Zauberinnen, Königinnen und Sirenen: Sandrine Piau singt Händel
Die charismatische französische Sopranistin Sandrine Piau widmet sich auf ihrem neuen Album "Händel -Echantresses" wieder einmal Georg Friedrich Händel. Diemal geht es ihr um ein Porträt starker, oft auch verletzter Frauen.
Ja, die berühmte "Alcina", die unglückliche exotische Zauberin, die Männer in Tiere verwandelt und tragisch endet, als sie sich verliebt, gehört selbstverständlich auf ein Album "Enchanteresses". Und Sandrine Piau wagt es, all die Hoffnungslosigkeit, die Händel in die Arie "Ah, mio cor" gelegt hat, kompromisslos zum Ausdruck zu bringen, ebenso wie ihre Rachelust.
Frauen, die lieben, die leiden, die hoffen
Sandrine Piau und Jérôme Correas mit seinem Ensemble "Les Paladins" kennen sich schon ewig. Correas hat seine Karriere als Sänger begonnen - diese atmende Interpretation ist also kein Zufall. "Wir waren auf der Suche nach starken Empfindungen, und die musikalische und emotionale Intensität der Hoffnungen, Enttäuschungen und Leiden dieser Frauen hat uns in ihren Bann gezogen", schreibt Correas im Beiheft. Frauen, die lieben, die leiden, die hoffen, die zagen. Es sind neben Zauberinnen auch Sirenen und Königinnen, von Händel auf unnachahmliche Weise in Szene gesetzt.
Am Anfang steht interessanterweise eine eher unbekannte Königin: Adelaide in Händels "Lotario" - als wollte Sandrine Piau uns mit dem Gleichnis von der Frau, die standhaft und sich selbst treu bleibt, im Gegensatz zu dem kleinen Schiff, das im Sturm versinkt, sagen: Hier stehe ich und kann nicht anders. Mit dieser hochvirtuosen Arie "Scherza in mar la navicella" kann die 57-jährige Sandrine Piau zeigen, was in ihr steckt. Händel bietet und fordert Koloraturen und einen großen Tonumfang. Piau singt alles mit traumwandlerischer Leichtigkeit und Sinn für die Effekte ohne Hascherei.
Entdeckungen und wohlvertrautes Repertoire
Dieses Porträt der facettenreichen und sehr wandelbaren Frauen ist eine gute Mischung aus Entdeckungen und wohlvertrautem Repertoire. Das Lamento der Kleopatra aus "Giulio Cesare in Egitto" ist so ein Fall zum Versinken vom ersten Ton an.
"Großartige Verliererinnen" nennt Sandrine Piau die Figuren und schreibt gewitzt zum Schluss: "Dennoch konnte ich nicht umhin, Almirena als eigentliche Heldin zu wählen und nicht ihre schreckliche, aber unglückliche Rivalin Armida. 'Lascia ch’io pianga', die bewegendste Arie überhaupt, strahlt in ihrer Schlichtheit und Menschlichkeit wie eine Beschwörung durch die Jahrhunderte. Wie durch Zauberei."
Händel - Echantresses
- Zusatzinfo:
- Arien aus "Lotario", "Rinaldo", "Giulio Cesare in Egitto", "Lucrezia", "Alcina", und "Amadigi di Gaula" von Georg Friedrich Händel
- Label:
- Alpha Classics
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Klassik
