Neuer Jugendroman von Alina Bronsky: "Schallplattensommer"
Alina Bronsky ist seit ihrem Debütroman "Scherbenpark" eine sehr erfolgreiche Bestsellerautorin. Gerade ist ihr neuer Roman "Schallplattensommer" über das ungewöhnliche Mädchen Maserati erschienen.
Maserati ist fast siebzehn und betreibt mit ihrer Oma, die erste Anzeichen von Demenz zeigt, einen Imbiss in einem namenlosen Dorf. Maserati ist es gewohnt Aufmerksamkeit zu bekommen, denn sie ist das einzige Mädchen im Umkreis von dreizehn Kilometern. Wenn Autorin Alina Bronsky Maserati in einem Wort beschreiben müsste, dann würde sie "stolz" sagen: "Sie möchte auf keinen Fall hilflos oder bedürftig rüberkommen, obwohl ihre Lebenssituation schwierig ist. Deswegen wirkt sie auch etwas abweisend. In erster Linie geht es ihr aber darum, dass sie ihren Stolz und ihre Würde wahren möchte", erklärt Alina Bronsky.
Maserati umgibt ein Geheimnis. Sie hat weder Internet noch Smartphone, sie geht nicht mehr zur Schule und lässt außer ihrer Oma niemanden an sich heran. Bis Theo und Caspar auftauchen, Cousins aus einer reichen Familie, die in eine alte Villa im Dorf gezogen ist. Beide Jungen haben definitiv Interesse an Maserati. Und vor allem Theo kommt ihrem Geheimnis bedrohlich nah.
Theo griff nach etwas, was zu seinen Füßen gestanden hatte, hob eine große Plastiktüte hoch und holte eine Schallplatte heraus. Auf dem Cover war ein Mädchengesicht abgebildet, dessen rechte Hälfte sich in der Dunkelheit auflöste. Die linke schmiegte sich an etwas, das Ähnlichkeit mit dem Hinterkopf eines Hundes aufwies, aber auch ein ausgestopfter Wolf sein konnte. Leseprobe
Das Mädchen auf dem Schallplattencover sieht Maserati zum Verwechseln ähnlich und Theos Neugier bringt ihr Leben ins Wanken. Alina Bronsky ist eine großartige Erzählerin. Unsentimental und kitschfrei beschreibt sie die schwierigen Lebensumstände von Maserati, die Suche nach ihrem Platz im Leben und ihren Wunsch, sich vor der Welt zu verstecken. Bronskys Sprache ist auf eine nüchterne Art emotional, wenn auch nicht ganz so kühn wie in ihren anderen Romanen.
Oft schreibt Alina Bronsky über Menschen, die nicht wirklich dazu gehören. Außenseiter würde sie die aber nicht nennen: "Ich suche ganz bestimmt nicht gezielt Außenseiter. Aber natürlich interessieren mich gerade als Romanfiguren Menschen jeden Alters, die unter besonderen Umständen leben. Und besondere Umstände bedeutet auch, dass man das Gefühl hat, man ist alleine mit seinem Kummer und seinem Unglück. Und dadurch kommt auch das Gefühl von Einsamkeit zustande und dieser Wahrnehmung als Außenseiter", so Bronsky.
Auch Maserati fühlt sich nicht zugehörig und reagiert mit Wut und Ablehnung der ganzen Welt. Darüber schreibt die Autorin schön atmosphärisch, wenn auch ein wenig zu skizzenhaft. Das geht auf Kosten der Figurenzeichnungen, die etwas blass bleiben. "Schallplattensommer" ist, auch wenn das Cover das suggeriert, kein leichter Sommerroman. Eine Liebesgeschichte aber schon, sagt Alina Bronsky: "Ich bin der Meinung, dass ich eigentlich immer Liebesgeschichten schreibe. Bei jedem Buch habe ich das Gefühl, das ist es, worum es mir am meisten geht. In der Wahrnehmung der Leser geht das oft unter oder es gibt andere Sachen, die ihnen wichtiger erscheinen."
"Schallplattensommer" ist ein Roman, der sowohl Jugendliche als auch Erwachsene berührt. Junge Leute finden ihre Zweifel und Ängste, aber auch Hoffnung wieder. Und die älteren Leserinnen und Leser führt das Buch zurück in eine Welt, die voller Fragen, Sehnsüchte und Möglichkeiten war.
Schallplattensommer
- Seitenzahl:
- 192 Seiten
- Genre:
- Jugendbuch
- Zusatzinfo:
- ab 14 Jahren
- Verlag:
- dtv
- Veröffentlichungsdatum:
- 13. April 2022
- Bestellnummer:
- 978-3-423-44054-7
