Krank trotz Impfung: Warum gibt es immer mehr Impfdurchbrüche?
Anteilig immer mehr Geimpfte infizieren sich mit Corona. Diese wachsende Zahl an Impfdurchbrüchen verunsichert - die Wirkung der Impfstoffe wird infrage gestellt. Doch der Grund ist simpel: Statistik.
Die Zahl irritiert zunächst: 49,4 Prozent - also rund die Hälfte - der über 60-Jährigen, die aktuell aufgrund von Covid-19 im Krankenhaus behandelt werden müssen, sind vollständig geimpft. So steht es im aktuellen RKI-Wochenbericht. Und auch, wenn die Zahl der Impfdurchbrüche zuletzt leicht gesunken war - in den vergangenen Wochen gab es immer mehr Fälle, in denen Geimpfte sich infizieren und Symptome entwickelten. Doch wie erklärt sich dieser Trend? Hinter dieser Entwicklung steckt schlichte Mathematik: Je mehr Menschen geimpft sind, desto höher ist automatisch auch die Rate der Impfdurchbrüche. Denn von Beginn an war klar, dass die Corona-Impfungen nicht zu 100 Prozent schützen.
Keine Impfung wirkt zu 100 Prozent
Längst nicht alle Impfstoffe erreichen so hohe Schutzquoten - auch gegen andere Krankheiten nicht. Die jährliche Grippeschutzimpfung zum Beispiel verhindert nur selten mehr als 60 Prozent der Erkrankungen. Auch bei der Corona-Impfung gibt es einen gewissen Anteil an Menschen, bei denen der Impfstoff nicht vollständig schützt. Wenn alle Menschen geimpft wären, wäre also auch jede symptomatische Infektion ein Impfdurchbruch.
Das Ganze lässt sich an einem Rechenbeispiel gut nachvollziehen: Sind von 100 Menschen 95 geimpft und fünf nicht, dann kann es sein, dass im Krankenhaus jeweils fünf Geimpfte und fünf Ungeimpfte landen, also gleich viele, obwohl die große Mehrheit der Geimpften gesund bleibt. Heißt: Ein großer Teil des Anstiegs von Impfdurchbrüchen beruht, so das RKI, auf einem rein statistischen Effekt.
Viele Faktoren begünstigen Impfdurchbrüche
Hinzu kommen andere Faktoren, die die Zahl der Impfdurchbrüche von Woche zu Woche steigen lassen. So funktioniert besonders in Risikogruppen - wie bei den über 60-Jährigen - der Impfschutz oft nicht perfekt. Das gilt auch für andere Risikogruppen - wie beispielsweise für Geimpfte, die unter Vorerkrankungen leiden. Ein anderer Grund: Die Anpassungsfähigkeit der Virus-Varianten. Mehrere Laborstudien haben gezeigt, dass die Omikron-Variante den Impfschutz teilweise umgeht. Nach Einschätzung vieler Fachleute wird sie sich schon in wenigen Wochen in Deutschland durchgesetzt haben.
Der Booster hilft - für eine gewisse Zeit
Doch trotz der raschen Ausbreitung der neuen Omikron-Variante zeigen erste Studien, dass die Booster-Impfungen wirken. "Wenn man sich dann boostern lässt, ist er bei uns nach zwei Wochen wieder deutlich angestiegen der Schutz - auf 58 bis 78 Prozent, je nach Impfstoff", sagte Sandra Ciesek, Virologin am Universitätsklinikum Frankfurt, bei einer Online-Veranstaltung des Science Media Press Center Mitte der Woche. Mit einer wichtigen Einschränkung: "Im weiteren Verlauf, wenn Sie dann nach drei Monaten wiederum gucken, dann fällt der Schutz vor einer Infektion wieder ab."
Das bedeutet: Auch bei Geboosterten - also dreifach Geimpften - kann und wird es mit Omikron symptomatische Infektionen geben. Deshalb dürfte die Zahl der Impfdurchbrüche weiter steigen. Doch bislang geht die Forschung davon aus, dass der Schutz vor schweren Verläufen für die meisten Menschen erhalten bleibt.
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