CD der Woche: Cyprien Katsaris spielt Mozarts "Don Giovanni"
Die Aufnahme des Pianisten Cyprien Katsaris ist eine echte Entdeckung. 150 Minuten "Don Giovanni", wie man ihn bislang noch nicht gehört hat.
Klavierauszüge von kompletten Opern gibt es auch heute noch, in verschiedenen Varianten. Für den Theateralltag und die Proben sind sie unerlässlich. Doch landet man im aktuellen Sortiment meist bei Herausgebern, die weitgehend unbekannt sind. Das war nicht immer so. Von Georges Bizet stammt eine vollständige Bearbeitung von Mozarts "Don Giovanni". Eingespielt hat sie nun der Pianist Cyprien Katsaris.
Feine Klavierbearbeitungen von Georges Bizet
Ob Georges Bizet sich später für seine berühmte Oper "Carmen" an Mozart orientiert hat? Zumindest spielt auch dessen "Don Giovanni" in Sevilla. Außerdem stehen in beiden Opern Sex und Verführung oben auf der Tagesordnung. Beide Hauptfiguren versuchen, ihre Mitmenschen nach Strich und Faden zu manipulieren, und beide müssen für ihre Skrupellosigkeit mit dem Tod bezahlen.
Schon vor dem "Don Giovanni" hatte Bizet Highlights aus verschiedenen Opern für Klavier bearbeitet, aber eben nur einzelne Arien. Hier nun überträgt er - bis auf die Rezitative - alles aufs Klavier. Nicht im Sinne von Franz Liszt und dessen virtuos rauschenden und donnernden Transkriptionen. Bei Bizet geht es viel feiner zu.
Cyprien Katsaris' Aufnahme ist eine echte Entdeckung
Cyprien Katsaris hat einen großen Teil seines Pianistenlebens damit verbracht, vergessenes oder wenig beachtetes Repertoire ans Licht zu fördern, vornehmlich Arrangements für Klavier. Ein Meister im Reich der Transkriptionen. Und wie schlägt er sich bei Bizets "Don Giovanni"? Katsaris macht das großartig. Nicht nur, weil er die Melodien wirklich wie gesungene Arien oder Ensemble aufs Klavier überträgt, sondern weil er diesen "Don Giovanni" wie eine Art Kammerspiel auf Tasten inszeniert. Jede Stimme, selbst noch so nebensächlich scheinende, arbeitet er glasklar heraus und setzt sie geschickt zueinander in Beziehung.
Cyprien Katsaris startet nur selten den Turbo, er zieht eher moderate Tempi vor. Doch das wirkt keineswegs schläfrig. Vielmehr verleiht er der Musik dadurch eine Luftigkeit, die jedoch die dämonischen Seiten nicht vernachlässigt. Diese Aufnahme ist eine echte Entdeckung. 150 Minuten "Don Giovanni", wie man ihn bislang noch nicht gehört hat. Diese Aufnahme weckt Neugierde, weil sie uns noch unbekannte Seiten von Mozarts Oper aufzeigt.
Mozart: "Don Giovanni" in Klavierbearbeitungen von Bizet
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