Mit Puderperücke gegen den Papa
Inspiriert zu diesem Roman wurde Rolando Villazón vor allem durch die Geschichte eines guten Freundes, der auch Opernsänger werden wollte, aber scheiterte. Das und Villazóns Liebe für Mozart und Salzburg haben aus dem Buch das gemacht, was es nun ist.
"Nicht nur die Bewunderung dieses Genies - und Mozart ist ein Genie wie kein anderer -, aber dann plötzlich findest du einen Freund." Rolando Villazón
Durch die Lektüre von Mozarts Briefen hat Rolando Villazón diese noch tiefere Beziehung zum Komponisten aufgebaut und auch deshalb die Lust verspürt, eine Hommage an Mozart und seine Geburtsstadt Salzburg zu schreiben. Auch die Hauptfigur im Roman "Amadeus auf dem Fahrrad", der Ich-Erzähler Vian Mauer, findet in Mozart schließlich einen Freund im Geiste.
Die Hauptfigur scheitert kläglich
Der Mexikaner Vian, von seinen Eltern nach dem französischen Schriftsteller Boris Vian benannt, ist mit Ende 20 nach Europa gegangen, um - zum Ärger seines strengen Vaters - zu beweisen, dass er als Opernsänger Erfolg hat. Aber Vian scheitert kläglich. Er probt zwar für die Salzburger Festspiele in Mozarts "Don Giovanni", aber nur als Komparse. Seinem Vater schildert Vian das viel positiver. Selbst in der Liebe scheitert Vian tragikomisch, wird auch noch obdachlos in Salzburg. Was ihm bleibt, sind seine Mozart-Lektüre und der Komponist selbst.
"Wie er das Leben spüren und in Musik übersetzen konnte, ist unglaublich! Es ist so einfach und dann, wenn man es sieht, ist es unglaublich schwierig. Und er schreibt so in einem der Briefe: 'Ich muss Musik so schreiben, dass die Esel denken, es ist phantastisch, und die großen Musiker wissen, es ist phantastisch'." Rolando Villazón
Mit Rokoko-Perücke auf dem Fahrrad
Als Vians Scheitern auch seinem Vater klar ist und der den Sohn in Salzburg abholt, um ihn zurück nach Mexiko zu bringen, tut Vian aus Verzweiflung verrückte Dinge. Es kommt zur großartigsten Szene des Romans, die man sofort filmisch vor sich sieht: Schon auf dem Rückweg nach Mexiko, bei einem Zwischenstopp, greift sich Vian ein abgestelltes Fahrrad und fährt damit in dem Flughafengebäude herum und seinem Vater davon. Vian trägt eine gepuderte Rokoko-Perücke:
Ein frohlockendes inneres Licht ließ mich leicht und zuversichtlich in die Pedale treten. Ich betätigte die Fahrradklingel am Lenker und wich geschickt den Leuten aus, die in allen Richtungen unterwegs waren. Ich trällerte die sogenannte "kleine" Symphonie in g-Moll und war mir in meiner entfesselten Freude sicher, dass Mozart es geliebt hätte, Fahrrad zu fahren. Leseprobe
Schräge Einfälle und Sprachspiele
Der Roman "Amadeus auf dem Fahrrad" ist insgesamt kein großer Wurf. Würde der Ich-Erzähler Vian, ein Meister im Scheitern, perfekt schreiben, anstatt etwas antiquiert und mit unbeholfenen Metaphern, wäre das sicher unglaubwürdig. Rollenprosa eben. Nur sollte die dann trotzdem den Leser fesseln. Und das gelingt in diesem Roman nicht immer. Angetan liest man den Text vor allem dann, wenn er von schrägen Einfällen und Sprachspielen bestimmt ist. Ganz im Sinne Rolando Villazóns und Wolfgang Amadeus Mozarts. Der unterschrieb zum Beispiel gerne anstatt mit "Mozart" rückwärts mit "Trazom".
"Diese spielerische Seite von Mozart ist phantastisch. Das Ziel ist nicht, Freude zu finden. Das Glück ist, Spiele zu finden. Da, wo wir alle zusammen gleich sind." Rolando Villazón
Amadeus auf dem Fahrrad
- Seitenzahl:
- 416 Seiten
- Genre:
- Roman
- Verlag:
- Rowohlt
- Bestellnummer:
- 978-3-498-07070-0
- Preis:
- 26,00 €
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Romane
