Anne-Sophie Mutter und Pablo Ferrández spielen Brahms' Doppelkonzert
"Freundschaft, Unterstützung, Inspiration" - das ist die Überschrift im Beiheft der neuen CD der Geigerin Anne-Sophie Mutter mit dem Cellisten Pablo Ferrández. Es ist die erste gemeinsame CD der beiden.
Der junge Künstler und seine Mentorin spielen das Doppelkonzert von Johannes Brahms, ein Werk der Versöhnung und Freundschaft. Dazu passt das g-Moll-Klaviertrio von Brahms' Freundin Clara Schumann - da ist der langjährige Duopartner von Mutter, Lambert Orkis, mit von der Partie.
Strahlender, altmodischer Klang
Pablo Ferrández traut sich was. Er setzt sein Solo mit einem rauen Ton an, dunkel und melancholisch, um aber dann sofort seine große Flexibilität zu beweisen, als wollte er den Teppich ausrollen für den Einsatz seiner Duo-Partnerin, aus dem Schroffen ins Seidige, Konkrete.
Es ist schon lustig: Schauen Sie sich mal das Cover an von 1983, als Anne-Sophie Mutter im hochgeschlossenen Karohemd und Pullover, lächelnd, Blick gesenkt neben Karajan gesetzt ist, und dann eines aus dem Booklet 2022, in knallig-pinkem, glänzenden schulterfreien Kleid, Blick in die Kamera. Aber das ist nicht das Cover-Bild - auf dem strahlen sich Mentorin und Schützling an, und was sie im Duo spielen, klingt auch strahlend, sie hören einander zu, sie reagieren hochsensibel aufeinander, es ist ein echtes Gespräch, das sie da miteinander führen.
Die Mitglieder der Tschechischen Philharmonie mit Manfred Honeck sind an diesem Gespräch hellwach beteiligt - der Klang hat etwas im schönsten Sinne Altmodisches, wenn man böse sein will ein bisschen mulmig, aber immer warm und ausgewogen, mit besonders schönen Bläser-Soli.
Anne-Sophie Mutter spielt anders als 1983, flexibler, weniger perfektionistisch vielleicht, auf jeden Fall mehr an den Zwischentönen, an den vielen Farben interessiert. Aber natürlich erkennt man sie hier wie da wieder - diese Unbedingtheit, dieses "hier stehe ich und kann überhaupt nicht anders".
Anne-Sophie Mutter und Pablo Ferrández: Ein beiderseitiger Glücksfall
Im Gespräch im Beiheft outet sich Mentorin Anne-Sophie Mutter als Fan von Pablo Ferrández, und er erzählt von der ersten Begegnung vor neun Jahren als von einem Glücksfall. Und das ist es auch, beiderseitig: Mutter, die mit ihrer Stiftung den hochbegabten Nachwuchs fördert, Ferrández und all die anderen Virtuosen, die mit ihrem Einfühlungsvermögen auch die Star-Geigerin inspirieren.
Das Doppelkonzert wurde live mitgeschnitten, und das macht sich sehr positiv bemerkbar: Die Intensität des Auftritts vor Publikum ist jederzeit spürbar. Dieses Werk erzählt die Geschichte der Versöhnung von Johannes Brahms mit dem Geiger Joseph Joachim - Anne-Sophie Mutter und Pablo Ferrández mit der Tschechischen Philharmonie und Manfred Honeck legen alles hinein.
Mutter, Ferrández und Orkis spielen Clara Schumanns Klaviertrio
Es hat sich inzwischen eine schöne Mode entwickelt, Konzertantes mit Kammermusikalischem zu verbinden. Hier kommt noch die besondere Freundschaft, die zeitlebens zwischen Johannes Brahms und Clara Schumann bestand, hinzu. Anne-Sophie Mutter, Pablo Ferrández und Lambert Orkis tauchen ein in das g-Moll-Klaviertrio von Clara Schumann, eines ihrer herausragenden Werke.
Nach ihrem Empfinden spreche aus dieser Musik viel innere Unerfülltheit, sagt Anne-Sophie Mutter über Clara Schumanns Trio - und betont, in was für schwieriger Zeit Clara es komponierte. Die Sorgen, die Beklommenheit bleiben, aber die tiefe Melancholie hat auch etwas Tröstliches. Hörenswert.
J. Brahms: Doppelkonzert op.102 & C. Schumann: Klaviertrio op.17
- Zusatzinfo:
- Johannes Brahms, Doppelkonzert a-moll op. 102 Clara Schumann, Klaviertrio g-moll op. 17 Anne-Sophie Mutter, Violine / Pablo Ferrández / Lambert Orkis, Klavier Tschechische Philharmonie Ltg.: Manfred Honeck
- Label:
- Sony Classical