Ukrainische Buchhändlerin in Hamburg-Fuhlsbüttel
Natalia Banakh stammt aus der Ukraine. Zusammen mit ihrem Mann Lutz Heimhalt betreibt sie eine Buchhandlung in Hamburg-Fuhlsbüttel. Die Situation in ihrem Heimatland bewegt sie und ihre Familie - aber auch viele Kundinnen und Kunden.
Auf dem Tresen an der Kasse steht ein großer blau-gelber Blumenstrauß. Die Solidarität mit der Ukraine ist groß - auch in der Buchhandlung am Erdkampsweg in Fuhlsbüttel. "Das bewegt mich wirklich sehr", sagt Natalia Banakh. "Man kann gar nicht beschreiben, wie viele Blumensträuße die Kunden vorbeibringen. Was uns ganz besonders beeindruckt hat: Es kam eine Kundin und brachte den Schlüssel für ihr Haus: 'Hier hast du den Schlüssel, da kannst Du Leute unterbringen'."
Familie musste in der Ukraine alles zurücklassen
Mit 23 ist Natalia Banakh aus der Ukraine nach Deutschland gekommen. All die Jahre waren ihr Mann Lutz Heimhalt und sie oft zu Besuch dort. Im Oktober und November seien sie noch in der Ukraine gewesen, berichtet er: "Keiner hat damit gerechnet. Ich wollte die Familie schon zwei, drei Wochen vorher rausholen. Dann kam das plötzlich wie ein Donnerwetter."
Mittlerweile haben Natalia Banakhs Eltern zusammen mit ihrer Schwester das Land verlassen. Sie haben alles, was sie sich aufgebaut haben, zurückgelassen. "Sie haben einen Garten, sie haben alte Obstbäume, sie haben veredelt, gezüchtet. Mein Vater hat eine kleine Imkerei", schildert Banakh. Ihre Schwester und ihre Eltern wohnen jetzt bei ihnen. So froh sie sind, dass sie zusammen sind. Die Stimmung zuhause ist natürlich gedrückt: "Man hat ein schlechtes Gewissen, dass wir einfach hier am Tisch sitzen und gut speisen. Und trotzdem bleiben wir natürlich immer in Gedanken dort und verfolgen die ganze Situation", so Banakh.
Geflüchtete Familien mit ukrainischen Kinderbüchern unterstützen
Natalia Banakhs Schwester, die zurzeit noch Urlaub hat, wird am Wochenende in die Ukraine zurückreisen. Obwohl in der westukrainischen Stadt Iwano-Frankiwsk, wo die Familie herkommt, mittlerweile der Flughafen beschossen wurde. "Sie arbeitet in der Staatsanwaltschaft, sie ist eine Abteilungsleiterin und auf jeden Fall muss sie dort vor Ort sein", erzählt das Paar.
Natalia Banakh möchte hier in Hamburg geflüchtete ukrainische Familien unterstützen. Mit einer Vertreterin des Buch-Großhändlers hat sie darüber gesprochen, ob es möglich wäre, eine größere Menge ukrainischer Kinderbücher zu bekommen: "Sie können die Familien natürlich nicht für immer trösten mit Bilderbüchern und die Kinder beschäftigen. Aber es ist eine erste Therapie. Ein Zeichen, dass wir die Sprache schätzen. Vielleicht könnte man die Familien moralisch unterstützen", hofft Natalia Banakh.
Buchhändlerin aus Fuhlsbüttel gibt Leseempfehlungen aus der Ukraine
Als Buchhändlerin hat sie natürlich auch Literaturempfehlungen aus der Ukraine. "Auf jeden Fall Oksana Sabuschko, die mir sehr am Herzen liegt: 'Museum der vergessenen Geheimnisse'. Es geht um eine Widerstandskämpferin in den 40er-Jahren und außerdem von Jurij Andruchowytsch "Moscoviada". Es geht tatsächlich um das Verhältnis von Russland und der Ukraine."
Bei diesem Krieg, sagt die Buchhändlerin, gehe es um so viel mehr als um ihr Land und ihre Familie. "Es geht um alles, um die ganze Welt." So schwer es im Moment fällt, daran zu glauben, so hofft Natalia Banakh, dass sich der größte Wunsch ihrer Eltern irgendwie erfüllt: "Meine Eltern wünschen sich das alte Leben zurück, auch wenn sie Deutschland lieben. Aber als Besucher, als Gäste."
