Beleuchtete Drohnen fliegen über der Elbe vor der Elbphilharmonie im Rahmen der Eröffnung des Musikfests Hamburg. © picture alliance/dpa Foto: Georg Wendt

Lichtshow an der Elphi: Drohnen-Angriff oder eigene Fehler?

Stand: 04.05.2022 13:50 Uhr

Vier Lichtkunst-Shows zu "Breaking Waves" hat das Künstlerduo Drift für Hamburg geplant, doch die leuchtenden Drohnen tanzten nur am Donnerstag um die Elbphilharmonie. Hintergründe zur Absage.

Lediglich am Donnerstagabend, zur Eröffnung des Internationalen Musikfests Hamburg, gab es eine gut zehnminütige Lichtkunst-Vorstellung. Die übrigen Abende fielen ins Wasser, denn die Elbphilharmonie musste die weiteren drei Auftritte absagen. Die Gründe sind bis heute nicht ganz geklärt.

Abgesagte Drohnen-Show an der Elphi: "Niemand hat diese Attacken gesehen"

Offiziell hieß es, es habe Attacken von fremden Drohnen gegeben. Vandalen hätten damit den Auftritt massiv gestört, sodass alles aus Sicherheitsgründen abgesagtwerden musste. Kurz darauf kamen Zweifel an dieser Begründung auf. Gab es womöglich technische Probleme? Jörn Straehler-Pohl, Reporter bei NDR 90,3, hat das Ganze von Anfang an verfolgt. Ein Interview

Hat es am Donnerstagabend Attacken von fremden Drohen auf die Lichtkunst gegeben?

Jörn Straehler-Pohl © NDR Foto: screenshot
Jörn Straehler-Pohl ist Reporter bei NDR 90,3. Er versucht herauszufinden, ob es tatsächlich einen Angriff auf die Drohnen-Show an der Elphi gab.

Jörn Straehler-Pohl: Das war die Begründung des Veranstalters und von Carsten Brosda. Der Hamburger Kultursenator hat bei Twitter von einem offensichtlichen Angriff auf die Kunstfreiheit gesprochen. Er hat die Latte sehr hoch gehängt, wenn er gleich von einem "offensichtlichen Angriff" auf die Kunstfreiheit spricht. Die Version über Attacken von fremden Drohnen war auch auf der Internetseite der Elbphilharmonie zu lesen.

An dieser Version gab es aber Zweifel von Augenzeugen. Ich war bei der Generalprobe dabei, und da soll es diese Attacken auch schon gegeben haben. Mit eigenen Augen habe ich nichts gesehen. Ich habe auch mit anderen Augenzeugen gesprochen - niemand hat diese Attacken gesehen.

Man hat aber gesehen, dass relativ viele Drohnen in dieser Drohnen-Show einfach abgestürzt sind. Die Luftsicherheit Hamburg hat den Hinweis auf Attacken vom Veranstalter bekommen. Die waren dann vor Ort und haben sich das angeguckt. Aus Sicherheitsgründen haben die Behörden die weiteren Shows abgesagt. Das Sicherheitskonzept des Veranstalters sah vor, dass Drohen zwar abstürzen. Aber ein Angriff mit Fremddrohnen, die in diese Drohnen-Show hineinfliegen und möglicherweise zu einem Splitterhagel führen, das war nicht berechnet.

Es stellte sich heraus, dass sich das so schnell auch nicht berechnen lässt. Diese Drohnen-Shows sind relativ neu, und es ist ziemlich aufwendig, solche Berechnungen anzustellen. Deswegen wurde es dann abgesagt, weil die Nachbesserung nicht so schnell zu machen war.

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Beleuchtete Drohnen fliegen über der Elbe vor der Elbphilharmonie im Rahmen der Eröffnung des Musikfests Hamburg. © dpa-Bildfunk / Georg Wendt Foto: Georg Wendt

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Hat das Sicherheitskonzept also von Anfang an nicht gestimmt?

Straehler-Pohl: Das ist natürlich ein schwerwiegender krimineller Eingriff, wenn das tatsächlich so gewesen sein sollte mit diesen fremden Drohen. Vielleicht hätte die Elbphilharmonie auch darauf achten müssen und sagen müssen: "Was ist denn wenn dieses, wenn das passieren würde?"

Woher kommt der Verdacht, dass die Künstler womöglich mit ihrer eigenen Technik nicht ganz klar gekommen sein könnten?

Straehler-Pohl: Wir haben in den vergangenen Tagen mit erfahrenen Drohnenpiloten gesprochen. Ich habe auch selber mal einen Drohnenpiloten im Hamburger Hafen erlebt. Es ist wahnsinnig schwierig, dort eine Drohne zu starten, weil es die ganzen Funksignale von den Schiffen gibt. Außerdem gibt es Starkstromleitungen.

Das sind alles potenzielle Störfaktoren, wodurch es tatsächlich passieren kann, das Drohnen relativ schnell abstürzen oder gar nicht erst in die Luft kommen. Zudem gibt es Augenzeugen, die sagen: "Wir haben beobachtet, dass Drohnen aus der Show selber zusammengestoßen sind, weil da offenbar Dinge nicht so gelaufen sind, wie sie laufen sollten." Es gab auf Facebook und auf Twitter mehrere Hinweise. Daher kamen diese Zweifel.

 

Gibt es Beweise für eine der Theorien?

Straehler-Pohl: Das Drohnen-Unternehmen kommt aus Niedersachsen und ist sehr erfahren mit solchen Shows. Die legen sich fest und die sagen, es sei definitiv eine sogenannte Racing-Drohne mit Absicht und ohne Beleuchtung in diese Show geflogen. Und zwar bei der Generalprobe und bei der Premiere am Donnerstagabend. Dazu soll es noch mehrere andere Drohnen gegeben haben, die aber wohl möglicherweise eher durch Zufall von Amateuren da hinein gesteuert worden sind, weil die schöne Fotos machen wollten.

Aber diese eine Racing-Drohne kann das Unternehmen nach eigenen Angaben beweisen. Dazu soll es Bildmaterial geben, und dieses Bildmaterial will das Unternehmen der Polizei vorlegen. Bisher gibt es die Beweise noch nicht bei der Polizei und nicht bei der Luftsicherheit in Hamburg.

Ist die Show eigentlich komplett abgesagt? Oder gibt es vielleicht eine Performance, wenn die Ursachen der Störung geklärt sind?

Straehler-Pohl: Das ist, soviel ich weiß, noch nicht bekannt. Das Ganze sollte 800.000 Euro kosten: 500.000 Euro von privaten Spendern, 300.000 Euro von der Stadt Hamburg. Die Hamburger Elbphilharmonie hat den Vertrag mit dem Drohnenbetreiber beziehungsweise mit dem Künstlerduo Drift vorsorglich gekündigt. Es ist noch nicht ganz klar, wieviel Geld tatsächlich überwiesen werden muss. Mein Fazit: Es wäre toll, wenn die Show trotz der hohen Kosten wiederholt werden würde. Denn es ist etwas viel Schöneres und Tolleres, als ein Feuerwerk.

Das Gespräch führte Andrea Wilke.

Das ganze Video der "Breaking Waves"-Lichtshow mit den tanzenden Drohnen hatte die Elbphilharmonie am Sonnabend auf ihren Social Media Kanal zur Verfügung gestellt.

 

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Matinee | 04.05.2022 | 09:40 Uhr

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