Göttinger Händelfestspiele: Gelungenes Auftaktwochenende
Die Göttinger Händel-Festspiele sind am Wochenende unter der neuen Leitung von George Petrou gestartet. "Neue Horizonte" heißt das passende Motto: Es gibt viel Neues in den verschiedensten Bereichen.
Eine neue Stimme bei den Händel-Festspielen Göttingen gehört Bruno de Sá. Er ist ein männlicher Sopran - passend zum Festival-Motto "Neue Horizonte". Atemberaubend wie virtuos der Brasilianer beim Eröffnungskonzert in Händels Kantate "Aminta e Fillide" singt. Atemberaubend aber auch, mit wieviel Energie der griechische Dirigent George Petrou das Festspielorchester leitet: "Ich dachte, es ist gut im Eröffnungskonzert den Fokus auf das Orchester zu richten. Sie sind sehr emotional, und je mehr man Ihnen gibt, desto mehr bekommt man zurück."
Sympathisch, dass George Petrou das FestspielOrchester so lobt. Er fordert es aber auch im Eröffnungskonzert mit vier Concerti grossi von Händel und dann noch mehr am nächsten Tag bei der Oper "Giulio Cesare". Petrou ging volles Risiko. Klar, dass es nicht immer ganz exakt war. Aber das vergisst man schnell, wenn es musikalisch spannend ist.
Julius Cäsar: Gesungen wird großartig
"Neue Horizonte" als Titel hatten wir schon vor Corona, wir können nicht so tun, als ob das 101. Jahr einfach eins mehr ist als das 100.," sagt Intendant Jochen Schäfsmeier. Einer der neuen Horizonte ist, dass Dirigent George Petrou bei der Festspiel-Oper "Julius Cäsar" auch Regie führt: "Das hat viele Vorteile: Es hilft mir, meine Regieideen aus der Musik zu entwickeln. Ich möchte die Musik durch die Bilder erzählen."
George Petrous Regie ist tatsächlich aus der Musik entwickelt, was oft bei verkopftem Regie-Theater nicht der Fall ist. Dennoch war die Geschichte, wie Cäsar nach Ägypten kommt, und von Cleopatra bezaubert und erobert wird - das alles eingebettet in reichlich politische Intrigen, Morde und mehr - nicht immer klar zu verstehen. Petrou lässt das Ganze in Pyramiden, mit Sarkophagen und Grabkammern spielen. Feldherr Cäsar ist aber der Archäologe Howard Carter, der in den 1920-er Jahren das Grab von Tutanchamun entdeckte. Es springt verwirrend hin und her. Gesungen wird aber großartig: Sophie Junker als Cleopatra oder der ukrainische Countertenor Yuriy Mynenko als Cäsar.
Highlight am Wochenende: "Belsazar" unter Dirigent Václav Luks
George Petrou wird auch in den kommenden Festspiel-Jahren wieder Regie in Göttingen führen. Man darf gespannt sein, wie er die Doppelrolle meistert, im Regie-Bereich ist noch Luft nach oben. Das Highlight des Auftaktwochenendes der Händel-Festspiele Göttingen unter neuer Leitung ist aber das Oratorium "Belsazar".
Schlicht faszinierend, wie dramatisch packend Dirigent Václav Luks das messerscharf genau spielende Ensemble Concerto Köln und das exzellent singende NDR Vokalensemble leitet. Drei Stunden Musik vergehen wie im Flug. Ein gelungenes Auftaktwochenende.
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