A new music is born - Marc Neikrugs Sinfonie Nr. 4
Am Donnerstag wurde in der Elbphilharmonie ein neues Musikstück geboren. Der NDR hat bei dem US-amerikanischen Komponisten Marc Neikrug eine Sinfonie in Auftrag gegeben - nun war Uraufführung.
"Das wichtigste, wonach Komponisten streben, ist eine eigene Stimme", sagt Marc Neikrug. Und diese eigene Stimme hat er gefunden. Seit den 70er-Jahren sorgt der US-amerikanische Komponist mit seinen Werken für Aufsehen. Sein Musiktheater "Throug roses", das die Geschichte eines jüdischen Geigers erzählt, der Auschwitz überlebt hat, wurde mehr als 500 Mal aufgeführt.
Die Geburt einer neuen Sinfonie
Nun ist seine neue Sinfonie, seine Vierte, in der Elbphilharmonie uraufgeführt worden. Ein Auftragswerk des NDR, gespielt vom NDR Elbphilharmonie Orchester unter Leitung von Chefdirigent Alan Gilbert. Neikrug, der in Los Angeles und an der Musikhochschule Detmold studierte, versteht sein Handwerk. Er kann Orchesterklänge erzeugen, wie nur wenige Komponisten unsere Tage. Er schreibt dabei für die Instrumente, nicht gegen sie. Lässt sie Klänge erzeugen, die gut umsetzbar sind. Für den Solo-Hornisten Jens Plücker ist es immer wieder eine spannende Situation, wenn ein Werk zum ersten Mal gespielt wird. Nach der Uraufführung erklärt der NDR-Musiker: "Ich war sehr fasziniert von der wie ein Kaleidoskop klingenden Musik, mir hat es Spaß gemacht.“
Absolute Musik
In Form und Aufbau steht Neikrugs Vierte ganz in der Tradition der großen Sinfonien des 19. Jahrhunderts. Dabei bedient er sich auch hier und da der Stile der großen Komponisten wie Anton Bruckner, Gustav Mahler oder Béla Bartók, ohne sie dabei zu kopieren. Darüberhinaus verarbeitet er Einflüsse des Jazz und der südamerikanischen Musik. Neikrug hat mit seiner Frau mehr als 25 Jahre bei den Pueblo-Indianern gelebt und deren Rituale und Zeremonien verinnerlicht.
Das Publikum nicht überfordern
Seine vierte Sinfonie ist ein großangelegtes, viersätziges Orchesterwerk mit erweitertem Schlagwerk. Dabei durchläuft die Musik mehrere Steigerungen, die sich meist in Wohlbefinden auflösen. Dissonanzen lösen sich meist in Wohlklang auf. Neben traditionellen Klängen kann man hier viel Neues entdecken. Eine Reise, die das Publikum selten überfordert. Neikrug schafft Werke, die im Kontext von Konzertprogrammen funktionieren, die nicht für ein Publikum gedacht sind, das sich speziell für Neue Musik interessiert.
Eine gute Vorstellungskraft schützt vor Überraschungen
Für Marc Neikrug ist die Uraufführung seiner Werke immer wie die Geburt eines großen Babys: "Ich sitze allein in einem Haus und muss mir vorstellen, wie 100 Menschen zusammen klingen. Man muss eine gute Vorstellungskraft haben und einen festen Glauben. Eine Überraschung ist es, wenn es letztlich nicht so klingt, wie man es sich vorgestellt hat", erklärt Neikrug im Gespräch mit NDR Kultur.
Bei der Uraufführung in der Elbphilharmonie gab es für den 75-Jährigen keine Überraschungen, alles lief wie geplant. Nachdem die letzten Töne verklungen waren, gab es großen, lang anhaltenden Beifall des Publikums.
