"Don Pasquale" in Hamburg: Premiere begeistert Publikum
Ein Geldspeicher wie der von Dagobert Duck auf der Bühne - das ist nur eine der witzigen Regie-Einfälle in der Oper "Don Pasquale" von Donizetti. Die Geschichte um einen älteren, sehr reichen und geizigen Mann, der eine junge, mittellose Frau heiraten will, hatte am Sonntag in der Hamburgischen Staatsoper Premiere.
Das war rasant und bunt von der ersten Minute an. Ein Butler wie aus einem Gruselfilm öffnet einen riesengroßen Safe auf der Bühne: Drinnen thront Don Pasquale wie Dagobert Duck in seinem Geldspeicher auf Bergen aus Banknoten.
Alte Oper auf links gedreht
Dabei geht es der wunderbar frechen Regie von David Bösch gar nicht so sehr um den alten weißen Mann mit seiner ganzen Kohle, der meint, mit Geld könne er sich auch der Liebe einer viel jüngeren Frau versichern. Er stellt stattdessen die junge Norina ins Zentrum. Danielle de Niese singt und spielt sie als Wirbelwind mit Witz und Tempo - mit ungebremster Spielfreude irgendwo zwischen Jennifer Lopez und Doris Day. Mit dem Geld von Don Pasquale heuert sie eine Dienerschaft (Mannschaftsstärke Buckingham Place) an und kauft das Internet leer. Keine Frage: Sie hat die Hosen an. Bösch macht aus der Farce über unangemessene amouröse Pläne eines älteren, reichen Herren eine Empowerment-Geschichte über eine junge, kluge Frau und verbreitet den Schlachtruf: "Kapitalismus für alle!".
"Weltrekord" im Schnellsingen
Der Don Pasquale ist Ambrogio Maestri auf den Leib komponiert. Wunderbar, wie er sich mit seinem Kumpel Malatesta (Kartal Karagedik) - einen Weltrekord-Versuch im Schnellsingen liefert - inklusive Riesen-Stoppuhr auf der Bühne. Der junge südafrikanische Tenor Levy Sekgapane als Neffe Ernesto bringt einen hohen, lyrischen, besonderen Klang ins Ensemble. Das Philharmonische Staatsorchester unter der Leitung von Matteo Beltrami erzeugt viel Italianita und dolce vita - aber ist nicht in jeder Passage stabil.
Feuerwerk wunderbarer Regie-Ideen
Irgendwann fliegen Geldscheine von den Balkonen. "Pling" und "Klick" machen die Handys auf der Bühne, Selfies werden geschossen und Live-Videos gestartet: Die alte Oper mit dem Blick von heute erzählt - gekonnt fröhlich und mit Schmackes! Man kann sich nicht sattsehen an den liebevollen Einfällen - wenn Malatesta etwa im Rhythmus der Musik Don Paquales Hometrainer einstellt. Auch wenn auf den teuren Plätzen im Publikum dann einige schon paar etwas pikiert geschaut haben, als Norinas pinkfarbener Schlüpfer über die Bühne flog.
Diskussion über Oper-Neubau
Dieser "Don Pasquale" macht einfach Freude. Apropos älterer Herr mit viel Geld und einer fixen Idee: Der Vorschlag des Hamburger Milliardärs Klaus-Michael Kühne, die Staatsoper abzureißen und in der Hafencity wieder aufzubauen, ist natürlich das wichtigste Gesprächsthema an diesem Premierenabend. Die Besucherinnen und Besucher, die man darf anspricht, schütteln mit dem Kopf. "Erst dachte ich: Tolle Idee!", sagt ein Premierengast. "Dann habe ich weitergelesen und verstanden, dass das kein Geschenk sondern ein Geschäft ist. Unsere Hamburger Kaufleute wissen, wo man den Most holt."
Zurückhaltung beim Kultursenator
Während der Hamburger Opernintendant Georges Delnon am Rande der Premiere einräumt, dass ein neuer spektakulärer Bau durchaus auch eine Chance für die Kunstform Oper sein könnte und man den Vorschlag in Ruhe anschauen müsse, ist Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda ist eher zurückhaltend. "Wir haben hier eine wunderschöne Oper am Gänsemarkt. Dieses Haus steht unter Denkmalschutz, und es wird hier stehen bleiben und bespielt werden", sagte Brosda. Wenn Klaus-Michael Kühne der Stadt eine Oper schenken wolle wie der Reeder Maersk es in Kopenhagen getan hat, sei das dann allerdings ein Angebot, worüber man reden könne. "Dass die Stadt aber die Oper über Mietkaufmodelle neu finanzieren könnte, ist eine Fehlwahrnehmung, Das weiß Herr Kühne auch, ich habe es ihm mehrfach gesagt. Darüber müssen wir nicht reden."