CD-Cover: Mirijam Contzen - New Mozart © Sony Classical

CD der Woche: Mozart im neuen Licht

Stand: 29.10.2021 11:39 Uhr

Die deutsch-japanische Geigerin Mirijam Contzen hat zusammen mit dem Dirigenten Reinhard Goebel ein neues Album auf den Markt gebracht: "New Mozart". Mit dabei ist das Mozarteumorchester Salzburg.

von Friederike Westerhaus

Mozart - oder doch kein Mozart? Das ist die Frage. Denn das Violinkonzert in Es-Dur hat zwar eine Köchelverzeichnis-Nummer, die 268, aber seit jeher wird angezweifelt, ob Wolfgang Amadeus Mozart es tatsächlich geschrieben hat. Und auch die Geigerin Mirijam Contzen ist skeptisch. "Es bleibt das Gefühl und ich glaube auch das Wissen, dass es nicht so wirklich aus Mozarts Feder stammt, aber dass es sicherlich in Passagen von ihm sein kann."

Mirijam Contzens feines Gespür

Es war ein reger Austausch zwischen Mirijam Contzen, Reinhard Goebel und dem Mozarteumorchester Salzburg - eine Spurensuche. Zum Vergleich haben sie die fünf bekannten Mozart-Violinkonzerte herangezogen. "Aus jedem Konzert spricht eine andere Sprache, völlig neue Ideen, auch eine andere Behandlung der Geige und der Möglichkeiten, die man auf der Geige hat", sagt Contzen. "Hier sind wir bei einem Konzert, das in gewisser Weise mehr ins Instrument geschrieben ist. Es ist aber eigentlich gar nicht außergewöhnlich für die Zeit. Die Virtuosität steht zum Teil ein bisschen mehr im Vordergrund und dadurch entstehen diese Fragen."

Aber egal, ob nun Mozart oder nicht - Mirijam Contzen widmet sich dem Konzert mit Hingabe und Ernst, sie bringt dieses Werk zum Glänzen. Mit einem feinen Gespür für die Musik der Zeit und für die besonderen Momente, die dieses Konzert ausmachen. "Ich finde das so spannend zu überlegen: Wie spricht eigentlich die Musik zu mir, wenn ich nicht den Komponisten dahinter so klar sehen  kann? Spricht sie trotzdem zu mir? Und wenn sie dann zu mir spricht, hat es auch dann gerade eine sehr große Bedeutung."

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Diverse CD-Cover © NDR Online Foto: Christiane Irrgang

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Weltersteinspielung einer Bearbeitung von Mozarts Gran Partita

Mirijam Contzen ist immer neugierig darauf, unbekannteres Repertoire zu entdecken. Und es ist nicht zuletzt Reinhard Goebel, der sie mit dieser Leidenschaft angesteckt hat. Er ist ein unermüdlicher Schatzgräber. Und er begnügt sich nicht damit, den Staub von längst vergessenen Partituren zu pusten, sondern sorgt auch dafür, sie der Welt zugänglich zu machen. Wie die Bearbeitung von Mozarts bekannter Gran Partita, die der Komponist Franz Gleißner um 1800 erstellt hat. Hier in einer Weltersteinspielung zu hören.

Eigentlich ist die Gran Partita eine Serenade für zwölf Bläser und Kontrabass. Gleißner, selbst auch Kontrabassist, hat daraus eine Sinfonia Concertante gemacht und das gesamte Orchester eingebunden. Gleißner ging behutsam vor und schrieb die originalen Stimmen mit Fingerspitzengefühl anderen Instrumenten zu. Mozarts hinreißende Gran Partita wollte er so mehr Ensembles und damit einem größeren Publikum zugänglich machen.

Die Bearbeitung von Gleißner stellt auch das Original von Mozart nochmal in ein neues Licht. Ein "New Mozart" eben. Ein erhellendes Album von Reinhard Goebel, Mirijam Contzen und dem Mozarteumorchester Salzburg.

New Mozart

Label:
Sony Classical

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Neue CDs | 31.10.2021 | 15:20 Uhr

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