Neuer Jugendroman von Alice Oseman: "Nothing Left for Us "
Seitdem ihre Graphic-Novel-Serie "Heartstopper" erfolgreich verfilmt wurde, ist die britische Autorin und Illustratorin Alice Osmann ein Star der Jugendbuchszene. Nun ist ein weiteres Buch von ihr erschienen: "Nothing left for us".
Als "Nothing left for us" 2016 in England erschien, war Alice Oseman gerade einmal 22 Jahre alt. Das sind verwirrende und unrelevante Infos! Protagonistin ist Frances, eine Streberin par excellence, die rund um die Uhr dafür arbeitet, in Cambridge angenommen zu werden. Sie hat keine Freunde und nur zwei (geheime) Hobbies: Zeichnen und ihren Lieblingspodcast "Universe City" hören. Niemand weiß, wer sich diese ziemlich schräge Serie ausgedacht hat. Die Folgen sind rätselhaft und nur für eine kleine Community interessant. Und dann erfährt Frances, dass Aled der Creator des Podcasts ist.
"Ich BIN Universe City“, sagte er. "Ich mache Universe City." Ich wusste nicht, wie ich ihm erklären sollte, dass ich seit zwei Jahren von einer Podcast-Show auf YouTube besessen war, in der es um Abenteuer eines Studenten an einer Science-Fiction-Uni ging, der agender war, Tag und Nacht Handschuhe trug, Superkräfte hatte und mit detektivischem Geschick Verbrechen aufklärte. (…) Oder dass ich in meinem Zimmer siebenunddreißig Zeichenblöcke voll mit Zeichnungen dieser Show lagen und ich noch nie jemanden getroffen hatte, der auch nur davon gehört hatte.
Lange Freundschaft, schwierige Mutter
Der schüchterne Aled ist also der geheimnisvolle Creator. Aled und Frances kennen sich schon ewig, er wohnt gegenüber von ihr und und seine Zwillingsschwester verschwunden spurlos. Nach dieser Enthüllung werden Aled und Frances beste Freunde, denken sich zusammen die Fortsetzungen aus und ergänzen sich.
Aber dann ist da Aleds Mutter, eine absolute Psychopatin, die eine Katastrophe auslöst …
"Sie sah einschüchternd aus, auf diese typisch weiße Mittelschicht-Mum-Art. Kurze gefärbte Haare, etwas rundlich, mit einem Lächeln, das sagte: "Wie wäre es mit einer Tasse Tee?". Und Augen, die sagte: "Ich werde alles verbrennen, was dir lieb ist."
Moderne Geschichte mit lustigen Passagen
Genau wie in "Loveless" geht es viel um Gender: Asexualität, Bisexualität, Homosexualität. Alice Oseman war schon mit 22 eine herausragende Erzählerin. Sie kann ihre Themen subtil und dennoch mit Ausrufezeichen in eine Coming-of-Age-Geschichte einbauen. Es gibt viele wunderbare Sätze in diesem Buch - tiefsinnige, überraschende und lustige Passagen, vor allem Beschreibungen kann Oseman wirklich gut:
"Ach du heilige Scheiße", sagte Raine, als wir durch Cambridge fuhren. "Als wäre die Stadt aus Kaviar. Alles sehr braun. Echt wenig Grau. Wie ein Filmset. Der Ort war wirklich schön und fühlte sich im Kontrast zu dem vielen Grau in unserer Stadt beinahe unecht an. Der Fluss in Cambridge passte in "Herr der Ringe", während man in dem Fluss unserer Stadt eher Einkaufswagen oder eine Leiche vermutet hätte.
Der Plot ist ein kleiner Makel
Und doch merkt man, dass es eines der ersten Bücher ist, das erst jetzt in Deutschland erschienen ist. Die Geschichte zieht sich ein bisschen, der Plot ist nicht ganz ausgereift. Das kann man aber verzeihen. Es gibt genug, das entschädigt. Großartige und ungewöhnliche Charaktere, witzige Dialoge, eine sehr moderne Geschichte.
Alice Oseman schreibt auf Augenhöhe ihrer Zielgruppe. Inzwischen ist sie 27, der Netflix-Erfolg von "Heartstopper" hat ihr ungeahnten Ruhm verschafft. Wenn sie sich davon nicht einschüchtern lässt, wird sie eine der ganz großen Jugendbuchautorinnen.
Nothing Left for Us
- Seitenzahl:
- 448 Seiten
- Genre:
- Jugendbuch
- Zusatzinfo:
- ab 14 Jahren
- Verlag:
- Loewe
- Veröffentlichungsdatum:
- Juli 2022
- Bestellnummer:
- 978-3743212206
- Preis:
- 16,95 €
