Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier spricht neben Moderatorin Sandra Maischberger und Hamburgs erstem Bürgermeister Peter Tschentscher beim Benefizkonzerts des Bundespräsidenten in der Elbphilharmonie. © dpa Foto: Marcus Brandt

Berührendes Benefizkonzert des Bundespräsidenten in der Elphi

Stand: 28.02.2022 08:59 Uhr

Eigentlich sollte es sein wie jedes Jahr: das Benefizkonzert des Bundespräsidenten für einen guten Zweck. Diesmal fand es in der Elbphilharmonie in Hamburg statt. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte zu Spenden für die Obdachlosenhilfe aufgerufen.

von Daniel Kaiser

Vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine ist dieses Konzert mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester und mit Musik von Beethoven zu etwas ganz Außergewöhnlichem geworden.

Steinmeier: "Krieg markiert eine Zeitenwende in Europa"

Das Publikum erhebt sich zur Nationalhymne. An diesem Vormittag ist das spürbar mehr als nur Protokollroutine, weil der Bundespräsident im Haus ist. Frank-Walter Steinmeier machte deutlich, dass der Krieg eine Zeitenwende in Europa markiert. "Die Welt danach wird eine andere sein", sagte Steinmeier. "Die europäische Sicherheitsarchitektur, an der Generationen von Menschen gearbeitet haben in den letzten fünf Jahrzehnten. Diese europäische Sicherheitsarchitektur ist zerstört, und bestenfalls muss man wieder von vorne anfangen."

Beethoven klingt an diesem Tag anders

So klingt auch der Beethoven an diesem Tag anders. Die Ouvertüre zur Freiheitsoper "Fidelio" und dann Beethovens Fünfte, die Schicksalssinfonie. Chefdirigent Alan Gilbert holt aus, und noch vor dem ersten Ton macht es Knack. Der Dirigentenstab bricht entzwei. Es ist wie eine Metapher: Gilbert dirigiert mit bloßen Händen weiter - ein starkes Bild.

Eine ungeheure Wucht und Wärme breitet sich aus. Diese Sinfonie ist mehr als nur ein Haufen schöner Töne. Diese Musik will etwas sagen, uns bewegen. "Beethovens Fünfte ist ja sowieso gewaltig. Ich finde, zu so einem Tag passt der Beethoven", sagt eine Frau aus dem Publikum. "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit ist natürlich aktuell", meint eine andere.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (r-l), seine Ehefrau Elke Büdenbender, Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) und seine Ehefrau Eva Maria Tschentscher beim Benefizkonzert des Bundespräsidenten in der Elbphilharmonie. © dpa Foto: Marcus Brandt
Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (links, mit Ehefrau Eva Maria, Bundespräsident Steinmeier und dessen Ehefrau Elke Büdenbender) wies in seiner Rede auf die Probleme von Obdachlosen hin.

Die chinesische Starpianistin Yuja Wang fasziniert nicht nur mit einem virtuosen Klavierkonzert von Franz Liszt, sondern auch erwartungsgemäß mit extravagantem Äußeren: pinkfarbenem Glitzerkleid, roten Haarsträhnen und High Heels.

Die richtige Musik vermag zu trösten

Und auch der eigentliche Anlass des Konzerts war nicht vergessen: die Hilfe für Obdachlose. "Obdachlosigkeit führt sehr schnell zu Erkrankungen", sagte Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) in seiner Rede. "Und es ist sehr schwierig für Obdachlose, medizinische Unterstützung zu bekommen. Viele sind nicht krankenversichert und werden im regulären medizinischen System nicht so aufgenommen, wie man sich das wünscht."

Es war ein berührendes Konzert in einer aufwühlenden Zeit. Menschen haben sich ihrer Freiheit vergewissert, an die in Not gedacht und gespürt, dass die richtige Musik es vermag zu trösten und auch Hoffnung zu geben.

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Klassisch in den Tag | 28.02.2022 | 07:20 Uhr

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