Die Classical Next © Classical:NEXT / Stefan Knaak Foto: Stefan Knaak

Klassikmesse "Classical:NEXT" in Hannover gestartet

Stand: 18.05.2022 14:34 Uhr

Zum Zehnjährigen kommt die Messe "Classical:NEXT" erstmals nach Norddeutschland. Bei dem internationalen Branchentreffen in Hannover stehen vier Tage lang Konzerte, Workshops und Netzwerktreffen auf dem Programm.

von Agnes Bührig

"Maxim Beresowski hat die erste ukrainische Sinfonie komponiert. Obwohl er in der Ukraine geboren ist, wird sie in russischen Quellen als erste russische Sinfonie bezeichnet", erzählt Ljubov Morozova, künstlerische Leiterin beim Kyiv Symphony Orchestra, während ihrer Eröffnungsrede über die Musik der Tournee "Voice of Ukraine". Aufgetreten ist das Orchester in den letzten Wochen an vielen Orten in Europa, aber weiter kann es nur mit Einladung gehen. Kein Problem, sagt Fabienne Krause, Leiterin der "Classical:NEXT": "Vor allem die männlichen Musiker bekommen die Sondergenehmigung zur Ausreise nur, wenn sie Auftritte haben. Wir wollen ermöglichen, dass das Orchester durch die Vernetzung mit anderen Spielstätten, Ländern und möglichen Kooperationspartnern vielleicht noch weitere Auftrittsmöglichkeiten findet."

Mit Virtual Reality Musik im Regenwald hören

Vernetzung - das ist eines der Hauptanliegen des Branchentreffens. An mehr als 50 Messeständen kann man in entspannter Atmosphäre zum Beispiel mit Menschen von Klassik-Labeln, E-Pianoanwendungen oder Orchestern sprechen. Der größte Teil der Aussteller*innen kommt aus Europa, bei vielen spielt das Digitale eine Rolle: "Wir haben hier die VR-Brille", erklärt eine Mitarbeiterin an einem der Stände. "Die setzen wir uns auf den Kopf, haben einen Joystick in der Hand und können dann mit diesem Joystick Künstler anklicken."

Klassik in der freien Natur statt im Konzertsaal: Wer diese VR-Brille aufgesetzt hat, kann sich zu Klängen von Pianist*innen wie Justus Rümenapp und Milana Zilnik in ferne Welten beamen. Der Ton dazu kommt aus dem Gerät selbst, er ist jedoch eher dünn. Doch darum gehe es auch nicht an erster Stelle, sagt Thorsten Görner von Silent Beat Records aus Hamburg, sondern darum, "wie man sich gerade fühlt, dass man klassische Musik konsumiert, ohne an Klassik zu denken. Das konsumieren auch viele junge Leute zum Studieren oder zum Konzentrieren und da kann man sich durch eine VR in Welten bewegen. Man kann die Augen schließen und ist in der Sahara, man kann die Augen schließen und ist im Regenwald."

Workshops auf der "Classical:NEXT": Von Auftrittstourismus bis Selbstständigkeit

Auch Klimawandel und Pandemie haben ihre Spuren in der internationalen Klassikszene hinterlassen. In den Workshops der "Classical:NEXT" werden Wege aus dem Auftrittstourismus diskutiert, die soziale Sicherung von Soloselbstständigen thematisiert und neue Formate präsentiert, die zwei Jahre Pandemie hervorgebracht haben. Estland etwa präsentiert das junge Duo Aavik Žukova. Bach, Schubert und Pärt spielen der Violinist und die Pianistin im Konzert ohne die übliche Pause zwischen den Werken. So entsteht eine neue, eigene Verbindung zwischen diesen ganz unterschiedlichen Komponisten.

Die Grundlagen für das Digitale wurden aber schon viel früher gelegt. Der finnische Verleger und Opernsänger Johann Tilli - in den 1990er-Jahren Ensemblemitglied der Hamburgischen Staatsoper - erinnert an Dirigent Jorma Panula: "Ich glaube, da hat Jorma Panula etwas Cleveres gemacht, als er die Proben mit Videokamera aufgenommen und dann den Schülern gezeigt hat, wie das aussieht und ob du die Gefühle vermitteln kannst, die du von dem Orchester haben willst."

Eröffnungskonzert mit dem Asambura-Ensemble in der Staatsoper

Schade nur, dass osteuropäische Staaten jenseits der EU sowie die im Klassikbusiness starken Asiaten fehlen. Den Ausgleich bot gestern Abend das Eröffnungskonzert in der Staatsoper Hannover. Uraufgeführt wurden zwei Werke des Labels "Black Lives in Music" aus London. Dazu spielte das interkulturelle Avantgarde-Ensemble Asambura aus Hannover. Sein Name ist vom tansanischen Usambara-Gebirge abgeleitet - der musikalische Blick über den deutschen, klassischen Tellerrand. Die "Classical:NEXT" läuft noch bis zum 20. Mai im ICC Hannover neben dem Kuppelsaal.

Klassikmesse "Classical:NEXT" in Hannover gestartet

Im zehnten Jahr kommt die Messe erstmals nach Norddeutschland. Vier Tage lang stehen Konzerte und Workshops auf dem Programm.

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Hannover

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Klassisch in den Tag | 18.05.2022 | 07:40 Uhr

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