Klaus Mäkelä: Finnischer Ausnahmekönner wird hoch gehandelt
Klaus Mäkelä ist der wohl begehrteste Dirigent seiner Generation. Aktuell tourt der 26-Jährige mit dem Orchester Oslo Philharmonic durch Europa und war mit einem sensationellen Gastspiel in der Elbphilharmonie.
Wird er zukünftig der neue Chef vom Concertgebouw Orchester in Amsterdam? Oder geht er als Nachfolger von Riccardo Muti zum Chicago Symphony Orchestra? Bei Klaus Mäkelä, dem Finnen mit der weltläufigen Eleganz eines Dandys, scheint alles möglich.
Der erst 26-jährige Finne ist der aktuell wohl begehrteste Dirigent der jungen Generation. Momentan tourt er mit seinem Orchester Oslo Philharmonic durch Europa und wird für die Aufführung aller sieben Sibelius-Sinfonien gefeiert. Nach Stationen in Paris und Wien war er jetzt auch an drei Abenden in Hamburg in der Elbphilharmonie zu Gast.
Klaus Mäkelä: Weltläufige Eleganz eines Dandys in der Elbphilharmonie
Wie er zugleich lässig und zielstrebig auf die Bühne kommt - das hat etwas von der weltläufigen Eleganz eines Dandys: der schwarze Anzug mit Fliege, die leicht gegelten Haare. Alles sitzt perfekt. Ein Hauch von nordischer Kühle weht durch den Raum. Aber damit ist Schluss, wenn er den Taktstock hebt.
Klaus Mäkelä vermittelt eine geradezu glühende Intensität und höchste Konzentration, er ist ganz in der Musik. Die eckigen Rhythmen am Beginn der ersten Sinfonie von Sibelius dirigiert er mit kraftvollen, kantigen Bewegungen, seine Schultern versteift wie ein Roboter. Wenige Takte später ein ganz anderes Bild: wenn er auf dem Pult leicht hin und her wiegt und damit einen tänzerischen Schwung andeutet.
"Das Wichtigste am Dirigieren ist die Präsenz"
Die Körpersprache ist für jeden Dirigenten und jede Dirigentin ein wichtiges Werkzeug, als Zusatz zum Taktschlagen vermittelt sie den Charakter der Musik. Bei Klaus Mäkelä wirkt das besonders organisch. "Das Wichtigste am Dirigieren sind nicht die Hände oder die Arme, sondern es ist meistens die Präsenz", sagt der junge Dirigent.
Die hat Klaus Mäkelä. Es macht Spaß, dem Mittzwanziger zuzuschauen, wie er mit dem Taktstock weit ausholt, um einen Höhepunkt vorzubereiten. Oder wie er nur ganz kleine Bewegungen mit bloßen Händen macht, beim sanften Gesang der Holzbläser in der dritten Sinfonie. Das klingt wunderbar und sieht auch noch gut aus. Aber natürlich dirigiert Mäkelä nicht für die Galerie, sondern für sein Orchester, die exzellenten Philharmoniker aus Oslo.
Oslo Philharmonic: "Ein Orchester mit Vollfeuer"
"Das ist ein Orchester, das immer mit Vollfeuer spielt. Das finde ich wunderbar. Ich muss nie sagen: Kommt, Leute, gebt ein bisschen mehr. Es geht darum, diese Energie zu kanalisieren. Man muss gut aufpassen, dass man die Kerze nicht zu früh verbrennt," so Mäkelä begeistert.
Es ist beeindruckend, mit welcher Reife und welchem Weitblick Klaus Mäkelä dieses Feuer dosiert und drei Abende lang die Spannung hält. Er ist ein charismatischer und souveräner Chef, der alles im Griff hat. Manchmal lehnt er sich zurück und gibt nur mit rechts ein paar Einsätze. Dann dreht er plötzlich wieder auf, neigt den Oberkörper nach vorne, wie bereit zum Sprung, und pumpt mit beiden Händen Energiestöße ins Orchester.
Klaus Mäkelä und sein Top-Orchester aus Oslo machen die Begegnung mit den Sinfonien von Jean Sibelius - in Deutschland immer noch sträflich vernachlässigt - zum Ereignis. Ein sensationelles Gastspiel.
Salomonisches Lächeln bei Frage zur unmittelbaren Zukunft
Kein Wunder, dass dieser junge Ausnahmekönner hoch gehandelt wird. Natürlich kennt er die Gerüchte über seine mögliche Bindung ans Concertgebouw Orchester oder ans Chicago Symphony Orchestra. Sein Kommentar? Er fühle sich natürlich sehr geehrt, dass Menschen das sagen und schreiben, meint der sympathische Dirigent mit einem salomonischen Lächeln. Ein klares Dementi klingt anders.
