Paul Holz: "Schlachter des guten Gewissens"
Paul Holz. Dieser Name ist heutzutage wohl eher unbekannt. Und nein, es geht hier jetzt nicht um den Fußballspieler Paul Holz. Gemeint ist der Zeichner, der Pädagoge, der von den Nationalsozialisten verunglimpfte und 1938 verstorbene Meister der Linien. Der "Schlachter des guten Gewissens", wie er sich selbst einmal in einem Brief nannte. Die Kunsthistorikerin Nina Schleif hat bei Klinkhardt & Biermann ein Buch über Paul Holz herausgegeben.

Dunkle Köpfe, unter vielen Linien fast verschwindende Gesichter, dabei größtmögliche Genauigkeit im Ausdruck bei größtmöglicher Freiheit der Form. So könnte man die Szenen, Menschen und Tiere beschreiben, die Paul Holz zeichnete.
Leid der Menschen inspiriert den Künstler
"Ich habe viel Krankheit und Elend gesehen, und diese Erlebnisse drücken sich in meiner Kunst aus", schrieb Paul Holz. Das Leid der Menschen, das Leid der "geschundenen Kreatur" zieht sich durch sein Werk. Er zeichnete nicht klassisch, nicht akademisch. Ihm kam es auf den Ausdruck an. "Wer ein Zeichner werden will, der muss zwei gute Augen haben. Mit dem einen Auge sieht er die Dinge, mit dem anderen, was hinter den Dingen ist."
Paul Holz zeichnet, was ihn im Innersten ergreift
1883 in eine Bauernfamilie in Riesenbrück im heutigen Mecklenburg-Vorpommern hineingeboren, brachte sich Paul Holz das Zeichnen selbst bei. Er arbeitete als Lehrer und bestand 1924 das Staatsexamen als Zeichenlehrer mit Auszeichnung. An der Akademie für Kunst und Kunstgewerbe in Breslau, wo unter anderem Otto Mueller und Oskar Schlemmer unterrichteten, wurde Paul Holz 1926 "Lehrer für Methodik und Übungsschule im Tafelzeichnen".
"Ich konnte immer nur zeichnen, was mich ergriff, im Innersten ergriff. Blitzartig traf es mich. Oftmals langsam und schwer, dann auch spielend und leicht." Paul Holz
Fleischer am Ladentisch, die Zeichnung entstand um 1928 und zeigt einen bulligen Mann mit riesigen Händen. Er stützt sich auf den Tisch, sein Blick geht zu einem imaginären Kunden nach unten links. Mit wenigen, mal dünnen, mal dickeren Tuschelinien gelingt es Paul Holz, die körperliche Wucht einzufangen, mit der sich hier einer aufstützt. Das Gesicht mit nur wenigen, sich überschneidenden Linien eingefangen, die Haare dunkel, ungeduldig gekritzelt. Hinter dem Fleischer ein Teil der Waage, fern im Raum unter der Decke aufgereihte Ringwürste, vor ihm auf dem Tisch ein Messer.
Ungewöhnliches Zeichenpapier schafft neue Effekte
Paul Holz hatte eine Vorliebe für ungewöhnliche Papiere. Er schnitt sie mitunter aus Büchern heraus, um darauf zu zeichnen, zeichnete auch gern in die Bücher hinein und meistens schrieb er in die Zeichnung. So steht über und neben einem Heringsverkäufer, der sich die Arme um den Leib schlägt: "Kalt, kalt, kalt."
Die Kunsthistorikerin und Kuratorin Nina Schleif fasst in dem Buch mit Gastbeiträgen und vielen Abbildungen das Leben, die Haltung und die Einzigartigkeit dieses Zeichners eindrücklich zusammen. Sie sagt: "Ich kann sie so leicht nicht vergessen, die Zeichnungen von Paul Holz, und auch seine Worte hallen in mir nach":
"Wahrhaftig und mutig nach vorne weisende Kunst wird von der Masse immer bekämpft werden und in der Minderheit bleiben. Ein Argument für sie." Paul Holz
Schlachter des guten Gewissens: Der Zeichner Paul Holz
- Seitenzahl:
- 176 Seiten
- Genre:
- Bildband
- Zusatzinfo:
- Mit Textbeiträgen von Johanna Brade, Nina Schleif und Rosa von der Schulenburg,164 Farbabbildungen, 23 x 28 cm, gebunden
- Verlag:
- Klinkhardt & Biermann / Hirmer Verlag
- Preis:
- 35,00 €
