Erste Impfdosen für Landkreise Cloppenburg und Osnabrück
Niedersachsen erhält die ersten knapp 10.000 Dosen des Corona-Impfstoffs von Biontech und Pfizer in dieser Woche. Los geht es mit der Immunisierung in den Landkreisen Cloppenburg und Osnabrück.
Das Land hat den Landkreis Cloppenburg für die ersten Impfungen ausgewählt, weil dort die Sieben-Tages-Inzidenz wochenlang am höchsten war - und noch immer hoch ist. Das erklärte der Leiter des Corona-Krisenstabs, Heiger Scholz, auf der wöchentlichen Pressekonferenz am Dienstag. Auch im Landkreis Osnabrück habe es regelmäßig hohe Inzidenzen gegeben, zudem sei das Coronavirus dort in erheblichem Maße in Senioren- und Pflegeheime eingetragen worden. Etwa 80 Prozent der Einrichtungen im Landkreis seien betroffen. Zum Vergleich: Es gebe Landkreise, in denen es in keinem einzigen Pflegeheim einen Corona-Fall gebe, sagte Scholz.
800.000 Niedersachsen in erster Impf-Kategorie
Bei der Reihenfolge der Personengruppen, die geimpft werden, hält sich das Land an die Verordnung des Bundes. Darin sind drei Kategorien von Personengruppen mit erhöhter Priorität genannt. In der ersten Gruppe sind das unter anderem Menschen, die älter als 80 Jahre sind, Bewohner und Mitarbeiter von Pflegeheimen sowie medizinisches Personal, das einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt ist. Zu dieser Gruppe zählen in Niedersachsen nach Angaben von Gesundheitsministerin Carola Reimann (SPD) etwa 800.000 Menschen. "Es ist daher entscheidend, dass die Impfzentren regelmäßig weitere Lieferungen des Impfstoffes erhalten. Dann können wir hoffentlich sehr schnell die besonders gefährdeten Personen impfen", so die Ministerin.
Höheres Risiko in Alten- und Pflegeheimen
Dass in Niedersachsen zuerst die Bewohner von Pflegeeinrichtungen geimpft werden, erklärte Scholz damit, dass sie einem höheren Infektionsrisiko ausgesetzt seien als etwa 80-Jährige, die allein wohnten. In welchen Einrichtungen mit den Impfungen begonnen wird, entscheiden laut Scholz die Landkreise. Dorthin sollen am Sonntag mobile Teams gehen, die die Menschen impfen. Wichtig sei, dass die Betreuerinnen und Betreuer etwa von Demenzkranken oder deren Angehörige mit einer Vorsorgevollmacht eine Einwilligung für die Impfung geben, sagte Scholz. Liege diese nicht vor, könne der entsprechende Bewohner nicht geimpft werden. Auch mündige Bewohner, die sich nicht impfen lassen wollen, werden laut Scholz nicht geimpft.
Zweite Impfung nach 21 Tagen
Da jeder Mensch zweimal geimpft werden muss, damit die Vakzine ihr volles Schutzpotenzial erreicht, werden von der ersten Lieferung zunächst rund 5.000 Menschen geimpft. Laut Scholz muss die zweite Immunisierung, die bei dem Biontech-Impfstoff nach 21 Tagen erfolgen muss, aus der gleichen Charge kommen wie die erste.
63.000 Dosen wöchentlich ab Januar
Bis Ende des Jahres erwartet Niedersachsen weitere 117.000 Impfdosen. Ab Januar sollen wöchentlich 63.000 Dosen für das Land zur Verfügung stehen. Derzeit würden Gespräche mit allen Landkreisen geführt, sagte Scholz. Bei der Versorgung mit dem Impfstoff will das Land nach der Inzidenz vorgehen - Landkreise mit hoher Inzidenz können demnach eher impfen.
Moderna-Impfstoff: Zulassung wohl Anfang Januar
Die EU-Kommission hatte am Montag den Impfstoff des Mainzer Unternehmens Biontech und seines US-Partners Pfizer zugelassen. Wahrscheinlich werde der Impfstoff des US-Konzerns Moderna in der EU in der ersten Januar-Woche zugelassen, sagte Scholz. Dabei handele es sich ebenfalls um einen sogenannten mRNA-Impfstoff. Dieser müsse aber nicht wie die Vakzine von Biontech bei minus 70 Grad, sondern lediglich bei minus 20 Grad gekühlt werden. Vom Moderna-Impfstoff wird Niedersachsen laut Scholz aber nur rund 200.000 Dosen im gesamten ersten Quartal erhalten, weil der Bund davon deutlich weniger bestellt habe.
Hoffnung auf Vakzine von AstraZeneca
Zudem richten sich laut Scholz die Hoffnungen darauf, dass der Impfstoff, den der britisch-schwedische Konzern AstraZeneca in Kooperation mit der Universität Oxford entwickelt hat, im ersten Quartal des neuen Jahres zugelassen wird. Weil dieser sogenannte Vektorimpfstoff bei Kühlschranktemperatur gelagert werden könne, könnten dann die Impfungen "im Regelsystem" erfolgen - also in den Praxen der niedergelassenen Ärzte. Ministerin Reimann sagte: "Wenn solch ein Impfstoff erst mal verfügbar ist, erreichen wir relativ schnell eine sehr viel höhere Impfleistung." Gebe es erst einmal genügend Impfstoff, könnten bis kommenden Herbst viele Niedersächsinnen und Niedersachsen einen wirksamen Schutz gegen das Coronavirus erhalten. "Wir werden dann ganz anders in den nächsten Winter gehen können", sagte Reimann.
