Videoshow mit Bachs "Kunst der Fuge" in Wolfsburg
Johann Sebastian Bachs "Kunst der Fuge" gilt als komplex, genial und verschachtelt. Nun ist sie in einer speziellen Form im Scharoun Theater in Wolfsburg zu erleben.
Vier Musikerinnen und Musiker und ihre Instrumente: zwei Geigen, eine Bratsche, ein Cello. Das delian::quartett spielt auf einer komplett dunklen Bühne des Scharoun Theaters in Wolfsburg. Vor dem Ensemble ist ein dünner Stoff gespannt. Darauf werden Videos projiziert. Hinter dem Quartett ist eine weitere Leinwand installiert. Das Streichquartett ist gleichsam eingebettet in die Installation.
Die "Kunst der Fuge", Johann Sebastians fantastische Musik, und die Videos bilden eine Einheit, erklärt Andreas Moscho, Geiger im delian::quartett: "Jeder Contrapunctus ist eine eigene Persönlichkeit, hat ein eigenes Temperament. Was wir jetzt mit der Bilderwelt gemacht haben, wird sicherlich diese uralte Musik näher zu einem heranholen, weil man sich in den Bildern verliert und Welten durchwandert. Wir versuchen Herzen zu öffnen für diese Wahnsinnsmusik und die Bilder reichen da wirklich die Hand."
Mit "Insight" Bachs Musik sichtbar machen
Beim "Contrapunkt 1" entfaltet sich diese musikalisch-visuelle Erlebniswelt. Felsformationen und Korallen sind zu sehen, die sich aus dem Wasser erheben. Luftbläschen schwirren um sie herum. An anderer Stelle des Konzerts sind es weitere Naturimpressionen: Wiesen die verblühen, Wasser, das sich bewegt, Feuer das lodert. Es sind eher technisch-anmutende Animationen: architektonische Gebilde, grafische Konstruktionen, die wie die Oberfläche von Computerchips aussehen, changierende Farbverläufe und sich verändernde Spiegelwelten.
"Das Konzept der Videoinstallationen besteht darin", beschreibt Moscho, "dass mit jeder Fuge, also mit jedem Contrapunctus, wir unser Publikum in einen Raum entführen. Mit Einsatz der Musik gleitet man in diesen Raum rein, und in dem Raum spannt sich dann eine Welt auf. Nach dem Contrapunctus bewegt man sich entweder durch den Raum durch in den nächsten, oder man gleitet raus und ist auf einmal wieder ganz woanders."
Videosequenzen beruhen auf grafischen Algorithmen
Die Bilderwelten seien nicht zufällig konstruiert. Die Idee des Ensembles sei es, die unglaubliche Musik Bachs nicht nur einfach mit tollen Bildern zu kombinieren, meint Geiger Andreas Moscho, sondern die der Musik innewohnenden Prinzipien sichtbar zu machen.
Dazu haben die Musiker die Musik zunächst mathematisch analysieren, und die Daten dann in Bilder übersetzen lassen. Auch die besagten Bilder von Felsen und Luftbläschen beim ersten Contrapunctus basieren streng auf den zugrunde liegenden Strukturen der Musik, so Moscho: "Wie diese Bläschen sich bewegen, die Richtung, die sie nehmen, das hat alles Bezug zur musikalischen Struktur. Die Gestalt der Felsformationen beruht auf den grafischen Algorithmen der thematischen Variationen, das heißt wie die Tonbewegungen eines Themas in der Zeit sich verhalten, das wird nachgezeichnet durch die Umrisse dieser Felsformationen."
Eintauchen in eine Welt aus Bild und Ton
Das Publikum soll nach Willen des delian::quartetts eintauchen in eine Welt aus Bild und Ton, die ein ganz besonderes Erlebnis schafft. Eines, das im Idealfall verständlich werden lässt, wie die Musik Bachs aufgebaut ist. Ohne allerdings belehren zu wollen, wie Geiger Andreas Moscho betont: "Wir wollen auf gar keinen Fall etwas erklären, dass das Publikum mit der Zeit mitbekommt - ohne sich anzustrengen, oder ohne irgendeine Sinnhaftigkeit oder Regelhaftigkeit zu suchen. Wir wollen, dass nach einer gewissen Zeit, das Auge automatisch erkennt, zwischen der musikalischen Struktur und den Bildern, die es da sieht."
Videoshow mit Bachs "Kunst der Fuge" in Wolfsburg
Das delian::quartett kombiniert unter dem Titel "Insight" Bachs "Kunst der Fuge" mit Videoprojektionen in Wolfsburg.
- Art:
- Konzert
- Datum:
- Ort:
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Scharoun Theater Wolfsburg
Klieverhagen 50
38440 Wolfsburg
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