"Der Vampyr" hat in Hannover Premiere gefeiert
Die Oper "Der Vampyr" von Heinrich Marschner aus dem Jahr 1828 hat Premiere an der Staatsoper Hannover gefeiert.
Der Durchbruch gelang dem deutschen Komponisten Heinrich Marschner 1828 mit der Oper "Der Vampyr". Das Publikum war fasziniert von der gruseligen Geschichte um den blutsaugenden Außenseiter Lord Ruthwen.
Er war ab 1831 fast drei Jahrzehnte lang Königlicher Kapellmeister in Hannover, die Uraufführung seiner Erfolgsoper "Der Vampyr" lag da bereits drei Jahre zurück: Die Rede ist von Heinrich Marschner. Jetzt kommt seine romantische Oper erneut auf die Bühne. An der Staatsoper Hannover wird es in der Regie von Ersan Mondtag, der derzeit als einer der Stars der jüngeren Generation gehandelt wird, aufgeführt. Am Freitag war Premiere, live übertragen im Radio auf NDR Kultur.
Bühnenbild und Handlung von "Der Vampyr"
Die Neue Synagoge von Hannover liegt in Trümmern. Der große Davidstern in der Fassade ist abgebrochen, ein riesiger Haufen Geröll liegt davor. Bevölkert wird er von Untoten mit zwei Reihen Augen, Messern im Körper und Spuren triefenden Blutes auf den Körpern. Dem Team ging es darum, einen Ort aus der Region zu wählen, einen Ort, mit dem sich auch das Bild des Blutsaugers verbinden lässt, sagt Dramaturg Till Briegleb.
"Der Grund, warum wir diese Ruine der Synagoge genommen haben, ist, weil natürlich auch Juden immer als Blutsauger und als Parasiten bezeichnet worden sind. Und es gibt einfach eine inhaltliche Nähe zwischen der Verteufelung von Juden, die angeblich christliches Kinderblut trinken und solchen Horrorgeschichten und der Verfilmung von Vampiren als Monstern."
Michael Kupfer-Radecky schwebt als Vampyr im silbernen Flatter-Gewand auf die Bühne, um drei Frauen zu jagen. 24 Stunden hat er Zeit. Bringt er sie zur Strecke, darf er ein weiteres Jahr leben. Es ist die Rolle eines Außenseiters, sagt der Bariton, hin- und hergerissen zwischen der Brutalität des mordlustigen Monsters und den Gefühlen eines lebendigen Geschöpfes seinen weiblichen Opfern gegenüber. Das zeige sich auch in der Musik.
Wechselnde Stimmungen, schillernde Kostüme
Michael Kupfer-Radecky ist Ensemblemitglied der Staatsoper Hannover. Er beschreibt die Szenerie: "Das ist einerseits das Dramatische, musikalisch Fordernde und eine Sekunde später ist man in diesem Liedmoment drin, in dieser sehr zarten großen Szene, die Nummer 14 im zweiten Akt - ist da hin- und hergetrieben von rezitativisch, von dramatisch, von tief empfundener liedhafter Emotion, um dann sofort wieder umzuschwappen in Aggressivität und große Operndramatik."
Lord Byron, selbstverliebter Dichter der englischen Romantik und Vorlage für die Vampyr-Figur, betritt als schriller Elton-John-Doppelgänger die Szene - rosa Anzug, lila Perücke und eine dickrandige schwarze Brille auf der Nase. Insgesamt drei Figuren hat das Team der Inszenierungen als Kommentatoren hinzugefügt, die Zwischentexte ausgetauscht. Das soll die Spannung erhöhen und die Entstehungsgeschichte der Oper beleuchten, sagt Till Briegleb.
Auch versöhnliche Töne in der Vampir-Oper
Doch es werden auch moderne Töne angeschlagen. "Die Oper ist kurz nach der ersten Novelle, die überhaupt von Vampiren handelt, aufgrund eines Textes, der 1816 geschrieben worden ist, entwickelt worden. Und die entstand eben nach einem sehr berühmten Treffen von Lord Byron, seinem Arzt John Polidori und Mary Shelley", erklärt Till Briegleb. Sie haben einen Wettbewerb gemacht über Horrorgeschichten, dabei ist "Frankenstein" entstanden, das berühmte Buch, das hat Mary Shelley geschrieben. Lord Byron hat ein Fragment über den Vampir geschrieben und sein Arzt hat daraus tatsächlich die erste Roman-Novelle über einen Vampir gemacht, "Der Vampyr", was eben das Vorbild für diese Oper wurde.
"Der Vampyr" wird am Ende sehr politisch
Und diese Oper wird in Hannover am Ende sehr politisch, denn der Vater von Vampyr-Opfer Malwina ist Ölscheich. Bühnenbildner Josa Marx steckt das Ensemble in schwarze Lackklamotten à la Vivienne Westwood. Damit soll an den aktuellen Öl-Vampirismus erinnert werden: Party gepaart mit der Kritik an einem Aussaugen der Umwelt - ob das am Ende funktioniert?
