Atomausstieg verzögern? Gemischte Reaktionen aus Niedersachsen
Angesichts der drohenden Energiekrise im Winter diskutieren Politiker darüber, ob die drei verbliebenen AKW in Deutschland länger am Netz bleiben sollen - eines davon ist das AKW Lingen im Emsland.
Bei Bundestagsabgeordneten aus Niedersachsen gehen die Meinungen in der Debatte auseinander. Michael Grosse-Brömer von der CDU fordert die Bundesregierung auf, die Energieversorgung im Krisenfall sicherzustellen - und das im Notfall auch durch eine längere Laufzeit von Atomkraftwerken. Alle Gegenargumente seien bereits widerlegt.
Verlinden: Atomkraftwerke lösen Gaskrise nicht
Julia Verlinden von den Grünen wirft der Union vor, über Stromlücken zu spekulieren und damit den Atomausstieg infrage zu stellen. Atomkraftwerke lösten die Gaskrise nicht, so Verlinden. Auch Jakob Blankenburg von der SPD ist gegen den Weiterbetrieb über das Jahresende hinaus. Der Nutzen sei gering, die Kosten und das Risiko aber hoch. Blankenburg fürchtet außerdem, dass die Konflikte zwischen Atomkraftgegnern und Atomkraftbefürwortern wieder angefeuert werden könnten.
Protest-Aktionen im Wendland
Vor allem im Wendland hat der Widerstand gegen Atomkraft eine lange Tradition. Wolfgang Ehmke, Sprecher der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg, kann es nicht richtig fassen, dass jetzt doch noch am Atomausstieg zum Jahresende gerüttelt werden könnte. Mit der drohenden Energiekrise könne man viel einfacher und kreativer umgehen. Sein Vorschlag: Energie sparen - in der Industrie, in der Landwirtschaft und durch ein Tempolimit auch auf der Straße. Im Wendland wollen Atomkraftgegner in dieser Woche mit mehreren Kundgebungen ein Zeichen gegen den Weiterbetrieb der AKW setzen. Die Kundgebungen bilden den Abschluss einer bundesweiten Protest-Radtour.