"Tanz mit dem Tod": Neue Krimi-Reihe von Christian von Ditfurth
Christian von Ditfurth braucht keinen langen Anlauf, um Atmosphäre und Spannung zu kreieren. "Tanz mit dem Tod" ist ein vielversprechender Reihenauftakt. Das Buch ist unterhaltsam und angemessen düster.
Christian von Ditfurth ist studierter Historiker und begann seine Autorenkarriere mit dem Schreiben von Sachbüchern. Es folgten einige Thriller und die Krimi-Reihe um den Hamburger Historiker und Hobbyermittler Josef Maria Stachelmann. Dann verlegte er den Handlungsort nach Berlin mit der Reihe um den erfolgreichen Kommissar Eugen de Both. Nun ist der erste Band einer neuen Krim-Reihe erschienen; es geht in die deutsche Vergangenheit.
Ein unerfahrener Kriminalassistent kämpft für Gerechtigkeit
Im November 1932 wird der kommunistische Zeitungsredakteur Kurt Esser ermordet. Sieben SA-Männer waren in die Berliner Kneipe gestürmt, in der Esser gerade saß, und deren Anführer hatte ohne Vorwarnung begonnen zu schießen. Aufklären soll den Mord der junge und unerfahrene Kriminalassistent Karl Raben. Den charakterisiert Autor Christian von Ditfurth so: "Das ist ein Typ, der unter seinem Gerechtigkeitssinn leidet. Natürlich hat Karl Raben viele Ängste, pausenlos. Er leidet stark darunter und er lässt es auch seine Familie spüren. Seine Frau denkt daran, manchmal zumindest, dass es besser ist auszuwandern. Es ist eine Zeit, in der man alles falsch machen kann."
Obwohl Ende 1932 die Nazis bereits sehr mächtig sind und sich das Interesse bei der Berliner Polizei, den Mord aufzuklären, in Grenzen hält, will Karl Raben Gerechtigkeit. Es gelingt ihm, den Haupttäter, einen SA-Mann namens Gustav Fehrkamp, zu verhaften. Dieser wird vom Gericht zum Tode verurteilt. Aber nach der Machtübernahme der Nazis im Januar 1933 bekommt Raben eine Nachricht:
Vertraulich! Wie ich hörte, wird der Führer in den nächsten Tagen SA-Sturmführer Gustav Fehrkamp begnadigen und auszeichnen für seinen Kampf gegen Feinde unseres Staats. Leseprobe
Diese Niederlage kann Raben nicht verwinden, er will Fehrkamp um jeden Preis seiner gerechten Strafe zuführen und geht dafür wahrlich einen teuflischen Pakt mit den neuen Machthabern ein.
Deutschlands Weg in die Diktatur
Christian von Ditfurth ist ein sehr versierter Krimi-Autor. Er braucht keinen langen Anlauf, um Atmosphäre und Spannung zu kreieren, um das handelnde Personal einzuführen. Der erste Teil seines Romans ist sehr dialoglastig, die Kapitel sind kurz, ebenso die Sätze. Das schafft Tempo, geht aber zumindest anfangs auch etwas zu Lasten der Figurenzeichnung. Besonders liegt dem Historiker Christian von Ditfurth natürlich das Zeitkolorit. Kenntnisreich schreibt er über den Weg Deutschlands in die Diktatur: "Ich habe den Roman in der Übergangszeit von der Weimarer Republik zum Nationalsozialismus angesiedelt, weil in keiner Zeit in der deutschen Geschichte jemand so in eine Zwickmühle geraten konnte wie 1932/33. Raben ermittelt in der Weimarer Republik und die Geschichte endet für ihn unter den Nazis und da gelten andere Kriterien. Das finde ich als Modell herausragend. So gut und klar, wie es in keiner anderen Zeit möglich wäre."
"Tanz mit dem Tod": Vielversprechender Reihenauftakt
Er wolle, so Christian von Ditfurth weiter, zeigen, wie sich Menschen in Diktaturen verhielten. Karl Raben stürzen die neuen Machthaber in große Gewissenskonflikte. Er selbst ist kein Nazi, muss aber mit ihnen kooperieren. Und bald hat Reinhard Heydrich, der Chef der Gestapo, einen Narren an ihm gefressen. Er stellt für Rabens jüdische Frau einen Ariernachweis aus und hat Raben damit komplett in der Hand.
"Tanz mit dem Tod" ist ein vielversprechender Reihenauftakt. Das Buch ist unterhaltsam und angemessen düster. Sechs weitere Bände sollen folgen, bis die Reihe zu Beginn der 1950er-Jahre endet.
Tanz mit dem Tod
- Seitenzahl:
- 496 Seiten
- Genre:
- Krimi
- Verlag:
- C. Bertelsmann
- Bestellnummer:
- 978-3-570-10449-1
- Preis:
- 22 €
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Krimis
