil bei 33,2 Prozent in den privatwirtschaftlichen und bei 34,7 Prozent bei den öffentlichen Unternehmen. Auch im Top-Management der 103 größten niedersächsischen Unternehmen sind Frauen mit 18,6 Prozent deutlich unterrepräsentiert.

Neun Unternehmen mit frauenfreier Führungsetage

Auf dem ersten Platz des WoB-Index Niedersachsen steht die TourismusMarketing Niedersachsen, gefolgt von ÜSTRA Hannoversche Verkehrsbetriebe, dem Institut für pharmazeutische und angewandte Analytik und hannoverimpuls, einer Wirtschaftsförderungsgesellschaft von Stadt und Region Hannover. Alle vier Unternehmen haben eine rein mit Frauen besetzte Geschäftsleitung. Das höchstgerankte Unternehmen der Privatwirtschaft ist das Energieversorgungsunternehmen Avacon: Mit einem Frauenanteil im Aufsichtsrat von 40 und im Top-Management von 33,33 Prozent landete das Unternehmen auf Platz 19. Die letzten Plätze des WoB-Index Niedersachsen belegen neun Unternehmen mit frauenfreier Führungsetage.

Genügend bestens qualifizierte Frauen

"Gleichstellung ist ein zentrales Thema für die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft. Hier müssen auch die Unternehmen handeln", so Daniela Behrens (SPD), Ministerin für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung. Zwar habe sich der Frauenanteil in leitenden Positionen in den vergangenen Jahren deutlich verbessert - auch dank der von der Bundesregierung eingeführten Frauenquote für Aufsichtsräte. Allerdings sei noch nachweislich Potenzial vorhanden. "Denn wir haben hier in Niedersachsen genügend bestens qualifizierte Frauen, die bereit sind, Führungsverantwortung zu übernehmen", so Behrens.

"Unternehmen brauchen glaubhafte Gleichstellungskonzepte"

"Bei der Gleichberechtigung zeigt sich immer wieder: Wo explizite gesetzliche Vorgaben fehlen, hinkt der Frauenanteil hinterher", so Monika Schulz-Strelow, Gründungspräsidentin von Frauen in die Aufsichtsräte e. V., die die Studie federführend betreut hat. "In Niedersachsen fallen nur sehr wenige Unternehmen unter die gesetzlichen Quotenregelungen und die Zielgrößenpflicht. Aber fehlender Druck des Gesetzgebers ist keine Ausrede für mangelndes Engagement. Die Unternehmen brauchen glaubhafte Gleichstellungskonzepte und spürbar mehr Frauen auf allen Führungsebenen."

Dieses Thema im Programm:

Hallo Niedersachsen | 10.05.2022 | 19:30 Uhr

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