Händel-Festspiele Göttingen mit Countertenor Mynenko als Cäsar
Vom 12. bis 22. Mai laufen die Händel-Festspiele Göttingen - erstmals unter der künstlerischen Leitung von George Petrou. Besonders spannend wird die Premiere der Händel-Oper "Julius Caesar in Ägypten".
Die Internationalen Händel-Festspiele Göttingen gelten als das weltweit älteste Festival für Alte Musik. Seit 1920 finden sie jährlich statt und locken um die 20.000 Barock-Fans in die Uni-Stadt im Süden Niedersachsens.
Barocke Oper als Abenteuerfilm à la Hollywood
Wie begeistert man das Publikum des 21. Jahrhunderts für das Repertoire des 18. Jahrhunderts? In dem man neue Horizonte eröffnet und eine barocke Oper inszeniert wie einen Abenteuerfilm á la Hollywood. "Guilio Cesare in Egitto", also "Julius Caesar in Ägypten" ist wohl Händels wichtigste und schönste Oper.
In der Aufführung bei den Internationalen Göttinger Händel Festspielen kommt der Imperator nicht als Feldherr daher, sondern als Abenteurer, als Wissenschaftler, als Indiana Jones. Gesungen und gespielt wird er von dem ukrainischen Countertenor Yuriy Mynenko.
Bombastische Bühne mit Säulen, Mauern und Grabanlage
Die Bühne: bombastisch. Mal eine ägyptischen Palastanlage mit Säulen und Mauern, mal eine Grabanlage. Während der mehr als vierstündigen Inszenierung wird immer wieder umgebaut. Schwerstarbeit für die Bühnentechnik im Deutschen Theater in Göttingen. Den Takt als Dirigent und Regisseur gibt George Petrou an.
"Die Produktion spielt 1920, dem Jahr der großen Pyramidenentdeckungen. Howard Carter, der berühmte Archäologe, entdeckte das Grab von Tutenchamun. Und plötzlich waren alle Leute in Europa verrückt nach Ägypten. Die reichen Leute wollte Mumien zu Haus haben." Petrou soll zunächst für fünf Jahre die Händel Festspiele in Göttingen leiten.
Der Intendant erklärt: "Wir haben ein Flugzeug auf der Bühne, eine riesige Statue, wir haben einen See, wundervolle ägyptische Säulen. Ich denke, es ist ein sehr beeindruckendes Bühnenbild."
Ganz neu ist diese Inszenierung von "Guilio Cesare in Egitto" nicht. So ähnlich hat sie Petrou bereits in den Niederladen mit der Nederlandse Reisopera aufgeführt - mit großem Erfolg. Für Petrou liegt die Zukunft der Händel-Festspiele in Gemeinschaftsproduktionen. "Wir müssen uns Koproduktionen öffnen. Damit meine ich: gemeinsam entwickeln, nicht nur Gastspiele. Dadurch werden wir unterstützt von Institutionen, die eine größere Infrastruktur haben, eine solche Produktion auf die Beine zu stellen, als wir." Diese anderen Institutionen könnten von den Erfahrungen im Barocktheater profitieren.
Spielfreude überträgt sich auf alle Beteiligten
Kenner entdecken in dieser Inszenierung immer wieder neue Facetten an Händel; andere können einfach schöne Musik genießen. Sie wirkt mal musicalhaft, jazzig, mal furios wie im Film. Das Festspielorchester trägt die gesamte Produktion leichtfüßig und leidenschaftlich, die Spielfreude überträgt sich auf alle Beteiligten. Cleopatra wird gesungen von der belgischen Sopranistin Sophie Junker. "Die Oper ist so variantenreich in Stimmungen und Emotionen, es gibt den guten und den bösen Kerl; es ist ein Abenteuer und nicht zu intellektuell. Es ist ansprechend, auch für Anfänger - obwohl es sehr sehr lang ist." Viereinhalb Stunden dauert der Abend, zwei Pausen inklusive.
Countertenor Yuriy Mynenko dankt Kulturministerium in der Ukraine
Dass der ukrainische Countertenor Yuriy Mynenko den Caesar in Göttingen singen kann, grenzt an ein Wunder. Nur mit Hilfe einer EU-Abgeordneten konnten die richtigen Kontakte geknüpft werden. "Ich danke dem Kulturministerium in der Ukraine, das Sänger und Musiker unterstützt hat, diese wichtige Arbeit außerhalb der Ukraine zu machen. Denn die Ukraine sollte eine kulturelle Stimme außerhalb haben. Jeder sollte wissen: Wir sind dankbar für die Unterstützung von der EU und der ganzen Welt", so Mynenko.
