"BRZRKR"-Comic von Keanu Reeves: Viel Gewalt, wenig Tiefgang
Keanu Reeves kennt man als Schauspieler. Aber als Zeichner von Comics? In Amerika sind seine Bände bereits erschienen und auch eine Netflixserie ist geplant. Nun erscheint der erste Band auf Deutsch.
"Comics sind genial", findet Keanu Reeves. Er war Kinderpsychiater in "To The Bone", romantischer Hausbesitzer in "Haus am See", Zeitreisender in "Matrix" und Profikiller in "John Wick". In den letzteren Filmen hat er schon gezeigt, dass er nicht zimperlich ist, wenn es um Action und körperliche Deformationen geht. Da schließt er mit seinem Comic "BRZRKR" nahtlos an.
50.000 Dollar wollte Reeves für sein Projekt per Crowdfunding zusammenbekommen. Eingenommen hat er rund 1,5 Millionen Dollar - die erfolgreichste Comic-Kampagne aller Zeiten. Über 650.000 Hefte gingen bereits in Amerika für den ersten Teil seiner Geschichte über die Ladentische - elf weitere sind geplant. Damit katapultiert er sich in den Comic-Olymp der Verkaufszahlen.
"BRZRKR": Mischung aus "Conan der Barbar" und Monty Pythons Killer-Kaninchen
Aber zur Handlung: Der unsterbliche Söldner "B" splattert sich durch die vergangenen 80.000 Jahre Menschheitsgeschichte als Universalwaffe, da er einfach nicht sterben kann. Überraschenderweise sieht er Keanu Reeves irrsinnig ähnlich: schwarze, schulterlange Haare, ein verwegener Zwölf-Tage-Bart und ein kantiges Gesicht, über das noch nie ein Lächeln geflitzt ist - nur Testosteron-geschwängerte Wut. Gewalt ist für ihn Alltag und Nervennahrung zugleich. Eigentlich ist ihm das alles zuwider, trotzdem schwingt er Streitäxte und hämmert Fäuste durch Feindeskörper, dass es nur so spritzt. Das bekommt teilweise schon grotesk wirkende Züge und erinnert an eine Mischung aus "Conan der Barbar" und dem Killer-Kaninchen aus Monty Python.
Hinter dieser, sagen wir mal, besonderen Neigung soll allerdings Tiefgang versteckt sein. Leidet "B" doch an einem unerfüllten Traum, nämlich: endlich sterben zu können und dem Kreisel der Gewalt zu entgehen. Das verspricht ihm die adrette Psychologin vom US-Geheimdienst, die seine Herkunft entschlüsseln möchte. Als Gegenleistung darf er sich für Uncle Sam körperlich betätigen und böse Burschen zerkleinern. Damit hat die Geschichte so viel Tiefgang wie das Wattenmeer bei Ebbe.
Optik des Comics erinnert an das Marvel-Universum
Reeves stehen großartige Comic-Macher zur Seite. Einer von ihnen ist der Autor Matt Kindt, der für Marvels Spiderman, Wolverine und X-Men getextet hat. Der Zeichner Ron Garney hat Figuren wie Hulk, Captain America, Silver Surfer oder Daredevil illustriert und verzeichnet zwei Nominierungen für den Eisner Award - den Oscar der Comic-Branche. So ist es kein Wunder, dass die Optik sehr an die Stilistik des Marvel-Universums erinnert - inklusive Farbrausch.
Das ist handwerklich große Klasse und hat bekanntlich seine Fans - die riesigen Verkaufszahlen beweisen das. Doch Raffinesse und Überraschungen erlebt man auf diesen 144 Seiten kaum. Vermutlich ist das auch Absicht, denn wie die großen Marvel-Blockbuster-Verfilmungen sind bereits Verträge für eine Umsetzung fürs Kino vereinbart - mit Reeves überraschenderweise in der Hauptrolle. Netflix hat sich die Rechte gesichert und eine Anime-Prequel-Serie ist ebenfalls geplant.
"BRZRKR" fehlen im Titel nicht nur die Vokale, sondern über die ganze Lesestrecke auch die Antwort auf die Frage, was dieses Buch so besonders macht. Vielleicht liegt sie auf dem Grund einer mittleren Popcorn-Tüte, denn so lang braucht man, um den ersten Teil dieses dann doch eher ermüdenden und konventionellen Action-Comics zu überstehen.
BRZRKR 1
- Seitenzahl:
- 144 Seiten
- Genre:
- Comic
- Zusatzinfo:
- Matt Kindt: Autor Ron Garney: Illustrator Jano Rohleder: Übersetzer
- Verlag:
- Cross Cult
- Veröffentlichungsdatum:
- 27.04.2022
- Bestellnummer:
- 978-3966586887
- Preis:
- 25 €
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