Verdis "Falstaff": Starker Gesang, schwache Inszenierung
Die Figur Falstaff spielt gleich in mehreren Stücken von William Shakespeare eine Rolle: in den "Lustigen Weibern von Windsor", in "Heinrich IV." und "Heinrich V.". Giuseppe Verdi widmete Falstaff eine eigene Oper. Der katalanische Regisseur Calixto Bieito hat sie an der Hamburgischen Staatsoper inszeniert. Am Sonntag war Premiere.
Gelbes T-Shirt, Jeans und Turnschuhe: Wie ein edler Ritter sieht Ambrogio Maestri nicht gerade aus, und augenzwinkernd lustig im Spiel mit Schein und Sein kommt Verdis letzte Oper "Falstaff" bei Calixto Bieito auch nicht daher. Aber mit Ambrogio Maestri wurde einer der besten Falstaff-Sänger eingekauft. Seit 20 Jahren ist er ein Star in dieser Rolle. Mit kernig-rundem Bariton beweist er auch in Hamburg seine Klasse.
Falstaff haust im Pub "The Boars Head", was auf Deutsch Wildschweinkopf bedeutet. Zu Beginn sitzt er Austern schlürfend vor dem grünen Gasthof, in den man von einer Seite hineinschauen kann. Die Bühne von Susanne Gschwender dreht sich und verliert im Verlauf der Oper die Wände. Alles wird durchsichtig, genauso wie auch der Titelheld und sein lüsternes Treiben immer mehr entlarvt werden. Im offenen, doppelstöckigen Pub kann man so auch Parallelhandlungen sehen, etwa wie sich oben Nannetta und Fenton heimlich lieben.
Regisseur Calixto Bieito provoziert mit deftigen Bildern
Den stattlichen Bauch für den korpulenten Genussmenschen Falstaff bringt Maestri mit. Wenn er ohne T-Shirt gepiesackt wird oder die Intrigantinnen Alice Ford und Meg Page einen Kübel Kot über ihn gießen, sind das deftige Bilder - erwartbar bei einer Inszenierung des Bühnenrealismus-Fetischisten Bieito. Im Ganzen bleibt das aber doch ein recht vordergründiges Vergnügen - bei Verdi und Shakespeare geht es subtiler zu.
"Falstaff" punktet in Hamburg lediglich musikalisch
Dieser Hamburger "Falstaff" punktet fast nur musikalisch. Maija Kovalevska als stimmlich und darstellerisch facettenreiche Strippenzieherin Alice Ford begeistert genauso wie ihre Sekundantin Nadezhda Karyazina als Mrs. Quickly oder Markus Brück als am Ende ebenfalls düpierter Ford. Dirigent Axel Kober leitet das Philharmonische Staatsorchester sicher durch Verdis komplexen und fantasievollen Spätstil.
Für das Regie-Team gibt es vom Staatsoper-Publikum kräftige "Buh"-Salven. Einzig Falstaffs Angst beim Mitternachtsspuk vor den ihn bedrängenden Geistern, als die sich alle Rachsüchtigen verkleidet haben, hat einen Moment von Poesie. Ansonsten erzählt Calixto Bieito die Geschichte zwar temporeich, aber einfallslos. Viel zu oft wird zur Musik einfach nur gewippt oder mit den Händen gewedelt.
Verdis "Falstaff": Starker Gesang, schwache Inszenierung
An der Hamburgischen Staatsoper hat die Verdi-Oper "Falstaff" Premiere gefeiert. Doch die Inszenierung des umstrittenen Regisseurs Calixto Bieito bleibt zu oberflächlich.
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